7 - Der Anfang ...

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»Hier kann einer von euch schlafen«, meinte Nala, als sie vor einer einfachen Holztür stehen blieben.
Henrik nickte. »In Ordnu-«
Eine hektische Dana rannte zur Tür und positionierte sich vor sie. Mit glitzernden Tränen in den Augen schüttelte sie wie wild den Kopf. Ihr verzweifelter Gesichtsausdruck schnürte ihm die Brust zu.
»Dana, was ist in dich gefahren?«, wollte ihre Mutter wissen.
Währenddessen konnte Nicolas bloß hilflos dabei zu sehen wie eine der Tränen sich von Danas Wimpern löste und ihre gerötete Wange hinablief. Er wünschte sich nichts sehnlicher als sie in seinen Armen zu halten, doch ehe er zur Tat schreiten konnte, kam ihm Nala zuvor.
Sie nahm ihre Tochter in den Arm und seufzte frustriert. Es schien, als ob sie wusste, was ihre Tochter plagte.
»Alles ist gut, mein Schatz. Wir werden das anders klären«, murmelte Nala.
Der Prinz stand währenddessen daneben, Lippen fest aufeinander gepresst. Er wollte derjenige sein, der seine Prinzessin tröstete! Doch sie war ihre Mutter, er konnte sein Mädchen nicht von ihrer Familie trennen. Das konnte er ihr nicht antun.
Langsam atmete er tief ein und aus bis sich seine angespannten Muskeln lockerten. Er musste unbedingt lernen, mit seiner Eifersucht zurechtzukommen. Sonst würde er sie nur wieder erschrecken, so wie vorhin mit James.
»Kommt mit«, sagte plötzlich Nala und er erkannte, dass sein Mädchen sich beruhigt hatte und ruhig neben ihrer Mutter herging.
Am Ende des Gangs wies sie auf zwei Türen, die gegenüber voneinander lagen. »Ich hoffe, zwei von euch können sich ein Zimmer teilen.«
»Natürlich, Nala, das ist überhaupt kein Problem«, erwiderte Henrik, höflich wie eh und je.
»Schön«, lächelte sie ihn an. »Wenn ihr noch irgendetwas braucht, zusätzliche Decken oder Ähnliches, dann fragt mich einfach. Mein Zimmer liegt gegenüber von dem, das ich euch vorhin gezeigt habe.«
Widerwillig löste Nicolas den Blick von seiner immer noch aufgelösten Prinzessin. Er mochte es nicht, wenn sie weinte. Vor allem, wenn er nichts dagegen tun konnte.
Kurz stockte er in seinem Gedankengang und realisierte etwas Entscheidendes. Er fühlte sich hilflos ... wie ein kleiner Junge, der auf die Gnaden der Stärkeren angewiesen war. Dieses Gefühl war es, dass ihm die Kehle zu schnürte und seine Brust verengte. Denn dieses Gefühl war ihm nicht vollkommen fremd. Er hatte es schon einmal zu spüren bekommen. Er hatte schon einmal die Klauen der Furcht und der völligen Verzweiflung sein Herz umklammern spüren. Und damals hatte es auch nichts mit Dana zu tun ...
»Nic, kommst du? Ich will schlafen«, rief James aus dem Inneren des Zimmers.
Nun fiel auch dem Prinzen auf, dass er allein auf dem Flur zurückgelassen wurde.
»Ich komme«, brummte er daher nur. Er hätte nur zu gern gewusst, wo sich das Zimmer seiner Prinzessin befand.
Mit einem letzten Blick den Flur entlang, zog er die Tür hinter sich zu ... und schloss seine Erinnerungen und Ängste aus.

Wenig später lag der Prinz neben seinem schlafenden Freund. Eine Kerze neben ihm brannte noch und erhellte das kleine Stück Papier in seiner Hand.
Entschuldigt Euch bei ihm.
Mit einem Lächeln betrachtete er die wackelige Handschrift seiner Gefährtin. Offenbar hatte sie wenig Übung im Schreiben und dementsprechend sah ihre Handschrift aus. Doch er war überaus dankbar, dass sie überhaupt schreiben konnte. Es war nicht unüblich, dass die ländliche Bevölkerung wenig Bildung besaß. Schließlich arbeiteten sie den ganzen Tag am Feld.
Dennoch würde es die Kommunikation zwischen ihnen vereinfachen, jetzt, wo er wusste, dass sie schreiben konnte.
Die Notiz auf die Kommode neben sich legend, blies er die Kerze aus. Flackernd erlosch sie und umhüllte das Zimmer in schweigsame Dunkelheit. Nur James' leises Schnarchen durchdrang den kleinen Raum.
Langsam ließ er die Geschehnisse des heutigen Tages vor seinem geistigen Augen Revue passieren. Er hatte sie gejagt, gefangen, war von ihr zurückgewiesen und in gewisser Weise auch angenommen worden und allem voran hatte er sie gefunden. Er musste sie zwar noch kennenlernen und für sich gewinnen, doch, auch wenn sie ihm nicht wie die Damen am Hofe zu Füßen lag, sorgte ihn dieser Aspekt eher wenig. Das Wichtigste ist, dass sie nun bei ihm war.
Es war ein Anfang ...

Am nächsten Morgen erwachte der Prinz eher unwillig. Seine Träume von seiner kleinen Prinzessin hielten ihn gefangen in einem tiefen Schlummer. Schließlich war es das Geschrei eines Hahn, dass Nicolas unsanft aus seinen Träumen entriss. Das liebliche Gefühl seiner Gefährtin in seinen Armen verflüchtigte sich.
Seufzend fuhr sich der Prinz durch die wirren Haare. Dieser Hahn verdient ein schönes heißes Feuers, dachte er böse. Braun gebrannt würde ihm dieser Schreihals bestimmt besser gefallen.
Mit steifen Gliedern stieg er aus dem Bett. Die Betten im Schloss fühlten sich an wie vom Himmel gepflückte Wolken im Vergleich zu diesem morschem Brett.
Müde zwang Nicolas sich nach einer Weile die Treppen hinunter zu steigen. Es dauerte nicht lange bis der Prinz im Flur stand und von dem leisen Gekicher seiner Prinzessin empfangen wurde. Unwillkürlich zauberte es dem mürrischem Prinz ein kleines Lächeln auf die Lippen.
»Guten Morgen, meine Blüte«, spazierte er anschließend in den Raum und blieb sofort wieder stehen. »Hast du gerade die Augen verdreht?«
Er war geschockt. Sein kleines, süßes Mädchen lehnte sich gegen ihn auf? Ihr mussten offenbar Manieren beigebracht werden. Und er stellte sich nur allzu gerne dafür bereit.
Mit einem Satz war er neben ihr und fing an sie zu kitzeln. Sie hatte keine Möglichkeit sich zu wehren, vor allem weil sie kurz davor stand von ihrem Stuhl zu fallen. Natürlich achtete er darauf, dass er nicht zu wild wurde. Sie sollte sich nicht versehentlich wegen ihm verletzen. Das würde er sich niemals verzeihen können.
»Und? Gibst du auf, Prinzessin?«, wollte er grinsend wissen.
Mit purpurrotem Gesicht schüttelte sie den Kopf wie das Lachen ihren Körper. Zum zweiten Mal an diesem Morgen überrumpelte ihn ihr aufsässige Verhalten, weswegen er unbewusst von ihr abließ.
Dana hatte somit die Möglichkeit tief durchzuatmen und ihr wildes Lachen unter Kontrolle zu bringen. Die plötzliche Stille ließ den Prinzen wieder zu sich kommen, denn er bemerkte augenblicklich, dass dieser wundervolle Klang ihres Lachens nicht mehr zu hören war.
Anklagend wandte er sich seiner Prinzessin zu, doch statt ihren lieblichen Rehaugen entgegenzublicken, wurde ihm ein kleines Fellknäuel ins Gesicht gehalten.
»Was zum -?«, entfuhr es ihm unbewusst, als er zurückschreckte.
Nachdem sein erstmaliger Schock vorüber war, erkannte er nun, dass das Fellknäuel kleine Augen, spitze Ohren und eine rosane Stupsnase hatte. Eine Katze.
Der kleine Racker reckte ihm sogleich seine winzigen Pfötchen entgegen, da ihm die jetzige Position in der Luft offenbar nicht gefiel. Ohne weiter darüber nachzudenken, streckte er seine Arme aus und das Kätzchen wurde ihm vorsichtig hineingelegt.
Bezaubert von den leuchtend blauen Augen des kleinen Lebewesens setzte er sich auf den Boden. Das Fell des Kätzchens war schwarz, bis auf die Spitze seines Schwanzes. Diese war weiß.
Interessiert betrachtete ihn das Kätzchen und beschloss schließlich, dass es ihm nicht gefiel gehalten zu werden. Stattdessen richtete es sich auf, wobei seine winzigen Pfötchen ab und zu unter seinem Gewicht einsanken. Leicht lachend nahm der Prinz es auf seine Hand, um ihm ein wenig mehr Stabilität zu ermöglichen. Und tatsächlich schaffte der kleine Kerl es, für ganze drei Sekunden auf seinen Beinchen zu stehen, ehe er beinahe von seiner Hand taumelte.
Ein leises Kichern ließ ihn schließlich aufblicken, in die wunderschönen Rehaugen seines Mädchens. Dabei bemerkte er, dass sich auf ihrem Schloss ebenfalls zwei kleine Fellknäuel tumelten. Im Gegensatz zu seinem Kätzchen, besaßen die anderen beiden eine hellere Fellfarbe. Das eine war hellbraun, wobei seine linke Pfote einen weißen Fleck auf seinem Fell bildete. Interessiert betrachtete das Kätzchen ihn mit leuchtend bernsteinfarbenen Augen. Es hatte sich halbwegs auf Danas Schoß aufgerichtet und streckte ihm unsicher eine winzige Pfote entgegen.
Das letzte Kätzchen lag eingerollt auf dem Bein seiner Prinzessin. Sie hielt es mit einer Hand fest, um zu verhindern, dass es im Schlaf von ihrem Bein rutschte. Es war komplett weiß bis auf sein rechtes Ohr, das wie sein Geschwisterchen schwarz war. Es schien das kleinste und schwächste der drei Kätzchen zu sein. Obwohl nämlich jedes der drei Kleinen noch die Fürsorge ihrer Mutter brauchten, schienen das schwarze und hellbraune doch viel aufgeweckter als das weiße.
»Haben die drei auch schon Namen?«, wollte der Prinz schließlich von seiner Prinzessin wissen.
Stumm schüttelte sie den Kopf, wobei ihre Augen niemals die drei Kätzchen aus den Augen ließ. Er erkannte den liebevollen Blick in ihnen. Sie betrachtete die Kleinen wie eine Mutter ihre Kinder. Wie er hoffte, sie würde ihre Kinder ansehen ... voller Liebe und Stolz.
»Weißt du, ob sie männlich oder weiblich sind?«, lenkte der Prinz seine Gedanken wieder auf die jetzige Situation zurück.
Ein Nicken und ein neugieriger Seitenblick.
»Was ist mit dem kleinen Racker hier?«, hielt er sein Kätzchen hoch. Dabei begann es, sobald es oben war, damit, die Luft vor ihm mit seinen kleinen Pfötchen zu attackieren.
Sein Mädchen betrachtete das Schauspiel für einen Augenblick und zeigte anschließend auf ihn.
»Ein Junge?« Sie nickte.
»Und die anderen beiden?« Sie wies mit ihrem Finger auf sich und er verstand. »Ein Junge und zwei Mädchen? Da hat es der Kleine aber gut.«
»Wie wäre es mit Richard für den Kleinen?«, fragte er seine Prinzessin. Überrascht sah sie von den Kätzchen auf. Offenbar hatte sie nicht erwartet, dass er Namen vorschlagen würde.
Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und sah nachdenklich in die Ferne. Nach einer Weile, in der sie unentschlossen auf ihrer Lippe herumgekaut hatte, nickte sie schließlich.
»Richard, hast du gehört? Du heißt ab sofort Richard. Riiiiccchhhaaarrdd«, versuchte der Prinz dem Racker seinen Namen einzubläuen. Unbeeindruckt versuchte der Kater von seiner erhöhten Position die vor ihm liegende Nase zu attackieren.
»Ich glaube, ihm gefällt sein neuer Name«, lächelte der Prinz daraufhin sein Mädchen an. Dieses schüttelte bloß ebenfalls lächelnd den Kopf.
»Nun zu den anderen beiden«, angestrengt suchte er nach passende Namen. Er wollte schöne, besondere Namen auswählen. Seine Prinzessin sollte sehen wie viel Mühe er sich gab. Sie sollte erkennen, dass alles, was ihr wichtig war, ihm ebenfalls wichtig war. Und vielleicht konnten sie irgendwann in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft gemeinsam Namen für ihre Kinder aussuchen.
»Camille und Daphne«, entschied er sich letztlich.
Verwirrt betrachtete ihn Dana. Natürlich, sie wusste nicht, wen er welchen Namen geben wollte. Er musste aufmerksamer werden.
»Dieses neugierige Kätzchen heißt Camille«, er wies auf das hellbraune, »und diese Schlafmütze ist Daphne. Was meinst du?«
Ein strahlendes Lächeln erschien auf ihren zum Küssen einladenden Lippen und sie nickte ihm dankbar zu. Ihre Freude steckte ihn an und ihm fiel etwas äußerst Wichtiges im Bezug auf seine Seelengefährtin auf: Anders als die Damen am Hofe verlangte sie nicht nach dem teuersten Schmuck und den edelsten Gewändern, sie war nicht zu beeindrucken, indem er ihr einen Kampf bei einem Turnier widmete oder sie mit Komplimenten und Geschenken überhäufte, sie erwartete rein gar nichts von ihm. Doch solche Momente wie diesen machte sie glücklich. Momente, in denen er ihr bewusst machte wie unfassbar wichtig sie ihm war. Momente, in denen sie beide entspannt in der Gesellschaft des jeweils anderen sein konnten. Momente, in denen sie sie selbst sein konnten.
Er musste es schaffen, dass sie sich in ihn verliebte, den Trottel, der sogar eifersüchtig auf seinen besten Freund werden konnte, wenn es um sie ging. Nicht in den Prinzen, der dachte, dass jede Frau ihm zu Füßen lag.
Dieser besondere Moment wurde jedoch unterbrochen von der Mutter seiner Angebeteten. Ein Seufzen entkam ihm.
»Essen ist fertig«, rief sie aus der Küche und Dana sprang sofort auf, um die Kätzchen in eine kleine Kiste, die mit einer dicken Decke ausgestattet ist, zu legen. Auch der kleine Richard wurde ihm entnommen. Dabei war es dem kleinen Kerl endlich gelungen länger als drei Sekunden auf seinen Beinchen stehen zu bleiben.
Widerwillig stand der Prinz auf und folgte seiner Prinzessin, die nun schnell in das nebenan liegende Zimmer eilte als wäre er gerade dabei gewesen, sie zu seinem Frühstück zu machen. Sie wäre ein herrliches Frühstück. Doch er bezweifelte, dass er jemals genug von diesem Frühstück bekommen würde.

***
Nach zehntausend Jahren melde ich mich auch mal wieder!
1. Sorry für die extrem lange Wartezeit. Diejenigen von euch, die mir folgen haben meine Nachricht wahrscheinlich schon gelesen, aber für die anderen nochmal: Also wie gesagt stecke ich grad mitten in der Matura/Abitur und hatte deswegen weder die Motivation noch die Zeit oder Kraft, um mich auf's Schreiben zu konzentrieren.
Da diese Woche die schriftlichen Prüfungen waren, habe ich mich jetzt aber gezwungen etwas zu schreiben.
Dementsprechend schlecht ist meiner Meinung nach auch das Kapitel geworden.

2. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wann ich weiterschreiben werde. Es ist nicht so, dass ich das Buch nicht mehr mag oder mir die Ideen ausgehen oder Ähnliches, aber ich konzentriere mich gerade eben nur auf die Schule und im Sommer dann auf den Führerschein und die Uni-Aufnahmeprüfung, deswegen sieht es eher schlecht aus.
Ich weiß, ihr seid wahrscheinlich vollends genervt von mir, aber mir ist es lieber, dass ich euch Bescheid sag und warne, als dass ihr ständig auf ein Kapitel wartet und nichts kommt.

3. Ein weiterer Punkt warum ich bei ‚Die stumme Prinzessin' in letzter Zeit gar nicht weiterarbeite, ist, weil ich gerade (wenn ich überhaupt Zeit habe an meine Bücher zu denken) an einem meiner anderen Bücher arbeite oder zumindest gearbeitet habe. Ich habe noch so viele Ideen und irgendwie wechselt sich mein Fokus ständig ab. Vor einem bzw. zwei Jahren war ‚Die stumme Prinzessin' mein Fokus in den Osterferien war es ein anderes meiner Bücher und jetzt ist es wieder was anderes und ich versuche immer wenn ich Zeit habe ein bisschen bei DSP weiter zu schreiben aber meistens kommen dann nur halbherzige Sachen wie dieses Kapitel raus und ich mag sowas eigentlich gar nicht. Ich werde wahrscheinlich wenn ich das nächste Mal mich dran setzen hier bei diesem Kapitel etwas hinzufügen, weil es etwas abrupt endet und dann erst weiterschreiben.
Wann das aber sein wird, kann ich wie gesagt noch nicht sagen.

Ich hoffe, ihr könnt das verstehen und wenn nicht, ist es auch völlig in Ordnung, wenn jemand beschließt nicht mehr auf Updates zu warten.

Eure
Starlight-belle

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 12, 2019 ⏰

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Die stumme Prinzessin (2nd Draft)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt