**Reys Sicht**Ich war schon über eine Stunde damit beschäftigt, mir ein passendes Kleid auszusuchen. Vor einigen Tagen war Finn während des Mittagessens vor Rose auf die Knie gegangen und hatte um ihre Hand angehalten. Ich freute mich zwar für die Beiden, doch als ich mich im Spiegel betrachtete, fühlte ich mich ziemlich unwohl. Ich hatte noch nie ein Kleid getragen, sondern immer nur meine Tunika. Zwar hatte ich sie immer mal wieder gewechselt und einmal hatte ich sogar meine Tunika weggelassen und stattdessen eine braune Hose und ein beigefarbenes Oberteil angezogen aber nur für kurze Zeit, während ich mich auf dem Planten Ahch-To bei Luke befand.
Als ich mich auf dem Weg zu Ben machte, hatte ich dann wieder etwas anderes an: eine etwas kürzere, graue Tunika mit langem Gewand vorne und hinten und eine ebenfalls graue Hose, mit braunen Stiefeln. Meine Haare machte ich nur kurz auf, um sie etwas zu richten und einen schöneren Zopf zu machen als den, der mir vom Sturz ins kalte Wasser der Höhle geblieben war. Ich musste zugeben, dass mir diese Frisur gefiel. Es war mal etwas anderes, als meine drei zusammen gebundenen Zöpfe. Sie waren zwar auf Jakku ganz praktisch gewesen, da sie mir nicht immer im Gesicht hingen und die Hitze es nicht gerade besser gemacht hatte, weil sie dadurch an meinem Nacken kleben bleiben. Doch nach dem Sturz hatte ich irgendwie Lust auf etwas Neues und beschloss deshalb, diese Frisur erst mal so zulassen. Ich wusste nicht wieso, doch sie ließ mich das Gefühl von Freiheit spüren. Mir war klar, dass es sich ziemlich seltsam anhörte, deshalb hatte dieser Gedanke nur in meinem Kopf eine Erinnerung und sonst in keinem.Als laute Geräusche durch die Tür drangen, wurde ich wieder in die Realität zurückgeholt und fing an meine Haare, die ich vor Kurzem erst wieder zu meinen drei Zöpfen zusammen gebunden hatte, nur etwas verändert zu lösen, sodass mein offenes Haar auf meine Schultern fiel.
Der Grund, wieso ich mir wieder meine alte Frisur machte, war eigentlich nur der, dass meine Haare inzwischen fast schon doppelt so lang waren wie vor knapp einem halben Jahr.
Normalerweise wuchsen meine Haare nicht so schnell, doch seitdem ich Jakku verlassen hatte, wurden sie immer länger und länger. Dieses Mal waren es nicht laute Geräusche, die mich aus meinen Gedanken holten, sondern ich selbst. Ich lief zu meinem Schreibtisch, nahm von dort meine Haarbürste und ging wieder zum Spiegel zurück. Nachdem ich mir meine Haare gekämmt hatte und sie einfach so offen ließ, ging ich zum Schrank und holte meine Schuhe, die dort schon bereit auf dem Boden standen.
Mit einem unsicheren Gesichtsausdruck rutschte ich in die ca. sieben Zentimeter spitzen Absatzschuhe rein. Für mich waren diese sieben Zentimeter schon zu viel. Zum Schluss ging ich noch einmal zum Schreibtisch, um das in Rot verpackte Geschenk mitzunehmen, in dem sich das Hochzeitsgeschenk für Rose und Finn befand. Plötzlich klopfte es und als ich die Tür öffnete, sah ich Poe der mich mit einem Lächeln empfing.
»Du hast dir ja doch ein Kleid angezogen«, sprach er und ein kleines Lachen konnte er sich nicht verkneifen. Konnte er es denn nicht wenigstens einmal lassen mich zu ärgern? Er wusste nämlich ganz genau, dass ich es nicht besonders mochte, in einem Kleid herum zu laufen, was aber eigentlich jeder wusste, da ich dies letztens mit lautem Geschrei allen mitteilte.
Es war zwar nicht meine Absicht, doch als Finn, Rose und Poe es nach dem zehnten Mal immer noch nicht verstanden hatten und mich immer weiter dazu drängten eins zu tragen, konnte ich nicht mehr. Irgendwann riss mir der Geduldsfaden und ich machte es ihnen noch einmal mit lauten Worten ganz deutlich.
Doch diese Aktion war mir unglaublich peinlich, da ich dadurch die ganze Aufmerksamkeit des Widerstands auf mich gezogen hatte. Als ich mit einem roten Gesicht den Essenssaal verließ und beim rausgehen immer noch die Blicke der anderen auf meinem Rücken spürte, war mir deutlich bewusst, wie dumm das gerade eben war.
Ich wollte mich bei den dreien entschuldigen, wusste aber nur nicht wie, da ich noch nie besonders gut darin war, mich zu entschuldigen. Warum auch? Auf Jakku war ich eigentlich nie diejenige gewesen, die etwas falsches gemacht hatte, sondern eher die anderen, die Spaß daran hatten, die restlichen Bewohner zu quälen und deren gefundenen Schrott zu klauen.
Nachdem ich mich dann aber gestern Abend noch mit Poe unterhalten hatte, da dieser mir über den Weg gelaufen war, als ich von einem kleinen Spaziergang wiederkam, um meinen Kopf etwas frei zu bekommen, nutzte ich die Gelegenheit um mich bei ihm zu entschuldigen.
Er nahm es aber locker und erzählte mir, dass er meine Reaktion nachvollziehen konnte, da sie mich ja mit Absicht etwas genervt hatten. Ich mochte ihn, doch manchmal machte Poe einfach zu viele Witze, die nicht immer angebracht waren und er spielte auch gerne den Sturkopf, da er oft sein eigenes Ding durchzog. Er war sich ziemlich sicher, dass die Anderen mir das auch verzeihen würden, da sie ja eigentlich selber Schuld waren. Meinte zumindest Poe. Doch ich war nicht der gleichen Meinung. Ich wusste nicht wieso aber in letzter Zeit war ich ziemlich angreifbar und wurde schnell sauer. Das fing an seit... ich wollte diesen Gedanken nicht wieder aufwühlen und versuchte ihn deswegen zu unterdrücken.
Ich war deshalb umso dankbarer, als Poe mich mit einem: »Kommst du denn jetzt mal?«, aus meinen Gedanken riss. Als ich zu ihm aufblickte, sah ich, dass dieser schon an der Tür stand und mich fragend ansah. Ich gab nur ein Nicken von mir und folgte ihm dann aus meinem Zimmer.
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THE LAST 𝐃𝐄𝐂𝐈𝐒𝐈𝐎𝐍
FanfictionDen Kräften der Ersten Ordnung in einem letzten verzweifelten Versuch endlich entronnen, flüchtet der Widerstand auf einen abgelegenen Planeten, weit weg von der Tyrannei des neuen Herrschers. Doch ganz egal, wie schwer die Verluste wiegen, noch imm...