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„Immer wieder stellt und das Leben vor Entscheidungen, die über unsere gesamte Zukunft entscheiden können. Wir müssen abwägen und für uns selbst eine Entscheidung treffen. Mal sind die Entscheidungen klar durch Moralvorstellungen oder Vorschriften eingeschränkt und definiert. Wir haben die Wahl ob wir den falschen oder den richtigen Weg wählen. Doch wir werden auch vor Entscheidungen gestellt, von denen wir nicht wissen, ob sie richtig oder falsch sind. Oft gibt es kein richtig oder falsch. Sie sind beides oder keines. Und dann gibt es noch die Entscheidungen bei denen falsch richtig und richtig falsch scheint. Wie soll man so einen Weg wählen? Doch für mich und alle hier ist die Entscheidung klar. Sie zu fällen ist leicht. Wir wollen und sollen versuchen unsere Qualitäten hervorzuheben und unsere negativen Eigenschaften zu beheben. Perfekt wird man dadurch nicht. Aber dem was wir Perfektion nennen, näheren wir uns an. Wem fehlt es schwer zwischen Verbesserung und Ablehnung zu wählen? Jedem hier ist selber überlassen, welchen dieser Wege er einschlägt. Doch ihr alle wisst, welche Konsequenzen, für euch und für euere Zukunft eine falsche Entscheidung haben kann.

Also trefft eure Entscheidung und meldet euch bis zum 28. Juni für euer persönliches, individuelles C.B.-Programm an. Danke für Ihre Aufmerksamkeit."

Applaus. Stühle werden quietschend über den Boden zurückgeschoben und Stimmgewirr breitet sich wie eine Welle durch die Aula aus. Ich wende meinen Blick von dem großen, nun schwarzen Flachbildschirm, auf dem bis vor ein paar Sekunden die Leiterin des C.B.-Programms zu sehen war, ab und lenke ihn auf Kira und Clay. Beide erzählen mit leuchtenden Augen von ihren Ideen, Wünschen und Plänen. Lächelnd schaue ich zu meinen Freunden und freue mich für sie, dass sie schon klar wissen, was sie wollen. Sie haben bereits ihre Entscheidung getroffen, den Weg ihres Lebens in ihren Köpfen mit schillernden Farben ausgemalt. Und ich bin stolz auf sie, weil ich weiß, was sie mit ihren Entscheidungen alles erreichen und erleben können. Kira mit ihrem Talent, Menschen zu helfen, und ihrem Wissensdurst nach der Heilung von Krankheiten, hätte mit einer Handprothese gute Chancen eine phänomenale Ärztin zu werden. Clay mit seiner Sprachbegabung, der zu jedem nett sein kann, egal wie wenig er diese Person mag, ständen mit einem Mikrochip im Kopf die Türen für eine Karriere als Übersetzter und Dolmetscher offen. Kira grinst mich an und streckt mir ihre Hand hin, um mir hoch zu helfen. Dankend greife ich nach ihr und ziehe beim Aufstehen meine Tasche unter dem Stuhl hervor. Eingehakt bei Clay und Kira mache ich mich auf den Weg zur Cafeteria.

„Nirnay, siehst du diesen Typ da hinten?", Clay stupst mich an und deutet nicht gerade unauffällig mit seinem Kopf nach rechts. Ich wende mich um und mein Blick fällt auf einen Jungen, der wirklich nicht zu verachten ist. Groß, muskulös und verstrubeltes braun-blondes Haar. Ich zwinkere und nicke Clay aufmunternd zu. Er löst sich von meinem Arm und geht mit zielstrebigen Schritten auf den neuen Jungen zu. Ich wundere mich. Er sieht eindeutig älter aus als wir, so dass ich davon ausgehe, dass er eigentlich schon in einem C.B.-Programm sein müsste. Doch auf den ersten Blick fällt mir keine technische Veränderung an seinem Körper auf.

„Was glaubst du, hat er sich machen lassen? Ich finde, er sieht nicht wie ein Cyborg aus."

Kira zuckte mit ihren Schultern: „Vielleicht sieht er nicht wie ein Cyborg aus, aber gut auf jeden Fall."

Lachend drehe ich mich noch ein letztes Mal nach ihm um. Wenn es stimmte, dass er noch ein vollkommener Mensch ist, ohne jegliche technische Verbesserung, wäre das hier an unserer Schule eine Sensation. Ich wüsste nicht was ich davon halten sollte.

Mit Kira, die sich noch immer bei mir untergehakt hat, schwimmen wir in dem Schülerstrom bis zu Cafeteria, in der schon fast alle Tische besetzt sind. Wir lassen uns etwas abseits nieder und Kira macht sich auf, für uns beide etwas zu essen zu besorgen.

NirnayWhere stories live. Discover now