Die Nymphe und der Wolf

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Kalt war es geworden, leise rieselte der Schnee auf den Fenstersims. Die Muggel draußen zogen sich ihre Mäntel enger zu und beeilten sich mit schnellen Schritten durch die Schneemassen. Die Uhr schlug zur vollen Stunde und läutete die Zeit der Bescherung ein.
'Bescherung...', dachte der Mann in dem dunklen Raum und beobachte, wie die feinen Flocken sich niederließen und mit der Menge verschmolzen. Ach was würde er dafür geben eine dieser Flocken zu sein, verschwinden und sich dem Nichts hingeben. Oder einer dieser Menschen, die keine Gedanken an ein besseres Leben zu verschwenden hatten.
Vorsichtig berührte er die von seinem Atem beschlagene Scheibe. Eiskristalle hatten das Fensterglas zu einem wunderschönen Anblick werden lassen.

Ein Seufzen entwich ihm und seine Aufmerksamkeit richtete sich auf eine junge Frau, die gerade vor dem Haus erschien war. Leicht schwankend war sie zum Stehen gekommen und schüttelte sich nun den Schnee von dem Mantel. Als sie sich die Kapuze zurück schlug, verschlug es ihm den Atem.
Ihre pinken Haare leuchteten im Halbdunkel und als sie ins Licht der Laterne trat, konnte er unter ihrem Mantel deutlich einen Hufflepuff Schal sehen.
„Tonks", entwich es dem Mann und seine Finger krallten sich in seinen Morgenmantel.
Was machte sie hier? Passte sie nicht auf Arthur auf?

Die Erinnerungen an den vor einigen Tagen geschehenen Angriff auf den herzlichen Mann war schmerzlich.
„Und wessen Schuld war das?", murmelte er zu sich selbst. Krampfhaft schloss er die Arme um seinen Leib und sank in einen der Stühle, die im Raum standen.
Wäre letzte Woche nicht Vollmond gewesen, wäre er 'dort' gewesen. Doch an seiner Stelle war der gute, freundliche Familienvater gebissen worden.
Noch etwas was auf seine Schippe ging...

Wenn sie hier war, dann konnte er auch genauso gut hier oben bleiben. In ihm regte sich jedoch etwas. Etwas was ihm sagte er sollte alles über Bord werfen und hinunter gehen.
Die Stirn an die Scheibe gelehnt, verfolgte er mit gebanntem Blick wie die junge Frau nun die Treppe hochstieg und an der Eingangstür klopfte. Dann war sie aus seinem Blickfeld verschwunden und der Schnee verschluckte ihre Fußspuren.
Gleich...
Und wie auf Kommando knallte es von unten herauf und im nächsten Moment schrie eine Frau das Treppenhaus zusammen. Wie von der Tarantel gestochen kam Bewegung in das alte Haus, dass seinen früheren Besitzern alle Ehre machte.
Auch hier, in seinem Zimmer unter dem Dach, konnte er die Verwünschungen von Walburga Black hören.
„Blutsverräter, Schlammblüter, Diebe..."

Dann war plötzlich wieder Ruhe eingekehrt und er atmete erleichtert auf. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, während er daran dachte, wie Tonks gerade das Haus aufgescheucht hatte.
Dümmlich grinsend betrachtete er sein Spiegelbild im Fenster. Wenn er lächelte sah er um Jahre jünger aus. Schnell verschwand sein Lächeln jedoch wieder als er an die Worte der jungen Frau dachte.
Dir steht es sichtlich wenn du lachst...
„Und nun Remus, du Idiot. Jetzt ist sie das ganze Weihnachten über hier...Du schaffst es normalerweise nicht mal die Gedanken an sie zu verbannen. Wie soll das denn nun funktionieren...?"
Wütend schlug er gegen die Wand und richtete sich vorsichtig auf. Sein Körper war immer noch geschwächt und er traute sich nur die leichtesten Bewegungen zu. Zweifelnd betrachtete er seinen Körper. Er trug eine zerschlissene Hose und keine Schuhe. Seine nackten Füße waren bläulich angelaufen.
„Wenn sie dich jetzt sehen könnte... Jämmerlich."
Eine Augenweide war er nie gewesen und jetzt erst recht nicht.
„Remus...?", flüsterte eine Stimme hinter ihm und er konnte die Dielen knarren hören. Jemand war eingetreten und ging nun auf ihn zu.

Erschrocken drehte er sich um und stand seinem Freund gegenüber.
Sirius blickte ihn fragend an und trat an seiner Seite.
„Du hast Minuten lang nicht reagiert, bloß vor dich hin gestarrt." Die Sorge in Sirius Stimme überwältigte den ehemaligen Lehrer von Hogwarts und ohne die plötzliche Stütze seines Freundes wäre er zusammengesackt. Dankend nahm er auf der Bettkante Platz.
„Nur...nur etwas geschwächt vom Wochenende..." Mehr brauchte Remus nie sagen, sein früherer Schulkamerad verstand auch so. Ein Nicken war Beweis genug, doch das Lächeln in Sirius Gesicht irritierte den Werwolf.
„Die Bescherung und das Festessen werden dich sicher aufmuntern und stärken Alle sind da..."

Alle waren ihm egal, doch Tonks... In seiner Brust schwoll ein Gefühl an, dass er vor einigen Minuten zu ersticken versuchte.

Ein Wolf Zu Weihnachten Where stories live. Discover now