Part 60 ~ Babysitting

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„Was machen wir jetzt?" fragte Samra, der mit verschränkten Armen an der Tür lehnte.
„Keine Ahnung was du jetzt machst, aber ich hab zu tun." sagte ich und verschwand im Schlafzimmer, um mein Bett zu machen. Gerade als ich die Decken einigermaßen gerade gezogen hatte kam er angeschlichen und schmiss sich auf mein Bett.
„Muss das sein?" fragte ich sauer.
„Jap" sagte er gelangweilt und zog sein Handy aus der Tasche. Unbeeindruckt ließ ich ihn liegen und ging in die Küche. Gedankenverloren räumte ich die Spülmaschine aus, als ich plötzlich ein Pfeifen hörte.
„Verdammt Capi ist echt ein Glückspilz" Hörte ich Samra rufen. Perplex schaute ich Richtung Schlafzimmer und ließ dann alles stehen und liegen, um zu gucken was er machte.
„Bist du bescheuert?" Rief ich, als ich ihn mit meiner Unterwäsche in der Hand vor meinem Kleiderschrank stehen sah.
„Ich hab doch gesagt mir ist langweilig" verteidigte er sich und versteckte meinen Tanga hinter seinem Rücken, als ihm diesen wegnehmen wollte.
„Gib das sofort her!" meckerte ich und spürte, wie mir die Röte in die Wangen stieg.
„Lass mich den behalten, bitte" lachte er.
„Aber sonst geht's ja? Gib her jetzt!" fauchte ich und riss ihm das Kleidungsstück aus der Hand. Schnell verstaute ich ihn wieder in der Schublade, während Samra seine Finger schon wieder woanders hatte.
„Wer isn das?" Fragte er und hielt ein Foto in der Hand.
„Mein Bruder." sagte ich augenrollend und nahm ihm das Foto weg.
„Du hast nen Bruder?" fragte er verwirrt und sah sich weiter um.
„Anscheinend schon. Haben dir meine Eltern das etwa nicht erzählt? Ich versteht euch doch so super gut" sagte ich herablassend und hing das Foto wieder zurück an meine Pinnwand.
„Nö davon haben sie nix gesagt." Sagte er abgestumpft und sah sich die Bilder an meiner Wand an.
„Kannst du jetzt bitte aus meinem Schlafzimmer raus gehen?" fragte ich genervt und beobachtete, wie er sich weiter umsah.
„Nope."
Mit einem frustrierten stöhnen drehte ich mich um und ging wieder in die Küche. Als ich ihn auflachen hörte drehte ich mich schlagartig wieder um und ging zurück.
„Ich hoffe die sind nicht nur Deko und ihr benutzt die auch wirklich" Feierte er und wedelte mit der Packung Kondome herum, die er in meinem Nachttischschrank gefunden hatte.
„Hast du nicht irgendwas zu tun? In deiner Wohnung? Oder wenigstens außerhalb von meiner?" schnaubte ich verärgert und wollte ihm das Päckchen aus der Hand reißen, aber er war schneller und schnappte mein Handgelenk.
„Ich muss Babysitter spielen, schon vergessen? Außerdem macht es Spaß dich zu nerven" grinste er und wollte mir in die Hand beißen, doch ich zog sie schnell weg und schaute ihn vorwurfsvoll an. Lachend packte er die Kondome zurück in die Schublade und schlenderte dann an mir vorbei in das Wohnzimmer.
„Ich werd mal ne Runde pennen. Wenn du abhaust gibt's Ärger, also versuchs gar nicht erst." Sagte er müde und warf sich auf das Sofa. Jetzt konnte ich endlich weiter in Ruhe meine Wohnung aufräumen. Ich widmete mich wieder der Spülmaschine, säuberte dann die Küchentheke und den Ofen und putzte anschließend das Badezimmer. Eigentlich wollte ich mich ja auf die Couch plumsen lassen, aber Samra hatte sich da komplett breit gemacht. Irgendwie sah er ja schon süß aus. Aber klar, wenn sie schlafen sind sie alle süß. Da kam mir die Idee. Theoretisch müsste er doch irgendwo sein Handy dabei haben. Auf dem Tisch lag es nicht, also tastete ich vorsichtig seine Hosentaschen ab. Als ich fündig geworden bin entsperrte ich es (der Idiot hatte keinen Sperrcode) und ging auf Instagram. Es ertönte ein kurzes klick und schon lud ich das Foto in seiner Story hoch. Sofort flogen einige Nachrichten mit Lachsmileys rein, wodurch ich anfing zu kichern. Nachdem ich locker 5 Minuten über das Bild gefeiert hatte, beugte ich mich so unauffällig wie möglich über ihn und versuchte das Handy ganz sachte wieder in seine Tasche zu schmuggeln. Hat auch super funktioniert, bis mein eigenes Handy in meiner Tasche klingelte. Whatsapp. Da ich es relativ laut eingestellt hatte wurde er natürlich wach. Und zwar genau in dem Moment, als sich meine Hand noch in seiner Hosentasche befand. Unter Schock bewegte ich mich keinen einzigen Millimeter, in der Hoffnung, dass er einfach wieder einschlafen würde.
„Was wird das wenns fertig ist?" brummelte er verschlafen und schaute auf die Hand an seinem Oberschenkel.
„Ähm...nix?" stammelte ich und zog die Hand ganz schnell weg. Ruckartig stand er auf und positionierte sich so vor mir, dass ich vor Schreck beinahe rückwärts in den Couchtisch geflogen wäre.
„Hast du gerade versucht mich zu befummeln?" fragte er skeptisch.
„Bist du bescheuert? Nein natürlich nicht!" zischte ich und ging zur Seite, damit mir der Tisch nicht mehr in den Kniekehlen hing.
„Was wollte deine Hand dann an meiner Hose?" Mit einer erhobenen Augenbraue starrte er mich an und wartete gespannt auf eine Antwort.
„Ähm...da...da war ein Fussel. Den wollte ich nur weg machen. Huch, na guck einer an, er ist ja immer noch da" stotterte ich und tat so als würde ich tatsächlich einen Fussel von seiner Hose wegwischen. Mein gesamter Körper zuckte zusammen, als er unerwartet nach meinem Handgelenk griff und meine Bewegungen somit stoppte.
„Wenn du weiter an meiner Hose herum rubbelst kann ich für nix mehr garantieren" raunte er heiser und grinste dabei schelmisch.
„Oh" sagte ich verlegen und löste mich aus seinem Griff.
Grinsend wand er sich von mir ab und setzte sich wieder auf die Couch, wo er dann sein Handy aus heraus kramte. Als er es entsperrte war sein Blick unbezahlbar. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er überlegte.
„Was zum..." murmelte er und tippte ein paar mal auf dem Bildschirm herum.
„Du hast mich fotografiert?" Brüllte er irritiert und wütend zugleich.
„Eventuell" sagte ich vorsichtig und hielt mir die Hand vor den Mund, um nicht loszulachen.
„Naja, so schlecht sehe ich ja gar nicht aus" grinste er selbstverliebt und betrachtete das Foto.
Er steckte sein Handy weg und erhob sich dann.
„Trotzdem werde ich dir das heimzahlen, das ist dir hoffentlich bewusst."
Ich musste kurz überlegen, ob er das jetzt auf lustige Art meinte oder eher auf die 'ich mach dir das Leben zur Hölle' – Art. Ich hoffte einfach mal dass es die erste Art sein würde.
„Darf ich alleine den Müll runter bringen oder brauch ich da auch einen Begleiter?" fragte ich provokant und wies auf den überfüllten Müllbeutel, der in der Küche stand.
„Ich komm mit runter." sagte er stur und zog sich die Schuhe an.
„Dann kannst du ihn auch gleich selber runter bringen" siteß ich genervt hervor und schob ihm den Müllsack zu.
„Übertreib nicht, Nervensäge." knurrte er und hielt mir die Tür auf. Unten angekommen atmete ich die frische Sommerluft ein. Es war heute nicht so extrem warm, aber es war schön. Der Himmel war von ein paar wenigen Wolken bedeckt und die Sonne schlich sich ab und zu mal durch.
„Klebst du jetzt hier fest oder bringst du den Müll weg?" Riss mich Samra aus meinen Gedanken und zündete sich eine Kippe an.
„Musst du immer rauchen?" nörgelte ich.
„Bist du meine Mutter?" konterte er abweisend.
„Na Gott sei dank nicht." flüsterte ich kaum hörbar und schliff den Müllsack hinters Haus, wo sich die Container befanden. Gerade als ich den Beutel in den Container gestopft hatte hörte ich eine bekannte Stimme.
„Josy"! Rief das Mädchen auf der anderen Straßenseite und kam auf mich zu gerannt.
„Hey wie schön dich zu sehen." freute sich Cataleya und umarmte mich freundschaftlich.
„Pscht nicht so laut, Samra steht da hinten und raucht eine. Wenn er dich sieht rastet er wieder aus. Was ist das eigentlich mit dir und den Jungs?" Flüsterte ich vorsichtig.
„Sorry. Wie wäre es wenn wir uns mal auf einen Kaffee treffen? Dann kann ich dir alles in Ruhe erklären." Schlug sie lächelnd vor.
„Das wird schwierig, weil...naja die Jungs machen sich ein bisschen Sorgen weil es vor kurzem Stress gab, deswegen haben sie Angst dass wieder was passiert." Erklärte ich leise mit gesenktem Blick.
„Weißt du was, gib mir einfach deine Nummer und dann gucken wir wann wir uns mal treffen können. Sag ihnen dann einfach du triffst dich mit einer Freundin oder deinen Eltern oder sowas." Sie streckte mir ihr Handy entgegen und ich tippte nickend meine Handynummer ein.
„Josy?" Hörte ich Samra von weiter weg brüllen, was mich aufschrecken ließ.
„Ich muss zurück, aber wir schreiben!" sagte ich schnell und eilte wieder zurück zum Hauseingang.
„Lak was hat denn da so lange gedauert?" meckert er und musterte mich misstrauisch.
„War eben nicht so einfach den Müllbeutel in den Container zu kriegen. Hättest mir ja helfen können, der war voll schwer." log ich und schlich mich an ihm vorbei. Ohne weiter auf die Diskussion einzugehen schnippste er seine Kippe weg und folgte mir nach oben.
„Was machen wir jetzt?" fragte er, als er wir wieder in meiner Wohnung waren. In dem Moment fiel mir die Whatsapp ein, die ich vorhin bekommen hatte. Ich zog das Handy aus meiner Tasche und öffnete neugierig die App. Es war eine Nachricht von Vladislav.

Hey Prinzessa💓
Ich nehme mal an dass du das Foto von Samra gemacht hast. Sehr gut 😂😂😂
Ich bleib jetzt noch ne halbe Stunde bei Vincent und dann mach ich mich auf den Weg zum Studio.
Wenn du und Samra euch nicht gegenseitig gekillt habt sag ihm dass wir uns im Studio treffen und er dich mitnehmen soll. 🙈
Freu mich schon wenn wir heute Abend alleine sind Baby 😘

„Vladislav hat geschrieben. Er fährt in einer halben Stunde ins Studio, wir sollen dann dort hin kommen."
„Perfekt" Murmelte er zufrieden und ließ sich wieder auf die Couch fallen.

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