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Am nächsten Morgen ignorieren Josh und ich uns vollkommen. Marie schaut immer wieder kritisch zwischen uns hin und her, stellt aber keine Fragen, wofür ich ihr dankbar bin. Immer noch nicht könnte ich mein gestriges Verhalten irgendwie erklären und begründen. Die einzige Erklärung die mir letzte Nacht eingefallen ist, war dass ich in Josh wohl verliebt sein musste. Warum sonst hätte ich ihn sonst küssen sollen. Aber diese Idee ist so absurd und unmöglich, dass ich sich direkt verdrängt habe. Ich bin keine Person die leicht Gefühle für jemanden entwickelt. Allein um Logan zu akzeptieren und zu mögen, habe ich sechs Monate gebraucht. Aber wenn ich jemanden dann wirklich liebe, tue ich das bedingungslos. So ist es bei meinen Eltern. Ich kenne ihre schlechten Seiten und Fehler die sie gemacht haben, denn noch liebe ich sie und weiß, dass sie tief in ihrem Herzen gute Menschen sind. Sie wollen nur das beste für mich. Bei Marie ist es genauso. Lange habe ich nicht gebraucht um sie ins Herz zu schließen, weil sie auch, wenn ich sie über Jahre nicht gesehen habe, ein Teil meiner Familie ist. Und wenn ich mit ihr Zeit verbringe ist es einfach anders als mit dem Rest meiner Familie. Sie hat nicht die gleichen Erwartungen und Vorstellungen, wie mein Leben später gestalten soll, im Gegensatz zu dem Rest meiner Familie.

Marie drückt mich fest und Josh nickt mir nur einmal abweisend zu bevor ich mich auf den Weg zur Haltestelle mache. Auf dem Weg begegne ich einer Frau, die ich auch gestern im Café getroffen und mit der ich mich auch unterhalten habe. Sie grüßt mich freundlich, was ich nur halbherzig zurück geben kann.

Ich bin erleichter als ich auf die Straße, auf der unser Haus liegt, einbiege, da ich weiß, ich kann mich in mein Zimmer zurück ziehen, etwas lesen und muss nicht an den gestrigen Abend zurück denken. Ich werde die Ereignisse nicht für immer verdrängen könne, irgendwann muss ich mich damit befassen und mit Josh darüber reden. Doch irgendwann ist nicht jetzt.

Als ich gerade die Tür mit einem Handscan öffnen will, wird sie schon von meiner Mutter aufgerissen, die mich wahrscheinlich schon durch das Fenster hat kommen sehen. Wutschnaubend, die Arme in die Hüften gestemmt, steht sie vor mir.

„Wo warst du?", fährt sie mich an, „Wir haben uns Sorgen gemacht!"

„Ich war bei Kira, das habe ich euch dort erzählt."

„Nein dort warst du nämlich gerade nicht! Ich habe versucht dich auf deinem Handy zu erreichen, als du nicht ran gegangen bist, habe ich Kira angerufen. Sie wusste nichts davon, dass du angeblich bei ihr warst! Wo also warst du?"

„Ich war-"

Mein Vater kommt hinzu und flüstert meiner Mutter etwas zu, die daraufhin Kreideweiß wird.

Dann zischt sie mich an, „Komm rein. Das klären wir nicht Draußen in der Öffentlichkeit."

Ich ziehe meinen Kopf ein und folge ihr in das Wohnzimmer. Meine Eltern setzten sich beide, mit verschränkten Armen auf das Sofa, während ich mich auf einem Sessel niederlasse.

„Also", die Stimme meiner Mutter klingt klingt Zuckersüß, „ dein Vater hat gerade den Bericht deiner Fahrten mit der Straßenbahn erhalten. Du bist gestern Nachmittag geradewegs ins das Viertel der Aussätzigen gefahren. Und das nicht nur Gestern. Im ganzen letzten Monat 17 Mal! Wie willst du uns das erklären?" Ihre Stimme wird schrill.

Leugnen bringt nichts mehr, also rücke ich mit der Wahrheit heraus. Während ich von meinen Besuchen bei Marie erzähle wird das Gesicht meines Vaters immer saurer und das meiner Mutter im weißer.

„Wie konntest du uns das antun?", poltert er auch direkt nachdem ich geendet habe los, „ Wie konntest du deine eigenen Eltern so hintergehen? Wir haben dir alles gegeben im Leben was du wolltest. Und du hast unsere Liebe mit Lügen schamlos ausgenutzt. Nicht nur das. Du hast dich über Verbote hinweg gesetzt. Weißt du eigentlich was du damit unserer ganzen Familie antust?! Wenn irgendjemand davon erfährt ist unser Ruf dahin!"

NirnayWhere stories live. Discover now