1.Wie nehmen andere die Welt wahr?

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Wie nehmen andere die Welt wahr?


Das Farbensehen ist nicht angeboren. Das Neugeborene sieht noch keine Farben, sondern nur Hell-Dunkel-Schatten, allmählich Konturen und am Schluss Farben. Farben sind nicht objektiv vorhanden. Objektiv sind da nur elektromagnetische Wellen, die auf das Auge treffen. Der Reiz wird in das Gehirn weitergeleitet und dort in das Bild, welches wir bunt sehen verwandelt.

Da dies eine ganze Weile nach der Geburt erst geschieht, stelle ich mir die Frage,

ob der Farbeindruck bei jedem der gleiche ist.

Wir blicken zum Himmel und alle nennen die Farbe übereinstimmend "blau". Das ist der Farbeindruck, den die Wellen mit der Länge von etwa 450 nm erzeugen.

Aber könnte es nicht sein, dass andere menschen den Regenbogen in seiner Farbabfolge umgekehrt zu meinem Farbeindruck sehen, oder doch komplett anders?

Auch du würdest den Himmel als blau bezeichnen, auch wenn wir ihn komplett anders sehen würden. Ich könnte ihn als dein grün sehen und du könntest ihn als mein rot sehen.

Hat jeder eine andere Lieblingsfarbe, obwohl sie doch die gleiche ist?

Eiinem Farbenblinden fehlt keine Farbe. Er kann sich Farbe nicht vorstellen. Er wundert sich, dass andere Menschen Flächen unterscheiden können, die für ihn den gleichen Grauton haben. Man kann ihm auch auf keiner Weise vermitteln, was Blau ist.

Wie beschreibt man eine Farbe?

Auch uns Farbensehenden fehlt keine Farbe.

Gleichwohl gibt es Lebewesen, bei denen das sichtbare Spektrum breiter ist, die also für Wellen von 350 nm oder für 750 nm noch einen Farbeindruck haben.

Was sehen die? Wie sieht deren Welt aus?

Es gibt Lebewesen, die sich an den Magnetfeldern/-linien der Erde orientieren. Sie sehen diese. Das kann man daraus schließen, dass sich in ihren Augen Eisenpartikel befinden, die sich wie Kopassnadeln an dem Magnetfeld ausrichten.

Wie sieht so eine Welt aus?

Gestern ging ich hinter zwei Frauen her, von denen eine, wie ich nachher erfuhr, von Geburt an blind war. Sie hatte einen Blindenstock mit Kugel unten dran, den sie hin und her schwenkte. Das Trottoir war nicht breit, und es standen darauf große Mülltonnen zur Leerung am nächsten Tag bereit. Die Blinde ging auf sie zu, und bevor ihr Stock an die Tonnen kam, streckte sie die Hand abwehrend gegen die Tonnen aus. Ich habe sie angesprochen und gefragt, woher sie gewusst habe, dass sich vor ihr große Mülltonnen befanden, obwohl ihr Blindenstock diese doch noch gar nicht berührt habe. Sie antwortete, sie spüre, dass da ein großer Gegenstand sei.

Wie kommt das? Was geht von der Mülltonne aus, dass sie deren Gegenwart spürt?

Welche Fragen stellst du dir?---->

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