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Carla.

Nachdem ich ihm die ganze Geschichte mit Riccardo erzählt habe, begann auch Dardan mir von seiner ersten Beziehung zu erzählen. Seine Beziehung hielt zwei Jahre, aber war anscheinend ein Hin und Her. Eine On-Off Beziehung. Er sagte aber, dass er sie wirklich geliebt hat, aber am Ende haben sich beide doch dazu entschieden, es sein zu lassen. Damit beide endlich glücklich wurden und so wie ich Dardan kenne, ist er es auch.

Danach gehen wir beide zurück zum Markt, schauen uns die jeweiligen Stände an und machen uns über einige der Betrunkenen lustig. Er bringt mich wirklich auf andere Gedanken und lässt mich besser fühlen und das schätze ich mehr als alles andere.

Irgendwann kommen wir an einer kleinen Eislaufbahn an, wo ich ihn dazu überreden musste, mit zu machen. Nach zehn Minuten diskutieren, gibt er schließlich nach und zusammen liehen wir uns Schlittschuhe aus und betreten die Bahn.

„Ich komme immer noch nicht darauf klar, dass ich das hier mache", sagt er mürrisch und hält sich am Geländer fest. Ich habe es nicht so schwer wie er, denn ich kann es.

„Nimm meine Hände", lache ich und strecke meine Hände zu ihm. „Wenn wir fallen, dann zusammen. Komm."

Der Albaner schaut mich zuerst zögernd an, doch gibt mir erst eine und dann die andere Hand. Es sieht bestimmt extrem witzig aus, wie ein Mädchen versucht, dass der fast zwei Meter große Kerl, sich nicht auf die Fresse fegt.

„Stopp, stopp, stopp", ruft Dardan panisch und drückt meine Hände. „Ich falle."

Ich lache leise vor mich hin und schaue zu ihm auf. Dardan blickt auf seine Füße und versucht diese auf dem Eis zu bewegen. „Nein, du fährst, Dardan."

„Ach tue ich das?", zischt er konzentriert und hebt seinen Kopf nicht mal an. „Ich mache das nie wieder. Egal, wie oft du mich versuchst zu überreden. Nie, nie wieder." Dann hebt er seinen Kopf zu mir hoch und lächelt mich gezwungen an. „Also versuch erst gar nicht, mich nächstes Jahr dazu zu überreden."

Ich lächle. Aber nicht, weil er glaubt, ich würde ihn wieder dazu überreden, sondern weil er denkt, wir würden noch bis nächstes Jahr in Kontakt stehen. Das bringt mich einfach zum Lächeln und macht mich glücklich.

„Doch", gebe ich zurück und lache dabei. „Wir werden das jetzt so oft machen, bis du es lern-"

„Achtung", höre ich jemanden und schaue an Dardan vorbei. Jemand kommt angeflogen und kann anscheinend nicht stoppen. Sofort stelle ich mich seitlich zu Dardan und warte, bis die Person an uns vorbei rauscht.

Dardan schnauft genervt auf und hält sich wieder am Geländer fest. „Eislaufen ist einfach ein Riskio. Entweder du kannst es und fährst andere um, oder du kannst es nicht und lässt dich umfahren."

„Oder du hast eine Freundin an deiner Seite, die dich beschützt, damit du nicht auf die Nase fällst", lache ich laut auf und lehne mich ebenfalls an das Geländer an.

Dardan schaut mich eine Weile an und seufzt dann. „Eigentlich sollte ich dir die Sache beibringen und nicht du mir."

Schulterzuckend sehe ich ihn lächelnd an und lege meine Hand auf seine. „Ich finde es süß."

„Süß", flüstert er zischend und schüttelt den Kopf. „Okay, es kratzt ein Bisschen an meinem Ego. Ich muss wenigstens eine Runde schaffen."

Lachend nicke ich und halte ihm wieder meine Hände zu. „Dachte ich mir."

„Und ich dachte, dass ich mich wenigstens hier festhalten kann", grinst er mich keck an und nickt dabei auf das hölzerne Geländer. „Du kannst ja vorfahren. Ich komm nach."

„Mhmm", sage ich grinsend und schüttle den Kopf. „Wir fallen zusammen, habe ich doch gesagt. Jetzt komm schon. Gib dir einen Ruck, Dardan."

„Ich gebe dir gleich einen Ruck, sodass du auf deinen süßen Hintern fällst", lacht er frech auf, aber greift dann entschlossen nach meinen Händen. „Wenn ich falle, dann hast du erstmal ein Problem, weil ich nicht wüsste, wie ich von dir aufstehen soll."

Grinsend fahren wir auf dem Eis. Zwar langsam, aber er macht Fortschritte und es sieht verdammt niedlich aus, wie er sich dabei konzentriert. „Mir wird schon was einfallen", lächle ich und schaue dann in sein Gesicht. In diesem Moment hebt er seinen Kopf von seinen Füßen an, blickt mir ebenfalls in meine Augen und zieht seine Lippen zu einem leichten Lächeln an.

Verdammt, Dardan. Dieses Lächeln ist so schön. Wie kann ein Mensch so schön sein? Wie?

„Woran denkst du?", fragt er mich, ehe er wieder auf den Boden starrt und versucht seine Schritte nun zu vergrößern und zu beschleunigen.

„An dich", antworte ich ihm ehrlich und lächle dabei.

Als er seinen Kopf abermals hochhebt, passiert es. Er rutscht mit einem Fuß nach hinten und fällt auf mich, sodass wir beide auf das kalte Eis stürzen. Eher ich als er. Denn der Albaner liegt auf mir.

„Ahh", stöhne ich schmerzvoll auf, da mein Kopf durch den Aufprall mit dem Boden wirklich wehtat. „Dardan, geh runter von mir."

„Ich weiß nicht wie", höre ich ihn und öffne meine Augen, welche ich durch den Schmerz zusammen gekniffen habe.

Dardan blickt mich entschuldigend an, während er mir in die Augen schaut. Ich erwidere seinen Blick und hebe lächelnd meine Lippen an. Und dann macht er es wieder, er schaut auf meine Lippen. Mindestens eine Minute lang. Passiert es jetzt, oder macht er wieder einen Rückzieher wie sonst auch?

Komm schon, Mushkolaj. Mach es einfach. Ich will es.

Doch er macht nichts. Dardan räuspert sich und stützt sich dann neben meinem Kopf ab. „Also, ist dir was eingefallen, um mir aufzuhelfen?"

Ich rolle leicht mit den Augen und schubse ihn einfach von mir zur Seite, sodass ich mich, so gut es eben geht, erheben kann. „Ja", grinse ich ihn an und halte ihm meine Hand hin. „Komm, ich glaube du hast genug hier auf dem Eis."

Seufzend und etwas perplex nimmt er meine Hand und lässt sich von mir auf die Beine ziehen. Wir fallen etwas nach hinten, jedoch rettet uns dieses Mal das Geländer hinter uns, wo sich Dardan mit seiner freien Hand abstützt.

Ich lehne mich mit meinem Rücken gegen das Holz und schaue zu Dardan, welcher mich schon anblickt, aber dann seinen Kopf kurz zum Himmel hebt. Er schaut für einige Sekunden nur hoch, ehe er wieder zu mir sieht.

Schau hoch zu den Sternen", flüstert er, "schau wie sie für dich scheinen, ylli im."

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt