Fliege am Fenster.

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"Gibt es ein Leben nach dem Tod?.. Ich meine was passiert wenn ich sterbe? Werde ich wiedergeboren oder finde ich mich in den Wolken von Engeln umgeben wieder? Existiere ich dann im leeren nichts?"
Das alles frage ich mich, während ich meine weiße, leere Decke von meinem Bett aus anstarre.
Langsam beginne ich mich zu bewegen. Mit müden Augen schaue ich auf mein Handy.  
"07:08".
Seitlich rolle ich mich aus dem Bett und springe auf.
Ich nenne das meine morgendliche Akrobatik.

Ich sollte mich Vorstellen.
Mein Name lautet Jason Erikson, lebe bereits seit 17 Jahren auf dieser Drecks-Welt und gehe in die 10. Klasse. Beziehungsweise ging, denn heute ist mein letzter Schultag, meine Abschlusszeremonie.
Meine Noten sind durchschnittlich, und wie die meisten meiner Klasse beginne ich nach den Sommerferien eine Ausbildung.
Es ist nichts wildes. Ich versuche mich bloß in unsere dämliche Gesellschaft einzugliedern und nicht zu stark aufzufallen.

Meine Zimmertür geht auf.
"Guten Morgen, mein Schulabgänger!", grüßt mich mein Vater. Er kommt ursprünglich aus Dänemark, kam beruflich nach Deutschland und lernte dort die Liebe seines Lebens kennen.
Im Endeffekt doch nur die Liebe für 2 Jahre. Meine Mutter kenne ich nicht, sie hat mich nach meiner Geburt mit meinem Vater alleine gelassen.
"Du bist ja schon wach..", stellt er fest.
Das ist nämlich ziemlich ungewöhnlich für mich. Normalerweise bekommen mich keine 10 Pferde aus dem Bett.
"Konnte nicht wirklich schlafen." sag ich mit noch rauer Stimme.
"Das kommt ganz bestimmt durch die Aufregung! Ich weiß noch bei meinem Abschluss..."
Ab dem Zeitpunkt hörte ich ihm schon gar nicht mehr richtig zu.

Völlig hypnotisiert schaue ich auf eine Fliege, die immer wieder gegen meine Fensterscheibe fliegt.
Das bewundert mich.
Trotz dessen, dass sie immer wieder scheitert bei dem Versuch nach draußen, nach der Freiheit zu greifen gibt sie nicht auf.
Sie versucht es immer weiter, selbst wenn sie sich dabei alle Gliedmaßen und Flügel verletzt.
Doch auch sie ist letztendlich ein Gefangener, sie schafft es aus eigener Kraft nicht raus.

"Du solltest dich langsam fertig machen."
Mich holt die Stimme meines Vaters wieder aus meiner Trance.
"Mache ich sofort." erwiedere ich.

Ich laufe zum Fenster und öffne der Fliege, welche schon so viel litt, das Tor zur Freiheit.

Jason.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt