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„Wer bist du? Daichi?“
Hektisch wischte ich meine Tränen fort und drehte meinen Kopf herum.
Kichernd legte sich ein Arm um mich: „Nicht ganz, aber fast.“
„S-sugawara?“
Zufrieden zog er mich an sich: „Richtig. Und jetzt kommst du wieder mit rein. Die anderen machen sich Sorgen um dich.“
„A-aber ihr wart doch am Schlafen?“
Amüsiert legte der Grauhaarige eine Weste über meine Schultern: „Wenn du eine Krähe aufgeweckt bekommst, sind die anderen wohl auch nur im Halbschlaf. Wie Nishinoya es gesagt hatte, passen wir auf dich auf. Wir haben geahnt, dass du nicht im Zimmer bleibst, also ist es ein Leichtes dich wieder zurückzuholen.“

Beschämt senkte sich mein Blick: „Es tut mir leid, aber ich will noch nicht wieder rein. Ich brauche einfach noch etwas Zeit alleine.“
„Gut, dann bleibe ich hier.“
Verdattert sah ich ihn an: „Nein, geht wieder schlafen.“
„Können wir aber alle nicht, wenn wir wissen, dass es dir nicht gut geht und du irgendwo herumgeisterst.“
Seufzend spürte ich, wie sich zwei Arme um mich schlangen und leicht hin und her schaukelten: „Ich bleibe die ganze Zeit bei dir, ob du willst oder nicht. Außerdem bist du eine super Managerin, eine gute Freundin und sicher kein Monster.“

Entsetzt quietschte ich auf: „D-das hast du noch mitbekommen?“
Leise lachend zog Sugawara sich mit mir zusammen auf die Beine: „Klar, aber hättest du dir doch denken können.“
Stumm nickte ich, während der Grauhaarige langsam losging und ich ihm wackelig nachkam.
Zwar hatte ich noch riesige Bedenken, dass die Prügelei zwischen Bokuto und Kuroo wegen mir war, doch schienen die Krähen wohl nicht ganz dieser Meinung zu sein.
„Egal wie sehr sich die beiden auch schlagen, sie bleiben Freunde. Bei uns ist das eben normal, ihr Mädchen führt ja auch eure Kriege, aber sobald ihr wirklich befreundet seid, übersteht ihr alles. Das tun Bokuto und Kuroo auch; so denken wir alle“, vorsichtig strich der Drittklässler mit seiner Hand über meinen Oberarm: „Und falls sie sich doch nicht vertragen sollten, was ich bezweifle, haben sie sich am Ende doch wegen einem guten Grund, einem der es wert war, zerstritten.“

*

Unruhig sah ich mich um. Ich war den Umgang mit den Krähen zwar gewohnt, doch das war selbst für mich neu.
Während die einen eher einen grimmigen Ausdruck auf ihren Gesichtern hatten, mit denen sie böse auf die umherstehenden Spieler starrten, lächelten die anderen mir aufmunternd zu.
Ich fand diesen Gruppenzusammenhalt zwar toll, aber fand ich das auch gleichzeitig etwas übertrieben.
Ich lief neben Daichi und Sugawara her, während -vor allem- Nishinoya und Tanaka beschützend um uns herumliefen.
Irgendwie war es für mich auch eher unangenehm.
Egal, was Bokuto und Kuroo auch gestern Abend getan hatten, so schlimm war es nicht gewesen. Ich war nicht erstickt, sie hatten sich nicht gegenseitig die Knochen gebrochen. In diesem Fall war dieser Aufruhr gar nicht nötig.

„Lasst das doch mal!“, genervt griff Daichi nach dem Kragen von Tanaka: „Das ist doch übertrieben.“
Bei dem Blick, den der Kapitän trug, wurde selbst mir eisig.
„Aber Daichi!“
„Wir müssen doch auf Hanako aufpassen!“
Während meine zwei Bodyguards meuterten, zog Sugawara mich an ihnen vorbei und stieß mich verlegen lächelnd durch die Tür der Mensa.
„Du kennst sie ja. Immer etwas zu leidenschaftlich am hantieren.“

Stumm nickte ich und richtete meinen Blick etwas auf den Boden. Natürlich lag die Aufmerksamkeit nach allem was passiert war auf mir.
„Sie sind nicht da, also kannst du dich ruhig entspannen.“ Zuversichtlich übte Sugawara mit seiner Hand Druck auf meine Schulter aus und lenkte mich zu den Tabletts.
Schief nickte ich und griff mir eines. Mit dem Zuspieler zusammen ging ich zu Miyanoshita hin. Die Managerin der Ubugawa war wie immer gut gelaunt: „Guten Morgen, Ishida!“
„Morgen.“ Brummelnd nickte ich ihr entgegen und lud mir mein Tablett auf.
Mit dem Grauhaarigen zusammen bahnte ich mir abschließend den Weg zu unserem Tisch hindurch und pflanzte mich ihm gegenüber.

„Lass es dir schmecken, Hanako.“
Sobald ich sein sanftes Lächeln sah, musste ich es schmal erwidern: „Danke, Sugawara. Du dir auch.“
Entspannt begann ich zu essen und merkte, wie sich mit der Zeit die restlichen Spieler der Karasuno am Tisch tummelten. Gemütlich aßen alle und redeten gelegentlich, doch war es etwas ruhiger als sonst – das auch allgemein in der Kantine.

Was auch immer mich dazu brachte, ließ mich zur Tür sehen. Irgendwie blühte eine leichte Sorge in mir auf, die Bokuto und Kuroo betraf. Beide fehlten noch, wobei die Mannschaften von ihnen schon vollzählig anwesend waren.
Laut polternd wurde plötzlich die Tür zur Mensa aufgerissen, was mich zusammenzucken ließ. Ungläubig fiel mein Kiefer herab und ich ließ mein Messer sinken. Ich hätte mit allem gerechnet bei den beiden, doch nicht mit diesem Verhalten.

Lachend quetschten sich Kuroo und Bokuto durch die Tür. Sie hielten sich gegenseitig im Schwitzkasten und wuschelten mit den Händen in der Frisur des anderen herum.
Ich war wohl auch nicht die einzige, die das Verhalten überraschte, denn es war mucksmäuschenstill im Raum. Alle Blicke lagen auf der Katze und der Eule und jeder hatte seine Bewegung eingestellt.
Feixend drückten die zwei Kapitäne sich gegenseitig nach unten und liefen zielstrebig durch die Bankreihen. Abrupt ließen sie sich los und streckten sich ausgiebig, ehe sie vor dem Tisch der Krähen zum stehen kamen.

Verdattert schloss ich meinen Mund und sah sie groß an. Dass die beiden spaßend herumhampelten war ja die eine Sache, doch was die zwei nun hier wollten, war die andere.
„Guck doch nicht so!“
„Wir haben uns vertragen. So ein Streit kommt schließlich in den besten Familien mal vor.“
Zweifelnd sah ich die zwei Oberschüler an, die breit grinsend, wie kleine Kinder, vor dem Tisch standen und mir leichte Sorgen bereiteten.
„O-ok…“ Unsicher sah ich von ihnen fort und begutachtete mein Frühstück intensiv.

„Wir haben uns geeinigt…“
Urplötzlich legten sich zwei Hände auf meine Schultern, die jedoch beide nicht von der selben Person stammten.
„…wir lassen dich entscheiden, wen du wirklich willst.“
Reflexartig griff ich nach den Armen, die zu den Händen auf meinen Schultern gehörten und sah nacheinander Kuroo und Bokuto an.
„S-schön und gut“, widerwillig hielt ich meinen Blick nach oben gerichtet: „Ich will nur keinen von euch beiden.“

Überrascht sahen sie mich an, ehe sie betölpelt ihre Arme zurückzogen: „Nicht?“
„Wen dann?“
Hilflos weiteten sich meine Augen und ich richtete mich unbemerkt flehend an Sugawara. Ich wollte zwar keinen von den beiden, doch auch niemand anderen.
„Muss sie jemanden wollen?“ Mit schiefgelegtem Kopf quetschte sich der grauhaarige Zuspieler zwischen mich und die zwei Jäger.

Augenblicklich verengten sich die Augen der zwei.
„Sugawara also?“
Panikartig blickte ich auf Kuroo. Was zur Hölle? Das sollte mein stummer Hilferuf aber nicht auslösen!
„N-nein! Keiner!“, ungelenk drückte ich meinen Beschützer zur Seite und starrte zu den zwei Kapitänen rauf.
Bokuto war jedoch nicht so leicht davon zu überzeugen: „Was hat er, was wir nicht haben?“

„Er hört ihr ordentlich zu!“
Aus dem Nichts heraus sprang eine kleine Krähe hinter Bokuto und Kuroo hoch und schlug ihnen gleichzeitig auf die Köpfe.
„Ihr seid noch immer egoistisch!“

Haikyuu!! - Blumen im Haar #Wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt