1. Nur Einbildung?

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Ich stürmte in Windeseile in die große, stets auf Hochglanz polierte Küche des riesengroßen Appartements meiner Tante und mir, schnappte mir schnell meine Schlüssel von der Theke, griff am Vorbeigehen nach meiner Jeansjacke, die ich mit einigen Malereien verziert habe und verabschiedete mich mit einem hastigen "Bis später!" von meiner Tante Victoria, die wie immer sehr beschäftigt und in ihre Unterlagen vertieft am Esszimmertisch saß. Ich eilte in die Tiefgarage, um so schnell wie möglich mit meinem Auto zur Schule fahren zu können. Es war mittlerweile 7:40 Uhr und ich hatte nur noch 25 Minuten Zeit, bis der Unterricht begann. Und wie üblich für New York durfte ich erst mal im Stau stehen. Glücklicherweise kam ich nur mit einer kleinen Verspätung an der Schule an. Als ich mein Geschichtsbuch aus meinem Spind holte, warf ich noch einen kurzen Blick in den Spiegel, den ich in meinem Spind hängen hatte. Meine rotblonden Haare waren zu einem wilden Zopf zusammengebunden, aus dem einige Strähnen heraushingen. Ich hatte vergessen meine Lippen einzucremen, weshalb sie deutlich zu trocken waren. Und ich hatte zwei nicht zueinander passende Ohrringe gewählt. Ich beschloss, den Spind trotz meines Aussehens abzuschließen und begab mich so schnell wie möglich ins Klassenzimmer. Ich war, Gott sei Dank, nur 3 Minuten zu spät, weshalb ich nur mit einem kleinen "Entschuldigung" neben meiner besten Freundin Kayla Platz nahm. „Alles Gute zum Geburtstag, Becca!", flüsterte sie mir zu, jedoch war es nicht überhörbar. Einige drehten sich zu mir um, lächelten oder gratulierten mir flüsternd, was sie aber auch hätten laut tun können, da es im Klassenzimmer deutlich an Lautstärke zunahm. "Was gibt's denn da zu bereden?", fragte Mrs. Thomas mit ihrer üblich strengen Stimme. "Nichts Wichtiges", entgegnete ich nach einer etwas längeren Zeit des Schweigens und kurz darauf bereute ich diese Worte auch wieder. "Aber wichtiger als mein kostbarer Unterricht?", wollte Mrs. Thomas wissen und sie schaffte es jedes Mal aufs Neue, dass sich ihre Fragen wie ein Verhör bei der Polizei anhörten. Dieses Mal beschloss ich nicht zu antworten. Ich schaute in mein Geschichtsbuch um Blickkontakt mit Mrs. Thomas zu vermeiden, jedoch hatte ich das Gefühl, dass ihre Blicke mich durchbohrten. Also so richtig, denn für kurze Zeit vernahm ich starke Kopfschmerzen und ein glühendes Stechen in meinem Kopf. Das dauerte so lange an, bis ich merkte, dass sich die Geschichtslehrerin von mir abwandte. Während der restlichen Stunde konnte ich mich kaum noch konzentrieren; das galt auch für den restlichen Schultag. In meinem Kopf wirbelten ununterbrochen und immer wieder dieselben Fragen:
War Mrs. Thomas der Grund für meine Kopfschmerzen gewesen? Hat sie das Stechen bei mir verursacht? Und wieso nur bei mir? Kann es sein, dass...
Stopp, Becca, das bildest du dir nur ein. Das kann nur Einbildung sein. Ich meine, das ist ja völliger Schwachsinn.
Oder...
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Hallo <3
Ich hoffe, dass dir dieses Kapitel gefallen hat, vorausgesetzt, das liest überhaupt jemand xD
Falls dem so sein sollte, werde bald den nächsten Teil schreiben ☺️

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