„Ihr kriegt mich nie!" Ich schaue mich um, um auszumachen, wo diese hohe piepsige Stimme herkommt. „Warts nur ab...", murmele ich. Ich laufe mit dem Hackbeil in der Hand durch die Hütte und suche nach dem pinken Glitzer, den das verdammte Viech immer umgibt. „Sarah! Da oben!" Jenni deutet in eine Ecke, in der es leicht glitzert. „Mist!", quiekt die hohe Piepsstimme und fliegt plötzlich los. „Jenni!", rufe ich, „Es kommt auf dich zu!" Das pinke flauschige Einhorn mit pinken flauschigen Flügeln und Schleifen fliegt um unsere Köpfe. Wie verrückt versuchen wir, auf das Einhorn einzuhacken, doch es ist zu schnell. Wir erwischen es nicht. Provokativ fliegt es um unsere Köpfe, während es lauthals singt: „Pink fluffy unicorns dancing on rainbows!" Mittlerweile hüpfe ich von Bett zu Bett und verfolge das Einhorn. Ich weiß nicht weshalb, aber ich hasse es. Da fliegt es eine scharfe Kurve. Bei dem Versuch, es zu zerhacken, stolpere ich über die Bettkante von Duffs Bett. Aber anstatt auf den harten Boden zu knallen, lande ich in einem Haufen Schokocookies. Verwirrt schaue ich zu Jenni, die versucht, das glitzernde Einhorn mit einer Fliegenklatsche zu erschlagen. Ich will ihr helfen, doch ich kann mich nicht bewegen. Ich klebe an den Keksen fest! „Los Jenni!!", feuere ich sie stattdessen an. „Ich versuchs ja!", beschwert sie sich, „Es ist zu schnell!" Jenni hüpft, um das Einhorn zu erwischen. „Pink fluffy unicorns dancing on rainbows!" Plötzlich verwandeln sich die Cookies in pinke Zuckerwatte und ich falle hindurch.
Ich stehe vor der Hütte, überdeckt mit Zuckerwatte. Weil ich Lärm von innen höre, öffne ich die Tür. Jenni versucht immer noch, das Einhorn zu erwischen. Aber diesmal mit Haarspray und Feuerzeug! Unser Weihnachtsbaum steht in pinken glitzernden Flammen, genauso wie die Couch, die mitten im Raum steht. Ohne weiter nachzudenken, renne ich los. Ich benutze die brennende Couch als Absprunghilfe und erwische das verdammte Vieh mit meinem Hackbeil am Bein. Aus dem Riss sprühen Regenbogen hervor, die auf Jenni zufliegen. Schnell hechtet Jenni hinter die Couch, doch mitten im Sprung fassen sie die Regenbogen. Gefesselt liegt sie am Boden und zappelt wie ein Fisch im Netz. Ich will ihr helfen, als mir auf einmal das Einhorn eine gigantische Stricksocke über den Kopf stülpt. Da ich nichts sehe, taumele ich rückwärts und stolpere sofort. Ich reiße mir wütend die Socke vom Kopf. „Axl!", brülle ich, „Wehe du lässt deine Schuhe noch einmal mitten im Raum stehen!" Ich sehe wieder den Glitzer und rappele mich schnell auf. Das Einhorn schwirrt wieder um meinen Kopf und ich hacke ziellos auf es ein.
„Sarah!", höre ich Jenni rufen, „Wo ist der Käse?!" „Im Kühlschrank, Jenni!", brülle ich zurück, ohne das Einhorn aus den Augen zu lassen. „Du kriegst mich nie!" Seine Stimme ist nun das komplette Gegenteil: tief und bedrohlich. Es hat nun rote Augen. Ab und zu schaffe ich es, es zu erwischen. Aus immer mehr Stellen kommen Regenbogen und schwirren durch das Wohnzimmer. Schnaufend bleibe ich stehen. Dieses Einhorn ist gut!, denke ich, verdammt gut! „Hey Sarah, ich hab den Käse!" Fröhlich hält Jenni einen Block Käse hoch. „Kääääääseee!!", piepst das Einhorn wieder mit der hohen Stimme. Mit rot glühenden Augen schießt es auf Jenni zu, die liebevoll ihren Käse streichelt. Erschrocken will ich sie noch warnen, doch in dem Moment, als das Einhorn den Käse berührt macht es Puff! Und Jenni ist verschwunden, samt dem Käse. „Jenni??" Suchend blicke ich mich um, aber sie ist nicht mehr da. „Omg, it's magic!", quieke ich und auf einmal höre ich Queen singen: „It's a kind of magic – magic!" Noch verwirrter schaue ich mich um und versuche auszumachen, woher die Musik kommt, als mein Blick wieder auf das flauschige Einhorn fällt. Jetzt kommt es auf mich zugeflogen. Anstatt Regenbögen, quillt nun grüner Schleim aus den Wunden, die Jenni und ich ihm zugefügt haben. „Dafür wirst du büßen!", droht es mir, nun wieder mit der tiefen dröhnenden Stimme, „Du hast mir den Käse geklaut!!" „Ich krieg es, Sarah!" Axl kommt mit einer zusammengerollten Zeitung auf mich zugerannt. Er holt aus, doch stolpert über seine eigenen Schuhe und anstatt das Einhorn zu erschlagen, haut er mir die Zeitung voll in die Fresse. Während ich nach hinten kippe, da Axls Schlag ziemlich heftig war, werfe ich das Beil auf das Einhorn. Ich sehe, wie es von ihm durchbohrt wird und schrecke auf.
Ich starre in die Dunkelheit und erkenne den Umriss des Weihnachtsbaumes. Erleichtert stelle ich fest, dass er nicht in pinken glitzernden Flammen steht. Es war nur ein Traum! Und was für einer! Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich schaue mich um. Alle scheinen friedlich zu schlafen. Naja, Mick liegt unter Tommy und Steven begraben, aber das scheint ihn nicht zu stören. Da fällt mir ein, dass Jenni ja auch in meinem Traum vorgekommen war. „Jenni!", zische ich, „Bist du wach?" Ich versuche, sie zu sehen, doch die ganzen Flaschen auf dem Tisch sind im Weg. Da merke ich, dass ich etwas in der Hand habe. Verwirrt betrachte ich das Hackbeil, dessen Klinge im Mondlicht glitzert. Wie kommt das hier her?, frage ich mich. Vorsichtig, um die anderen nicht zu wecken, beuge ich mich vor und lege das Beil unter das Bett. Ich gähne und kuschele mich wieder unter die Decke, nur um festzustellen, dass mich Vinces Plüscheinhorn anstarrt. Genervt schiebe ich es in Vinces Richtung und schmiege mich an Axl. Dieser legt den Arm um mich und murmelt: „Was ist denn los?" „Ach nichts", flüstere ich, „Ich hab nur komisch geträumt...Aber wehe du lässt deine Schuhe noch einmal mitten im Raum stehen..! Komm, schlaf weiter." „Hu? Is gut...", nuschelt er, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und schließt die Augen. Ich lege ihm eine Hand auf die Brust und falle in einen ruhigen Schlaf, ohne weitere Träume.
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Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]
FanficAls Sarah ihre Freundin Jenni in Köln besucht, hätte sie nicht gedacht, wie alles endet. Nach der Halloweenparty geht alles ganz schnell und nach der Flucht vor IHM, landet sie in einer Hütte mitten im Wald. Doch dass von da an ihr normales Leben ei...