57: Ungutes Gefühl

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Castor:

Diese Nacht schlafen wir bei Lucas, weil seine Mutter meint, sein Dad solle sich gefälligst daran gewöhnen.
Wir sind aber ganz anständig geblieben und haben nur gekuschelt und geredet.

Ich kann immer noch nicht fassen, was Lucas aus mir für einen Waschlappen gemacht hat. Kuscheln und reden, zusammen einschlafen, aufwachen, morgens ein Kuss und ich bin die glücklichste Person der Welt.
Vor ein paar Monaten noch war das undenkbar, aber nun... Es ist so unglaublich.

Leider müssen wir aber relativ früh aufstehen, um meine Tasche noch von zuhause zu holen.
Wir betreten gerade das Haus und ich laufe meinem Dad über den Weg. „Hei Daddy"
Beim Vorbeilaufen wuschelt er mir durch die Haare. „Hei Kleiner. Oh und hei großer" dabei sieht er Lucas an.
Ich halte sofort inne und sehe meinen Vater strafend an. „So viel größer als ich ist er gar nicht"
Dabei versuche ich mich zu strecken, um größer rauszukommen, wodurch ich aber nur lächerlich wirke. Aber mal ganz ehrlich, ich bin nur einen halben Kopf kleiner als er. Und wenn ich es nicht wäre, wäre es schrecklich. Ich liebe es, zu ihm hoch sehen zu können, vor allem, wenn seine schönen Lippen mich dann schon erwarten.

Lucas legt lachend einen Arm um einen Schultern. „Nein, gar nicht", meint er ironisch.
Ich strecke ihm die Zunge raus.

Dann höre ich meinen Dad lachen. „Ihr seid echt süß zusammen, aber passt auf, dass ihr nicht in die Sonne geht. Zucker schmilzt, wenn er warm wird"
Daraufhin muss ich glücklich lächeln. Hab ich schon mal erwähnt, wie sehr ich meinen Dad liebe?

„Sei mir nicht böse, Dad, aber was machst du zuhause? Musst du nicht arbeiten oder so?"
Er zuckt mit den Schultern. „Ich dachte mir, ich genieße heute mal die Ruhe, da deine Mutter weg ist und du auch außer Haus sein wirst" Ein kleiner Schauer huscht über sein Gesicht.Ich

Seufzend befreie ich mich aus Lucas Umarmung und gehe zu meinem Dad, um ihn zu drücken. „Du findest schon eine Frau, die dich verdient hat, Daddy."
Er lacht leicht und schiebt mich weg. „Du bist mein Sohn, kleiner, du musst mich nicht aufmuntern. Das sollte andersrum sein."
Augenverdrehend sehe ich ihn an. „Ich bin schwul, Dad, solche konservativen Ansichten interessieren mich nicht. Scheiß auf Rollenverteilung"
Er wuschelt mir durch die Haare und küsst meine Stirn. „Ich überhöre den Ausdruck jetzt einfach mal und wünsche euch eine schöne Reise. Und Lucas, pass bitte auf Castor auf, wer weiß, was er schon wieder ausheckt oder anstellt"
Dann ist er auch schon im Flur verschwunden und ich drehe mich zu Lucas um.

„Dein Dad ist cool", meint er, als wir händchenhaltend in mein Zimmer gehen, um meine Tasche zu holen.
„Ja ist er.", bestätige ich.

Nach einem letzten Blick damit ich ja nichts vergessen habe, gehen wir aus dem Haus, rufen Dad dabei eine Verabschiedung zu und erschrecken dann, weil uns vor der Tür jemand gegenübersteht.
Marinette.

„Hei Jungs" Sie lächelt schüchtern, was man eigentlich nicht von ihr kennt.
Lucas schiebt mich sofort hinter sich. „Ich hab dir doch geschrieben, dass wir keinen Kontakt mehr zu dir wollen. Du hättest mir erzählen sollen, dass du Seths Schwester bist" Er knurrt das angespannt.
Sie lacht bitter aus, wirkt aber auch verletzt. „Wenn ich jemanden kennenlerne, erzähle ich ihm doch nicht erst von meinem Bruder und davon, dass er ein Drogendealer ist. Ich finde das ja auch nicht toll, aber er hat sich so sein Business aufgebaut und verdient Geld für die ganze Familie. Ihr wisst nicht, wie es ist, wenn man alles für ein bisschen Kleingeld tun muss. Ihr seid hier in dieser tollen Gegend aufgewachsen, immer geschützt vor allem Möglichen. Seth und ich sind im Ghetto groß geworden, wir sind die ungewollten Kinder einer Nutte, die uns nur behalten hat, um das Geld vom Amt zu bekommen. Wir hatten nie jemand anderen als uns selbst. Ihr dürft mich nicht dafür verurteilen, dass ich nicht freiwillig in diese Leben zurück will. Und ich wusste ja auch nichts davon, dass Cas und Seth eine Vergangenheit haben."

„Aber du weißt, dass Seth selbst abhängig ist", sagt Lucas kalt. „Und, dass er andere abhängig macht. Sonst würde das Geschäft ja nicht so gut laufen"
Ihre Schultern sacken nach unten, als sie niedergeschlagen nickt. „Ich weiß, dass es falsch ist, aber ich nehme es in Kauf, dass diese Menschen, die sich die Drogen kaufen auch wissen, wie sie damit umzugehen haben und ich ein besseres Leben führen kann. Außerdem würde Seth nicht aufhören, selbst wenn ich es ihm sagen würde. Ich bin eigentlich nur hier, um mich bei euch zu entschuldigen und um euch zu warnen. Seth hat irgendetwas ausgeheckt"

Sofort erinnere ich mich an seine Drohung Lucas gegenüber.
Er bleibt misstrauisch Marinette gegenüber, also ich schiebe mich vor ihn und frage Marinette, ob sie weiß, was Seth vorhat.
Sie schüttelt den Kopf. „Ich weiß nur, dass es nichts Gutes sein kann. Er liebt dich unglaublich, Cas, aber selbst mir ist bewusst, dass das nicht mehr normal ist. Passt einfach auf euch auf" Sie fällt mir um den Hals.
Etwas überfordert erwidere ich die Umarmung nicht wirklich, ehe sie dasselbe bei Lucas abzieht und dann so schnell wieder verschwunden ist, wie sie aufgetaucht ist.

„Also das war seltsam", murmele ich kritisch, als wir ihr hinterher sehen.
Lucas nimmt mit der einen Hand meine Tasche und mit der anderen meine Hand. „Das war nicht nur seltsam, Cassy. Irgendetwas stimmt hier nicht", vermutet er.

Ich habe ja keine Ahnung, wie Recht er damit hat.

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt