Mir viel zu nahe, die Leichen. Zerrissen und zerfleddert wie von einer unheimlichen Wucht. Organe und Blut überall verteilt. Ich schaue an mir runter. Meine vorher relativ sauberen Klamotten sind jetzt Blut getränkt und kleben schmerzhaft an meinen eigenen Wunden.
Jetzt erst bemerke ich wieso mein Oberschenkel so stechend wehtut.
In meinem Bein steckt ein Ast. Ein Ast der auf der anderen Seite wieder austritt... Ich schreie vor lauter Schmerz als ich versuche ihn heraus zu ziehen. Er steckt in meinem Muskel und immer wenn ich ihn bewege dringt der Schmerz erneut durch mich hindurch. Plötzlich höre ich wie sich hinter mir etwas bewegt und drehe mich behutsam um, darauf achtend dass ich mich nicht zu sehr auf mein Bein stütze.
Als ich endlich weitestgehend so sitze das ich ohne zu viel Schmerz nach hinten schauen kann, bekomme ich fast einen Herzstillstand.
In gebückter Haltung steht eine Person auf dem Hügel, von dem aus ich die Explosion gesehen habe. Die Person oder vielmehr das was ansatzweise wie ein Mensch aussieht ist größtenteils mehr ein undefinierbares etwas bestehend aus Fleischfetzen und Knochen...
er oder sie jammert leise und schleppt sich mühselig in meine Richtung. Mir wird schlecht, aber da ich seit ungefähr einem Tag vor der Explosion nichts mehr gegessen hab erbreche ich nur grell gelbgrüne Galle.
Direkt auf den Ast in meinem Bein woraufhin ich wie am Spieß schreie. Hektisch wische ich mit meinem Ärmel die Kotze weg, die zu nah an meiner offenen Wunde ist. Ich japse vor Schmerz als ich aus Versehen an den Stock hängen bleibe. Ich rücke in wieder in die schmerzloseste Position zurück und schließe für ein paar Sekunden die Augen bis die Qualen größtenteils vorbei sind.
Dann drehe ich mich um zu dem leidenden etwas und frage mit einem ehlenden Gefühl:"Hallo?"
Zurück kommt nur ein gequältes stöhnen und ich glaube ein "hilf..." heraus zu hören.
Dann sprudelt der Person Blut aus dem Mund, sie krampft sich zusammen, prallt auf den Boden und bleibt zuckend liegen.Ich springe erschrocken auf und laufe, in der Hoffnung noch helfen zu können, zu der Person hin. Als ich nah genug bin, steigt mir ein verbrannter Geruch in die Nase und ich erkenne dass auch meine Hilfe bei diesen Verletzungen nicht viel geholfen hätte...
Die Gewissheit, diese Person sterben gesehen zu haben raubt mir den letzten Nerv.
Ich denke nur noch daran von diesem Ort weg zu gehen. Meinem Gedanken folgend schaue ich mich um. Ich sehe mehrere Krater auf einer großen Ebene, auf der vormals ein kleines Dorf lag. Von diesem Dorf erzählen nur vereinzelte Mauern und Schatten auf der kahlen ausgedörrten Erde. Die Gedanken schießen mir nur so durch den Kopf aber ich werde von einem jämmerlichen winseln unterbrochen.
Ich schaue nach unten zu der Leiche die mir vorher einen solchen Schreck eingejagt hatte, für die ich aber tiefste Empathie empfunden habe. Mein Herz fühlt sich an als würde es zersplittern vor Traurigkeit und Ekel des Anblicks der sich mir bietet. Die vorher totgeglaubte Person blickt mich mit einer leeren Augenhöhle und einem hellgrünen Auge gequält an. Bei jeder Bewegung sehe ich unter der aufgerissenen Haut am Hals die sich bewegenden Muskeln und Sehen der Person. Durch die Halsschlagader quillt dunkelrotes zähflüssiges Blut. "Ich ertrage diesen Anblick nicht mehr" schwirrt es in meinem Kopf nur noch. Mein Magen bestätigt meinen Gedanken erneut und ich muss mich nochmal übergeben. Es ist noch schmerzhafter als vorher.
Ich suche meine Umgebung unbewusst nach einem schweren Gegenstand ab. Mein Blick bleibt an einem schweren Stein hängen.
Wie betäubt bewege ich mich in die Richtung, hebe mühselig den Stein auf und schleppe ihn zu der Person. Kurz bevor ich wirklich weiß was ich vorhabe, lasse ich den Stein auf den Kopf der Person fallen und alles wird still.
Ich tröste mich mit dem Gedanken die Person von ihren Quälen erlöst zu haben und gehe planlos in Richtung des Dorfes mit dem ich eine Verbindung habe, an die ich mich aber nicht mehr erinnere und bevor ich erneut in Ohnmacht falle denke ich noch:"Ich habe einen Menschen getötet."
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Das Ende des Lebens wie du es kanntest
TerrorIm Jahr 2097 treffen mehrere Bomben eine kleine Gemeinde in einem vom Krieg beherrschten Land. Durch drei weitere Atombomben werden Milliarden Menschen weltweit getötet und lebenslang verstümmelt. Nur wenige Leute haben überlebt und kämpfen um den E...