CHAT 72

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„Sag mal... hast du dir wieder den Kopf gestoßen oder was?!"

Jungkook zuckte leicht zusammen, als Taehyung seine Stimme erhob. Er glaubte schon fast eine ihm nicht ganz unbekannte Autorität von der Tonlage des Älteren ausgehen zu spüren, welche ihm unmissverständlich die Pflicht vermittelte, sich fortan vor irgendwelchen tollkühnen Entscheidungen gefälligst erst Mal Taehyungs mündliche Bewilligung einzuholen – und irgendetwas sagte ihm, dass diese Reaktion aus vergangenen Ereignissen herrührte. Aus der Zeit, in der er ihm seine ungewollte Konnexion zu dem berüchtigten Feuerteufel verschwiegen hatte. Auch jetzt verheimlichte er dem Älteren das eine oder andere; Jungkook hatte ihm vorhin lediglich mitgeteilt, dass er diesen Fall schleunigst in Angriff nehmen und lösen würde, aber diese Aussage alleine hatte bereits für deutliches Missfallen gesorgt, spiegelte sich in Taehyungs Augen doch nun eine subtile Mixtur aus Ärger, Sorge, Verständnislosigkeit, Entrüstung und unzähligen weiteren, teilweise wohl namenslosen Gefühlen wider. Und wie mehr Sekunden verstrichen, desto deutlicher wich seine Erregung dem Schmerz, desto mehr Raum machte die Wut für eine eklatante Bekümmertheit.

„Ich mache mir Sorgen um dich, Jungkook", gab Taehyung dann schließlich offen zu und legte eine Hand an das Gitter. „Er ist hinter dir her – deswegen bin ich hier, verstehst du? Er lenkt die Aufmerksamkeit der Polizei auf mich und-"

„Und entzieht mich deinem Schutz, ich weiß", entgegnete Jungkook daraufhin bestimmt. „Das ist mir alles bewusst, Taehyung; mir war klar, dass er dadurch etwas bezwecken will. Aber ich brauche deinen Schutz nicht mehr." Vorsichtig umfasste er mit seiner Hand die von Taehyung. Jungkooks Miene wich wohlwollender Sanftmut, wurde durch die gesenkten Brauen jedoch gleichzeitig eindringlich, auf eine seinem Partner bisher unbekannte Art und Weise überzeugend. „Ich bin in Ordnung. Du musst auf mich nicht schauen, niemand muss das, denn ich habe Fuß gefasst. Es ist viel passiert, doch ich bin jetzt wieder im Rennen – und nun ist es meine Aufgabe, dich zu schützen."

Taehyung wollte gerade widersprechen, doch er schloss seinen Mund wieder. Da lag etwas in der Mimik des Jüngeren, in seinem Blick, das unverkennbar von seiner Entschlossenheit zeugte – nichts und niemand könnte ihn von seinem Vorhaben abbringen. Natürlich sträubte sich alles in ihm, Jungkooks Entscheidung zu akzeptieren, und doch zögerte er. Es war verrückt, aber tatsächlich steckte er in die Aussage des Jüngeren ganz automatisch eine bestimmte Dosis an Vertrauen und Hoffnung, glaubte ihm innerlich bedingungslos, obschon sich sein Kopf vehement gegen dieses unbekannte Gefühl der Akzeptanz wehrte, ihm mit ganzer Kraft entgegenschrie, er solle den Jüngeren mit allen ihm gebotenen Mitteln aufhalten. Jungkooks Erscheinung gaukelte ihm Sicherheit vor. So, wie der Jüngere ruhig und bedacht vor ihm stand, wie er mit sanfter Stimme sprach, keinen Funken Angst in seinen bernsteinbraunen Rehaugen aufblitzen ließ; er vermittelte ihm ganz unbewusst Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit und sogar... Geborgenheit. Taehyung spürte die Wärme von Jungkooks Fingern ausgehen, welche seine Hand nun ganz schwach drückten, während sich auf den rosa Lippen seines jüngeren Partners ein mildes, sanftmütiges Lächeln bildete. „Ich bin dir das schuldig, Tae", flüsterte er und neigte seine Stirn durchs Gitter gegen die von Taehyung. „Schon viel zu oft habe ich mich auf die verlassen, und es wird Zeit... es wird wirklich Zeit, dass ich auf die Beine komme. Du steckst nur wegen mir in diesem Schlamassel – es ist ganz alleine meine Aufgabe, dich hier wieder rauszuholen."

Eine wohlige Gänsehaut breitete sich auf den Armen des Älteren aus, als der Atem Jungkooks seine Wangen streifte und er dessen ehrlichen, rauen Worten aufmerksam Gehör schenkte. Nicht eine Sekunde zweifelte er an deren Wahrheitsgehalt. Das war es, was ihn beruhigte, gleichzeitig aber auch in eine unterdrückte Art der Panik versetzte.

„Ich mache mir Sorgen um dich", gestand Taehyung daraufhin leise und schloss in Jungkooks Berührung seine Lider, seufzte resigniert. „Ich will dich nicht wieder verlieren, Jungkook, du... bedeutest mir alles."

Remember me ♛ VKook「50% Texting」 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt