Pov Leon
Nach der Stunde mit Dr. Schneider überlegte ich, ob ich in meinem Zimmer bleiben oder vielleicht in den Aufenthaltsraum gehen wollte. Natürlich war meine erste Wahl das Zimmer, doch die Stunde mit dem Doc hatte mich ein wenig stutzig gemacht. Bei genauerem Nachdenken konnte ich keineswegs leugnen, dass ich mich in gewisser Weise einsam fühlte, doch was könnte ich daran ändern? Das Problem lag in meiner mangelhaften Fähigkeit, Leuten mein Vertrauen zu schenken. Doch ich hatte auch gute Gründe dazu...
Meine Gedankengänge wurden unterbrochen, als es unerwartet an meiner Tür klopfte. Wer war das? Hatte der Doc was vergessen? Frau Mertens, die nachschaute, ob ich mich wieder vor dem Essen zu drücken versuchte, konnte es nicht sein. Dafür war es noch zu früh.
,,Hey, äh... darf ich reinkommen, Leon?"
Wow, mit Aaron hatte ich am wenigsten gerechnet. Woher wusste der überhaupt, wo mein Zimmer war? Wahrscheinlich hatte er einfach beobachtet, in welches Zimmer ich immer verschwunden war.
Diese Logik ist wirklich bewundernswert Leon.
Doch das warf erneut dieses nervige Warum ins Spiel. Ich verstand immer noch nicht, warum er sich mit mir abgab. Warum er versuchte, dass ich ihm vertraute. Apropos...
Vielleicht konnte ich ihm ja wirklich vertrauen? Ich hatte mir darüber zwar schon in der Kantine den Kopf zerbrochen, doch so langsam...
Er war in der ganzen letzten Zeit der Einzige, der sich wirklich um mein Vertrauen bemühte. Klar, Frau Mertens war auch freundlich, aber es war irgendwo noch immer ein Teil ihres Berufes. Von Dr. Schneider mal ganz abgesehen.
,,Also... Ich kann auch wieder gehen, wenn du willst."
Seine Stimme klang ruhig, verständnisvoll. Auch wenn ich immer noch nicht sicher war, welche Gründe sein Verhalten hatte, stand ich einfach vom Bett auf und legte meine Hand auf die Klinke. Doch erneut zögerte ich. Wer sagte mir, dass er wirklich mein Vertrauen wollte? Dass er mich später nicht einfach wieder durch den Dreck schleifen, auf mich eintreten würde, wie die meisten anderen, denen ich vorher so schnell vertraut hatte?
,,In Ordnung, ich... äh, ich gehe dann mal. Wir sehen uns dann später beim Essen."
Jedoch sagte mir auch keiner, dass es so enden würde. Ich hatte letztendlich keine Ahnung, wie er damit umgehen würde. Bloß, weil ich schon zu oft davor den falschen Leuten vertraut hatte, hieß das noch lange nicht, dass Aaron auch so war. Es gab absolut keine Anzeichen, in welche Richtung es gehen würde.
Vielleicht sollte ich einfach wieder anfangen, auf das Gute zu hoffen?
Schneller, als dieser Gedanke meinen Kopf passiert hatte, war die Klinke schon heruntergedrückt und ich sah mich einem zum Gehen gewandten Aaron gegenüber. Als er sah, dass ich nun doch geöffnet hatte, drehte er sich wieder zu mir und setzte erneut sein schiefes Grinsen auf.
Irgendwie mochte ich dieses Grinsen. Es war ansteckend. So war es auch nicht verwunderlich, dass nun auch ich am lächeln war.
,,Und ich dachte schon, du magst mich nicht.", seufzte Aaron erleichtert. ,,Darf ich rein kommen?"
Vorsichtig nickte ich und trat zur Seite, damit er eintreten konnte.
Immer noch mit einem Lächeln im Gesicht kam er rein und setzte sich auf die Bettkante. Erwartungsvoll sah er mich an. Da ich nicht wusste, was genau er von mir wollte, sah ich ihn fragend an und setzte mich in der Zwischenzeit auf den Stuhl, weil mir die Körpernähe noch nicht ganz behagte.
,,Jetzt erzähl schon! Wie war deine erste Stunde beim Doc?"
Ich sah ihn mit ein wenig großen Augen an. Ich fand seine Direktheit irgendwie faszinierend. Ich würde mich nie so etwas trauen.
Aber die Frage, die ich mir nun stellte, war, wie sollte ich antworten? Reden traute ich mich noch nicht so wirklich, und ein Kopfnicken oder -schütteln würde keinen Sinn machen.
Etwas überfordert zuckte ich einfach mit den Schultern, damit wenigstens irgendeine Reaktion von mir kam.
,,Verstehe schon, du willst noch nicht reden... Wie können wir sonst kommunizieren... Ah! Ich habs! Warte hier kurz! Ich komm gleich wieder!"
Schnell stand Aaron auf und verließ das Zimmer. Ich saß etwas perplex einfach da und wartete gespannt auf Aaron. Ich fand es schon süß wie er sich Mühe machte, um mit mir zu reden, und fragte mich langsam, ob ich ihm wirklich vertrauen konnte.
Aber wirklich nachdenken konnte ich nicht, da Aaron schon wieder ins Zimmer kam, bewaffnet mit einem Stift und Block.
Interessiert sah ich ihn an.
,,Naja... Da du nicht reden kannst oder willst, dachte ich, dass du es vielleicht aufschreiben willst...", verlegen kratzte der Schwarzhaarige sich am Hinterkopf.
Nachdenklich sah ich auf den Zeichenblock. Konnte ich ihm so viel vertrauen? Wollte ich schon eine richtige Kommunikation mit ihm? Es würde einiges einfacher machen und wer weiß... Vielleicht war er ja wirklich nett und wollte mein Freund sein! Auch wenn mich bis jetzt nie jemand als Freund haben wollte, vielleicht war er ja anders? Außerdem konnte ich so erstmal genau darüber nachdenken, was ich ihm mitteilen wollte, also minimierte sich die Gefahr, dass ich mich irgendwie verplapperte.
Ich musste wieder anfangen, Vertrauen zu Menschen aufzubauen, und Aaron schien ganz nett zu sein...
Vorsichtig nickte ich und nahm mir Stift und Papier. Schnell und möglichst leserlich schrieb ich darauf: ,,Einen Versuch ist es Wert. c:"Hey Leude!
Jetzt endlich kommt mal wieder ein neues Kapitel. ^-^
Bewertung und Kritik sind natürlich immer gerne gesehen. :D
Dann wünsche ich euch noch einen traumhaften Tag!
Eure Lion :3
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Hold Me till the End ├ BoyxBoy ┤
Teen FictionDer 19-jährige Leon lässt sich in die Psychiatrie einweisen, um seine Soziophobie lozuwerden. Doch er hätte niemals gedacht, dass er jemanden kennenlernen würde, der sein ganzes Leben nochmal auf den Kopf stellt.