Harte Schritte hallten durch die Nacht.
Sie stampften über Steinboden und wurden von den Wänden der Höhle laut zurückgeworfen.
Drei Gestalten hatten sich in die Mitte der Höhle in einen Kreis gesetzt und tuschelten leise.
Sie waren schwarz gekleidet und trugen rote Mäntel mit Kapuzen.
Diese lagen ihnen so tief im Gesicht, dass es halb verdeckt wurde.
Neben ihnen standen welche mit identischen aber blauen Mänteln, wie viele konnte Johnny gar nicht zählen.
Er war einer von den Leuten mit blauen Mänteln und hatte Angst, die er kläglich mit einem Lächeln zu verbergen suchte.
Er wusste schließlich nicht, was ihn erwartete.Fackeln, die an den Wänden hingen oder im Boden festgemacht wurden, wurfen lange Schatten auf die Szene und ließen den Ort unheimlich erscheinen.
Die drei rot gekleideten, die von nun an Rotmäntel genannt werden, standen synchron auf.
,,Kameraden, Kumpel, Begleiter. Heute ist die Nacht gekommen in der ihr unserer Gemeinschaft offiziell beitretet."
,,Von da an könnt ihr bei unseren Machenschaften offiziel mitmachen und mehr tun, als nur die Ungerechten zu bestehlen."
,,Stadtdessen könnt ihr uns helfen, diese Welt besser zu machen und solche Leute zu verbannen."
Die Blaumäntel klatschten.,,Tretet nun vor und sagt unseren Schwur."
Schritte erklingen und hastig reihten sich die Blaumäntel ein.
,,Wir wurden mal geschaffen mit der Fähigkeit zu geben.
'Haben immerzu gerackert und ließen uns alles nehmen.
Der Kapitalismus hat unsere Gesellschaft entzweiht,
Gerechtigkeit wurde entweiht.
Da der Staat keine vernünftigen Bedingungen herstellen kann,
liegt es an uns, an jedermann.
Wir werden Gerechtigkeit herstellen.
Immer wieder.
Immer zu.
Und setzten uns bis dahin niemals zur Ruh'!Einer der Rotmäntel sprach.
,,Wenn der Staat und das System versagen liegt es an uns, zu demonstrieren, protestieren und das System zusammenbrechen zu lassen.
Nächste Woche Montag werden wir wieder protestieren.
Ich erwarte von euch friedlichen Protest."
,,Nun nehmt euch ein paar Flyer und geht Kameraden. Ihr seid offiziell Mitglieder der großen Organisation 'jedermann', die sich weltweit für Gerechtigkeit einsetzt."
Die Blaumäntel jubelten und klatschten.
Als das verstummte redete der letzte von den Rotmänteln.
,, Wir sehen uns Montag hoffentlich mit noch mehr Gesichtern wieder. An unserer Demo kann man auch teilnehmen, ohne Mitglieder wie wir zu sein. Also ladet ruhig Familie und Freunde ein, mitzumachen.
Auf Wiedersehen und vergesst nicht, was zu Essen einzupacken.
Wir demonstrieren vor dem Rathaus und das für mehrere Stunden ab neun Uhr."
Erneut ertönte klatschen und vereinzelte Leute riefen sowas wie 'bis dann', 'tschüß' oder 'Auf Wiedersehen'.Johnny ging mit den anderen Blaumänteln weg und machte sich auf den Weg nach Hause.
Als alle gegangen waren, gingen auch die Rotmäntel weg, nachdem sie die Fackeln ausgemacht und mitgenommen hatten.
Josminda Truchtengut war eine von ihnen und lief lange, bis sie den Bahnhof erreichte.
Einen Stapel Flugblätter legte sie dahin und klebte einen auf eine Säule, wo viel Werbung draufgeklebt war.
Danach wartete sie und stieg schließlich in den Zug, der letzte der in dieser Nacht hier entlang fuhr.Sie wurde kurz von den wenigen Passagieren in ihrer Nähe angestarrt, denen sie daraufhin genervt zulächelte.
Das liegt entweder an meinen Klamotten oder diesen Ort, vermutete sie und setzte sich.
Danach zog sie sich den Mantel aus.
Ihr Gesicht blieb aber weiter durch einen Schwarzen Kapuzenpullover mit dem roten Logo von jedermann verdeckt.
Sie las in einem Buch und hörte Musik, bis sie aussteigen musste.
Als sie ausstieg lies sie ein paar Flyer auf ihren Platz liegen.
Dann seufzte sie.
Sie hätte noch eine lange Nacht.Am Nächsten Tag stieg ein kleines Mädchen früh morgens in denselben Bus und setzte sich neben den Platz, auf den Josminda gesessen hatte.
Es war Samstag und von daher war der Bus noch nicht gereinigt worden, heute Abend würde das nach Betriebschluss geschehen.Sie runzelte die Stirn, nahm sich dann aber einen Flyer und las ihn durch.
