23| Ratschläge

1.1K 28 13
                                    


Kapitel 23:


Leons Sicht:


Der Unfall war nun 5 Tage her und es ging mir schon ein wenig besser. Die Schmerzmitteldosis wurde jeden Tag ein wenig nach unten geschraubt. Nachts bekam ich stärkere Schmerzmittel, daher konnte ich relativ gut schlafen. Heute war es bereits 15:00 Uhr, als mein Vater mich besuchen kam. „Hallo Leon. Entschuldige, dass ich heute erst so spät komme. Ich hatte noch einen Termin bezüglich der Eisdiele." erklärte er mir. „Kein Problem" lächelte ich ihn an. „Ich habe mir überlegt, dass ich im Winter doch ein Café daraus machen könnte. Mit Punsch und Lebkuchen und Plätzchen." grinste er bis über beide Ohren. „Klingt nach einem guten Plan." entgegnete ich ihm. Gerade, als er sich hinsetzen wollte klingelte sein Telefon. Sein Klingelton war nach wie vor grauenvoll. „Hallo Vanessa" nahm er den Hörer ab. Er sagte ein paar Sekunden lang nichts. „Ich bin gerade erst angekommen." hörte ich ihn sagen. Mein Bauch begann zu kribbeln. Wie sehr ich Vanessa doch vermisste. „Ähm... willst du vielleicht selbst mit ihm reden?" schlug er Vanessa auf einmal vor. Ich erschrak und sah ihn sofort kopfschüttelnd an. Kacke verdammte!!! Was sollte ich denn sagen? „Ach kommt schon, jetzt stellt euch nicht so an." lachte er und drückte mir sein Handy in die Hand. Dafür kassierte er einen finsteren Blick von mir. Ich holte einmal tief Luft. „Hey" hauchte ich leise in den Hörer. „Hey" antwortete sie ebenso leise. „Wie geht's dir?" lautete ihre erste Frage. „Ganz ok" sagte ich und versuchte meinem Vater zu signalisieren, das Zimmer zu verlassen. Der dachte aber gar nicht daran sondern setzte sich aufs Sofa und grinste. „Wie geht's dir und den Jungs so?" stammelte ich. „Ähm.. auch ganz ok." Wir stammelten beide, wie zwei totale Nullen. Man hätte denken können, dass wir noch nie zuvor miteinander geredet hatten. Es vergingen einige Sekunden, in denen niemand etwas sagte. „Ab wann dürfen wir dich denn besuchen?" fragte Vanessa nun. „Ich weiß nicht genau... Ich muss den Arzt heute Abend mal fragen." erklärte ich ihr. Würde sie etwa mit der kompletten Mannschaft kommen? Das wäre ganz schön viel auf einmal. „Ich kann ja Papa Bescheid geben und er richtet es dir dann aus?" fragte ich mehr oder weniger. „Ja, das wäre lieb. Dann machs gut." sagte Vanessa. „Du auch." antwortete ich ihr und beendete das Telefonat. 



„Wow! Das war wirklich das schlechteste Telefonat, das ich jemals mit anhören musste." sagte mein Papa und sah mich vorwurfsvoll an. „Was hätt ich denn sagen sollen?!" motzte ich ihn an. Wieso mischte er sich auch ein? Ich wollte nicht mit ihr telefonieren... zumindest jetzt nicht. Ich wusste doch gar nicht, was ich sagen sollte. Er hätte mir schon ein bisschen Vorlaufzeit geben können, dann hätte ich mir ein paar Worte zurechtgelegt... aber nein. „Naja zumindest nicht sowas wie.. wie geht's dir und den Jungs? SIE hat angerufen, nicht die Jungs." motzte jetzt mein Vater zurück. „Mein Gott ich wusste halt nicht, was ich sagen soll! Immerhin hat sie mit mir Schluss gemacht!!" schrie ich ihn jetzt schon fast an. In meiner Brust stach es wie verrückt. Ich konnte nur noch schwer atmen. „Leon?" fragte mein Vater. Ich konnte vor Schmerzen nicht sprechen. Ich nahm nur wahr, wie mein Papa den Notfallknopf drückte. 




Joachims Sicht:


Schwester Nina und Prof. Dr. Schulz stürmten herbei. Das EKG piepste und zeigte komische Linien auf. „Nina! Stellen Sie die Schmerzmitteldosis höher!" schrie der Arzt der Schwester zu, während er Leon eine Atemmaske auf s Gesicht drückte. Die Krankenschwester drehte irgendwas an der Infusion herum und holte eine Spritze aus einem kleinen Arztkoffer. Diese verabreichte sie Leon über einen Zugang an der Hand. Das EKG piepste nicht mehr so schnell. Langsam beruhigte sich Leon wieder und atmete regelmäßiger. Mir war total schwindelig und übel, sodass ich mich erstmal hinsetzen musste. Der Arzt stand immer noch neben Leon und hielt ihm die Atemmaske ans Gesicht. „Ich hol Ihnen etwas zu trinken." sagte die Schwester an mich gewandt und verließ den Raum. „So Herr Wessel. Schön atmen." redete der Arzt auf Leon ein, während er ihm vormachte, wie er atmen sollte. Leon nickte leicht und konzentrierte sich auf seine Atmung. Der Arzt atmete immer wieder tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Vor lauter Angst atmete ich auch gleich im Takt.

Die wilden Kerle - Wild LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt