»Gerne«, flüsterte ich.
Lächelnd drehte sich Satumar ein Stück und bot mir seinen Arm an, in den ich mich nur zu gerne einhakte. Zu zweit gingen wir über den Marktplatz und genossen das Zusammensein. Ich hätte noch stundenlang mit ihm über den Platz gehen können, aber Limbara rief uns leider sehr schnell.
»Ramura«, rief sie. »Ich brauche kurz deine Hilfe.«
Widerwillig stimmte ich zu, dass ich ihr half und kaum hatte ich zu Ende gesprochen, wurde ich auch schon am Arm gepackt und von Satumar weggezogen. Dieser sah kurz so aus, als wollte er uns folgen, doch ein Blick von Limbara reichte, damit er letztlich doch stehen blieb. Einige Zeit spürte ich noch seinen Blick in meinem Rücken, dann verschwanden wir hinter einer Menschentraube, die Limbara sofort Platz machten, als sie bemerkten, wen sie im Schlepptau hatte. Viele verbeugten sich und ich spürte ihre ehrfürchtigen Blicke auf mir. Unwohl sah ich auf den Boden und konzentrierte mich darauf nicht zu stolpern, was bei dem Tempo, welches Limbara an den Tag legte, gar nicht so einfach war.
»Was ist überhaupt los?«, fragte ich Limbara genervt, als ich endlich ordentlich laufen konnte, ohne Angst zu haben beim nächsten Schritt umzufallen.
Kurz sah Limbara zu mir, doch schnell sah sie wieder nach vorne, um nicht in herumstehende Leute zu laufen. »Ich brauche dich bei einer Blumenauswahl, da diese ja auch zu deinem Kleid passen sollten und ich mir nicht mehr über die Farbe deines Kleides sicher war. Entweder wir nehmen Hortensien, aber ich befürchte, dass die zu hell sind, oder wir nehmen Irisblumen, aber die sind wahrscheinlich zu violett. Sonst hätten wir noch blaue Vergissmeinnicht«, antwortete sie, während sie mich erneut musterte.
Überfordert nickte ich nur, als sie die Blumen aufzählte. Ich war zwar eine Prinzessin, aber ich hatte mich nie für so etwas interessiert, was ich jetzt bereute. Meine Mutter hatte sich immer um alles gekümmert und wenn sie mal nicht konnte, war immer jemand anderes da, der alles organisierte.
Nach ein paar Schritten kamen wir endlich bei dem Stand mit den Blumen an und Limbara zog mich nach vorne. Unsicher lächelte ich den Mann hinter dem Stand an. Dieser klatschte vor Begeisterung in die Hände, musterte mich, während er nach vorne kam und kniete dann vor mir nieder. Danach zupfte er an dem Kleid, besah es sich aus den verschiedensten Winkeln, stieß einen Ruf der Begeisterung aus, huschte wieder hinter den Stand, kramte kurz herum, bevor er ein Strauß Blumen zu Tage beförderte.
»Das hier müsste es sein!« rief er euphorisch.
Mit einem Grinsen hielt er die Blumen an den Stoff, grinste noch breiter und kurz dachte ich, dass er vor Freude in die Luft sprang, doch zum Glück schien er sich zusammenzureißen.
»Genau«, murmelte er vor sich hin, als er wieder verschwand. Erneut hörte ich ihn kramen, dann kam er mit einem großem Kasten hervor, bei dem ich Angst hatte, dass sie zu schwer für den schlaksigen Mann wäre, doch er hielt sie fest.
»Hast du die Blumen?«, fragte Limbara ungeduldig.
Kurz zog der Mann eine Schnute, bevor er Limbara breit angrinste. »Natürlich, meine Dame«, flötete er.
Leicht genervt verdrehte Limbara die Augen. Auf meinen fragenden Blick beugte sie sich zu mir rüber und flüsterte mir ins Ohr: »Er ist mir etwas zu hektisch. Außerdem haben wir schon genug Zeit bei deiner Suche verloren.«
Verständlich nickte ich. Der Mann war mir auch nicht so ganz geheuer, doch ich lächelte ihn an, als wir weitergingen.
»Diese Blumen passen perfekt zu dir«, schnurrte er da auch schon. »Schöne Blumen zu einer schönen Frau«, flüsterte er und zwinkerte mir zu.
Mit großen Augen starrte ich ihm hinterher, als er sich auf den Weg machte zu den Tischen, die gerade aufgebaut wurden. Ich vermutete, dass dort das Buffet stattfand. Sicher war ich mir nicht, doch als eine Decke auf den Tischen lag und der Duft von Fleisch um meine Nase wehte, war ich mir sicher. Stühle wurden auch schon eilig an den Tisch geräumt. Der Mann, dessen Name ich immer noch nicht kannte, wich ein paar Leute aus, bevor er einen freien Platz fand, an den er den Kasten stellen konnte. Sofort wirkte er entspannter. Seine Last muss wohl doch schwerer gewesen sein, als er erwartet hatte. Kurz gönnte er sich eine Pause und streckte seinen Rücken durch, bevor er sich daran machte die Blumen zu verteilen. Flink huschte er umher, legte hier eine Blume hin, hängte dort eine an eine Girlande, verteilte auf dem gesamten Tisch Blütenblätter und manchmal fürchtete ich um das Essen, dass dort Blätter reinfielen, doch er war geschickt. Jedes Blatt sah aus, als hätte er es sorgsam dort hingelegt und nicht wahllos hingeworfen. Ich beneidete diesen Mann, dass er so geschickt mit dem Dekorieren war. Nur zu gut erinnerte ich mich daran, wie ich mal unseren Speisesaal schmücken wollte. Das Ende vom Lied war, dass die Köche sich bei meinen Eltern beschwert hatten, weil ich das Essen auch unbedingt dekorieren wollte. Damals wusste ich nur nicht, dass Fingerhut giftig war. Bei der Erinnerung daran, dass ich uns fast vergiftet hätte, verzog ich mein Gesicht zu einer Grimasse. Doch schnell versuchte ich mich wieder abzulenken, während ich dem kleinen Mann bei seiner Arbeit zusah. Ich wusste, dass ich diesmal keine Angst vor giftigen Pflanzen im Essen haben musste. Meine Gedanken schweiften wieder ab, während ich ihn beobachtete. Ein Zupfen an meinem Ärmel schreckte mich aus meinen Gedanken auf. Erschrocken sah ich nach unten und erblickte Vraldes, die neugierig zu mir aufsah.
»Hey Kleine«, begrüßte ich sie. Sofort huschte ein entrüsteter Gesichtsausdruck über ihr Gesicht.
»Ich bin nicht klein«, beschwerte sie sich empört.
»Natürlich nicht«, grinste ich. Es war süß, wie sich Vraldes immer wieder darüber aufregte, wenn man sie klein nannte.
Kurz schmollte Vraldes noch, bevor sie weitersprach. »Wer ist dieser Mann und wieso verteilt er überall Blumen?«, fragte sie neugierig.
»Willst du eine?«, antwortete ich mit einer Gegenfrage.
Sofort hatte ich ihre volle Aufmerksamkeit. Vraldes liebte Blumen über alles, nur fand sie sie noch schöner, wenn sie noch im Boden steckten. Aber wenn sie eh schon aus dem Boden gepflückt waren, wollte sie unbedingt eine Blume in ihrem Haar haben. Ich konnte es ihr nicht verübeln, sie sah einfach wunderschön aus, wenn sie eine Blume im Haar hatte.
»Darf ich denn?«, fragte sie artig.
»Das müssen wir den netten Herrn fragen, aber ich glaube nicht, dass er was dagegen hat.« Um ehrlich zu sein, war ich mir sicher, dass er sofort Feuer und Flamme dafür sein würde die richtige Blume für Vraldes heraus zu suchen.
»Komm mit«, flüsterte ich und zog sie hinter mir her. Grinsend hüpfte sie mir nach und sah sich dabei die ganze Zeit um. Mit großen Augen bestaunte sie dann das Werk von dem Blumenmann, als wir beim Tisch ankamen. Sobald dieser mich erblickte ging er strahlend auf uns zu, machte gerade den Mund auf, so als wolle er mich was fragen, als er Vraldes erblickte. Diese blickte ihn mit großen Augen an.
»Darf ich eine Blume?«, fragte sie höflich und ich sah direkt, dass der Mann nicht Nein sagen konnte.
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Der rote Morgen
RomanceSeit Jahren herrscht Krieg in Prinzessin Ramuras Land, als eines Nachts das Schloss von ihr und ihrer Familie angegriffen wird. Ihre Eltern hatten schon ein paar Mal versucht sie zu überreden, dass Ramura floh, doch bisher hatte sie sich immer gewei...