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Große Demo gegen aktuelle Arbeitsbedingungen und den Mindestlohn•Wo? Vor dem Rathaus in Dubzenburg und vielen anderen Städten
•Wann? Montag den 5.04.2108 ab 9 Uhr
•Wer? Jeder der dem folgenden 'warum' zustimmt, die Organisation jedermann
und die Arbeitsschutzverbände
Sabbelam&co, Trion, Gutwirdbesser und der staatliche Arbeitschutzdienst Poka
•Warum? Schauen Sie auf ihren
Arbeitsvertrag. Auf ihre Geldbörse, den
Mindestlohn und die Aktuellen Preise
sowie die Inflationsrate.
Sollten Sie daraus nicht schlau werden
lesen sie sich bitte die folgenden 'Fakten'
durch
•Fakten:
Seit dem letzten Jahr hat die Inflation
einen einmaligen Höchstwert von 6
Prozent erreicht.
Die Steuern auf Produkte sind allerdings
prozentual erhöht worden,
sodass die Preise noch weiter in die
Höhe getrieben wurden.
Abgesehen davon wurden die
Steuerprozente für den Arbeitnehmer und
Arbeitgeber erhöht, von 15-39 auf 19- 45
Prozent. Angeblich für den Klimawandel
aber der genaue Verwendungszweck wird
nicht angegeben.
In dieser Kriese gab es keine
Mindestlohnerhöhung sondern sogar
eine Mindestlohnsenkung von 12 auf 10 Dukron in der Stunde
-> das hatte erhebliche
Lohnkürzungen zur Folge.
Auch in Ausbildungen verdient man jetzt
weniger Geld, selbst in denen die vom
Staat unterstützt wurden, wie Kranken-
und Altenpfleger
=>wir müssen ohne ausreichende
Begründung mehr Zahlen und haben
weniger Geld zur Verfügung obwohl alles
teurer wird•Die Quellen finden sie auf der Rückseite
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Das Mädchen steckte den Flyer ein.
,,Das muss ich Vater zeigen", dachte sie sich
Ihn würde das bestimmt interessieren, denn er hatte schon lange über diese Umstände geklagt; genauer gesagt jedes zweite Mal, wenn sie bei ihm war.
Dann seufzte sie, holte den Flyer wieder heraus und machte ein Foto von ihm und den Quellen auf der Rückseite, welche sie in ihre Familienchatgruppe schickte.Vielleicht, dachte sie, interessiert das ja auch meine anderen Verwandten.
Dem Flyer legte sie wieder ordentlich auf den Stapel zurück. So könnten ihn noch mehr Leute lesen und vielleicht verteilen. Bei ihr reichten Fotos völlig.
Ihre Schwester postete das Foto kurze Zeit später auf Polinboard und schrieb
ihr privat ein Dankeschön.Aber das kleine Mädchen war nicht die einzige, die so ein Foto gemacht hatte und schon bald gab es sehr viele Bilder mit dem Hashtags #Montagsdemo_für_bessere_arbeit&wertschätzung #jedermann #kampffürgerechtigkeitinderarbeit
Und fast jeder, der so ein Bild nicht sah würde bald Flyer oder Plakate irgendwo in seiner Stadt sehen.
Nach einer langen Nacht kam Josminda Truchtengut nach Hause, zog sich um und setzte sich auf ihr Bett
Sie hatten viel erreicht, sie hatte viel geschafft.
,,Bald", murmelte sie ,,wird jedermann noch mehr erreichen. Bald werden wir dieses Ausbeutende System stürzen oder zumindest verändern und wir werden als Helfer in die Geschichte eingehen und nicht mehr als eigenartige Sekte angepriesen. "
Dann schließ sie die Augen und driftete in den Schlaf.Währenddessen regten sich zahlreiche Arbeitgeber darüber auf, dass ihre Mitarbeiter sich frei nahmen oder sich entschuldigten mit den Verweis auf das in Potulo weltweite Arbeitsdemonstrationsrecht.
Um es mit den Worten eines sich Entschuldigenden zu sagen;
,,Ich werde Montag zwecks Arbeitsrechtsdemonstration nicht anwesend sein. Hierfür verweise ich aufs Arbeitsdemonstrationsgesetz, was besagt, dass man unbezahlt wenn es einen zum Thema Arbeit und Leben direkt betrifft, von der Arbeit fernbleiben und Demonstrieren kann. Haben Sie ein schönes Wochenende trotz der Unannehmlichkeiten."
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jedermann
Science FictionIn Potolu gibt es einige Ungerechtigkeiten, die vor allem den Arbeitnehmer zu Laste fallen. Dagegen wird demonstriert, unter anderen von der ein wenig eigenartigen Weltweiten Organisation jedermann. Hier könnt ihr etwas über ihren Aufstieg und das w...