Der Geist von Galway

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,,Tada! Da sind wir!‘‘, rief unsere Mutter und grinste meine Schwester Fiona, meinen grossen Bruder Philipp und mich an. Bis auf meine beiden älteren Geschwister, war ich alles andere als begeistert gewesen. Mama und Papa hatten vor zwei Wochen beim Mittagessen verkündet, dass wir den Herbsturlaub in Irland verbringen würden. Ich dachte zurück nach Deutschland, meine beste Freundin Jessica. Sie würde morgen an den Strand fahren. Wie liebend gern ich jetzt in Italien am Strand liegen würde und mir die Sonne auf die Haut scheinen lassen würde. Stattdessen waren wir hier in Irland und in einer Stunde würden wir dann das Schloss erreichen.

Wir sassen zusammen gepfercht in dem Kleinbus und fuhren weiter. Ich sah zu Philipp der Musik hörte, dann zu Fiona die zu meiner Linken sass. Ich lehnte mich zurück und stellte mir vor wie es nun wäre in Italien am Strand zu liegen. Innerlich spürte ich die Sonne, roch den salzigen Geschmack des Meeres und hörte das Rauschen. Ich schloss meine Augen.

,,Lia!‘‘, vernahm ich eine mir vertraute Stimme.

,,Lia, Mäuschen, wach auf!‘‘ Mühsam öffnete ich die schweren Augenglieder und sah verschwommen das Gesicht einer Frau. Es war Mama, die sich über mich gebeugt hatte. Waren wir wirklich schon beim Schloss?, fragte ich mich innerlich. Ich gähnte und versuchte mich zu strecken und meine schweren, müden Gliedmassen dazu zu animieren sich zu bewegen, während der Fahrer gerade auf Englisch verkündete dass wir in den Schlosshof von Ashford-Castle  einfahren würden.

Seit unserer Ankunft hier im Schloss sind nun schon zwei Stunden vergangen.  Ich langweilte mich tu Tode obwohl, das Zimmer riesig und der Ausblick atemberaubend ist fühlte ich mich völlig fehl am Platz. Meine Schwester freundete sich sofort mit einem anderen Mädchen an, Philipp hatte nachdem er seine Koffer auf sein Zimmer gebracht hatte sofort seine Musiknoten genommen und ist in das grosse Musikzimmer gerannt. Was meine Eltern taten wusste ich nicht, also beschloss ich erst einmal aus zu packen. Ich hievte meinen Rollkoffer aufs Bett und öffnete diesen, griff nach den einzelnen Kleidungsstücken und räumte sie Ordentlich in den Schrank, so hatte ich wenigstens etwas zu tun. Ich griff nach dem Reiterhelm und mir fiel ein warum ich eigentlich überhaupt mitgekommen war. 

Ich räumte auf und setzte mich auf das Fensterbrett und sah nach draussen. Ich wollte nicht die ganzen Ferien über in dem überdimensionalen Zimmer herum lungern. Ich muss was tun., dachte ich und ging zur Tür, öffnete diese trat hinaus und schloss die schwere Eichentür hinter mir. Mit einem lauten knarren fiel sie ins Türschloss. Ich will nachhause!, dachte ich mir und schlenderte den langen Schlossflur entlang.  Wie üblich Träumte ich vor mich her, achtete nicht wohin ich lief und stiess mit jemandem zusammen.

,,Vorsicht!‘‘, rief er.

,,Pass doch auf!‘‘, zischte ich, wurde mit einem Schlag aus meinen Gedanken gerissen und landete unsanft auf dem harten Boden der Tatsachen.

,,Sorry!‘‘, meinte der Fremde zu mir.

Ich sah hoch und grau-blaue Augenpaare blickten besorgt auf mich hinab.

,,Hast du dir weh getan?‘‘, fragte er mich.

,,Nein, alles in Ordnung!‘‘

Der rothaarige junge Mann sah mich an und ich bemerkte wie ein Lächeln über sein Gesicht huschte. Er half mir auf die Beine und musterte mich von Kopf bis Fuss. Eine Weile standen wir schweigend voreinander und sahen uns an, ehe er das Wort ergriff.

,,Wie heisst du?‘‘, fragte er mich.

,,Lia und du?‘‘

,,Ich bin Tibor-Daniel, ich habe gesehen, dass ihr eben erst angekommen seid. Wie lange bleibt ihr denn?‘‘ Diese Tibor-Daniel schien nett zu sein., dachte ich und fiel mit ihm in ein tieferes Gespräch. Ich erfuhr von ihm, was man hier in Ashford-Castle alles besichtigen konnte. Er erzählte mir auch von dem Reitprogramm, welches das Schloss anbot, aber davon wusste ich bereits schon. Das Reitprogram war so ziemlich das einzige was mich interessierte.

,,Sag mal Lia, von wo kommst du?‘‘

,,Aus Göppingen. Und du Tibor-Daniel?‘‘, fragte ich und schenkte ihm ein lächeln.

,,Nenn mich einfach Tibor oder Daniel. Beide Namen zusammen klingen komisch!‘‘, meinte er und schnitt eine Grimasse.

,,Aha…also dann Tibor.‘‘

,,Reitest du auch Lia?‘‘

,,Ja, das war wenn ich ehrlich bin, dass einzige auf was ich mich freute! Dennoch hoffe ich dass es nicht so langweilig wird wie ich fürchte.‘‘ Ich sah mich um und betrachtete die Gemälde an der Wand.

,,Komm gehen wir in den Stall! Ich möchte dich ein paar Leuten vorstellen!‘‘ Er griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her.

,,Hey, zieh nicht so!‘‘, rief ich keuchend und staunte wie schlecht ich in Form war. Tibor zog mich ohne Gnade hinter sich her. Als wir endlich an der grossen Treppe ankamen machten wir kurz halt.

,,Bist du eine sportliche Person?‘‘, fragte er.

,,Ja, ausser heute! Irgendwie wollen meine Beine nicht wie ich will!‘‘

,,Dann müssen wir dies ändern!‘‘, sagte er und grinste Hörbar.

Kaum kamen wir am Fusse der Treppe, ging das Gerenne weiter. Oh Mann ist der schnell!, dachte ich als wir endlich nach draussen gelangten.   

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 27, 2014 ⏰

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