Lucas:
Seth starrt mich aus großen Augen an, blickt dann auf die Waffe in seiner Hand wieder zu mir.
Mein Brustkorb brennt höllisch, der Versuch zu atmen scheitert kläglich.
Mehr als ein Röcheln kommt nicht raus.
Dann ein Husten.
Halte mir die Hand auf den Mund, erkenne Blut auf meinen Fingern, das sofort von Regen weggespült wird.Dann sehe ich wieder hoch zu Seth, erkenne nur noch seinen Hinterkopf, der sich schnell entfernt.
Ein weiter Versuch zu atmen scheitert.
Mein Körper sackt weiter nach hinten.Erst jetzt begreife ich, was hier passiert ist.
Seth hat mich angeschossen, deshalb bin ich nach hinten umgefallen.
Cas habe ich wohl mit mir gerissen, denn er sitzt hinter mir.
Mein Oberkörper lehnt gegen seinen, von hinten presst er die Hände auf meine Wunde.Erst dann schaltet mein Gehörsinn wieder ein. Cas Lippen bewegen sich schon eine Weile, während er panisch von meiner Brust zu mir sieht. „Das ist gar nicht so schlimm, Schatz, sieht nur so aus." Er schluchzt. „Ist nur ein Streifschuss"
Ich versuche zu lachen, doch es endet in einem Husten von Blut. Das alles passiert so schnell, doch ich nehme es wie in Zeitlupe wahr.
Cas nimmt meine Hände und presst sie auf meine Wunde, mit seiner anderen Hand fummelt er mein Handy aus der Hosentasche und ruft einen Krankenwagen.
Ich sehe in den Dunklen Himmel, die Regentropen rasen auf mich zu, doch ihre Bewegungen sind zeitlos.
Ich höre seit ich den Schuss vernommen habe nur noch ein rauschen.
Ich weiß nicht, ob das der Regen ist oder mein geplatztes Trommelfell. Vielleicht auch beides.Doch Cas' Stimme höre ich trotzdem, wenn auch undeutlich.
Wieso weint er denn? Oder sind das Regentropfen auf seinem Gesicht?„Gleich kommt er Krankenwagen. Nur noch ein bisschen durchhalten, hast du gehört?" Er zieht mich näher zu sich, während er auf meine Wunde drückt.
Im einen Moment weiß ich ganz genau, was vor sich geht, weiß, dass Seth mich angeschossen hat, weiß, dass Cas weint, weil die Kugel in meiner Brust steckt, höre ihn sprechen, all die sinnlosen Dinge, die er sagt. Ich weiß, dass ich gleich sterben werde.
Aber im nächsten Moment fühle ich mich federleicht, habe keine Schmerzen, liege nicht auf einem kalten Boden in einer Pfutze aus Blut und schmutzigem Regenwasser, sondern bin wieder mit Cas im Himmel. Nur er und ich.
Sein Lächeln, seine Stimme, seine Augen, seine Berührungen, mein pures Glück dabei.Bis ich wieder in die Realität drifte und Sirenen durch das Rauschen höre, doch sofort bin ich wieder im Himmel.
Als ich das nächste Mal etwas mitbekomme, liege ich in einem engen Raum, höre die Sirenen umso lauter.
Sehe mich um.
Cas, der sich verzweifelt an meine Hand klammert.
Er weint. So sehr weint er. So verzweifelt. Wieso? Wer tut ihm das an?Doch dann weiß ich wieder, dass ich der Grund für seine Tränen bin, weil ich hier liege.
Ich versuche zu sprechen, seinen Namen zu sagen, doch dann höre ich ein lautes Piepen, mein Körper beginnt zu verkrampfen, meine Kehle schnürt sich zu.
Ich kann förmlich spüren, wie mein Herz aufhört zu schlagen.Im nächsten Moment schlägt es wieder, pumpt das Blut weiter durch mich hindurch, aber ich weiß, dass irgendetwas falsch ist.
Mein Brustkorb brennt, es tut verdammt weh, aber irgendwie nehme ich es nur am Rande war.Bis der Krankenwagen, in dem ich sein muss, hält, passiert das immer wieder.
Ich bin bei Bewusstsein, als meine Liege aus dem Krankenwagen in das Krankenhaus geschoben wird, als Cas schreit, dass er bei mir bleiben will, aber abgehalten wird.Ich höre seine Worte. „Ich liebe dich! Lucas, hörst du ich liebe dich! Halt durch, bitte!"
Dann dringt seine Stimme nur noch dumpf an mein Ohr, ich sehe weiße Wände, immer wieder aufleuchtende Lichter, Menschen, die in meinen Augen leuchten, versuchen mit mir zu sprechen.Ich weiß, dass ich im Krankenhaus bin, aber ich weiß auch, dass ich nicht mehr rauskommen werde.
Das einzige, das mich tröstet, ist der Gedanke daran, meine Chance auf dieser Welt genutzt zu haben und vielleicht doch in sowas wie einem Himmel oder Paradies auf Cas warten zu können.
DU LIEST GERADE
Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)
Teen FictionAchtung! Dies ist nicht die Geschichte einer Liebe wie sie beginnt, sondern wie sie endet. Aber vielleicht sollten wir doch erstmal von vorne anfangen: Es waren einmal zwei Jungs, beste Freunde, die unzertrennlich waren. Sie wuchsen zusammen auf un...