Strahlend sah er auf die Kleine hinab, kniete sich hin, um mit ihr auf einer Höhe zu sein, auch wenn er so schon nicht groß war, und lächelte sie liebevoll an. »Wenn du schon so nett fragst, kann ich schlecht verneinen«, schnurrte er. »Komm, wir suchen eine Schöne raus«, meinte er dann noch, bevor er aufstand und uns bedeutete, ihm wieder zu seinem Stand zu folgen. Dort angekommen verschwand er wieder hinter dem Stand, kramte erneut etwas herum und tauchte dann wieder mit einer roten Blume auf. Wie schon bei den blauen Blumen, kannte ich diese Art auch nicht, aber sie passte perfekt zu Vraldes Kleid. Prüfend hielt der Mann die Blume an das Kleid, bevor er grinsend nickte und die Hand hob, so als wolle er Vraldes die Blume in ihr Haar schieben, doch kurz davor stockte er.
»Darf ich?«, fragte er dann zu meiner Überraschung.
Verlegen blickte Vraldes zu Boden, nickte aber mit hochrotem Kopf. Sanft schob der Mann Vraldes die Blume hinter ihr Ohr, zupfte noch ein bisschen an ihren Haaren, bevor er sich wieder erhob.
»Du siehst wunderschön aus«, säuselte er und war dann auch schon wieder verschwunden. Einen Augenblick sah ich ihm noch nach, dann wandte ich mich wieder Vraldes zu.
»Komm, lass uns deinen Bruder suchen«, schlug ich vor und sie nickte begeistert. Kurz hob sie die Hand, so als wolle sie nach der Blume fühlen, zog aber die Hand dann kurz davor wieder weg, als hätte sie Angst sie zu zerdrücken. Als sie ihre Hand sinken ließ, strahlte sie mich an und zog mich dann vorwärts. Überrascht von ihrem Enthusiasmus ließ ich mich von ihr in eine Richtung ziehen, bevor ich mich irgendwann löste, weil ich Satumar entdeckt hatte. Als Vraldes bemerkte, dass ich stehen geblieben war, sah sie mich fragend an, bevor ich ihr die Richtung zeigte, in der Satumar stand. Der Wind wehte ihm durch seine blonden Locken und verwuschelte sie ihm. Seine strahlend blauen Augen suchten die Menge ab, bis er uns fand. Sofort huschte ein Lächeln über sein Gesicht und ich konnte nicht anders als es zu erwidern. Grinsend starrten wir uns an, bis Satumar den Blick von mir löste und stattdessen Vraldes musterte. Sofort stieß ich meinen Atem aus, den ich wohl, ohne es zu bemerken, angehalten hatte. Voller Freude und Glück machte ich ein paar Schritte auf ihn zu, bis ich einen Ruf hörte.
»Ramura! Warte!«
Die Stimme kannte ich. Widerwillig wendete ich meinen Blick von Satumar ab und sah stattdessen nach rechts, woher der Ruf kam. Amandiel lief auf uns zu und schnaufte kurz durch, bevor er Vraldes auch erblickte. Diese sprang lachend auf ihren Vater, welcher Mühe hatte sie zu halten, als sie ihn so überfiel. Sofort steckte mich die Fröhlichkeit von den Beiden an, denn Amandiel hatte auch angefangen zu lachen, während er sich mit Vraldes auf dem Arm drehte, bevor er sie wieder auf dem Boden absetzte.
»Hey Kleine«, begrüßte er sie, was ihm einen empörten Blick einbrachte. Sofort wurde mein Lächeln breiter. »Schöne Blume«, lachte Amandiel, als er ihren Blick bemerkte.
Plötzlich spürte ich ein Kribbeln im Nacken. Wachsam drehte ich mich um und starrte Satumar an, der hinter mir stand und mich wohl erschrecken wollte. Sofort hob er beschwichtigend die Arme und grinste mich an. Wie von selbst musste ich auch grinsen.
»Da bist du ja, Satumar. Ich hatte dich schon gesucht«, sprach da Amandiel.
»Ist irgendwas passiert?«, wollte Satumar alarmiert wissen, und auch ich fragte mich, ob alles gut war.
»Nein, alles gut«, beruhigte er uns. »Ich hatte mich nur gefragt, wo du hin bist«, erklärte er.
Sofort spürte ich, wie eine Welle der Erleichterung meinen Körper durchströmte.
»Wisst ihr, wo Limbara ist?«, fragte er dann auch schon weiter.
»Ich hatte sie zuletzt dort hinten gesehen«, murmelte ich und zeigte in die Richtung.
Amandiel nickte nur und bedeute uns, ihm zu folgen, während er in die Richtung, die ich ihm gezeigt hatte, ging. Mit einem sanften Lächeln zu Satumar, folgte ich Amandiel. Sofort spürte ich wieder Satumars Hand an meiner und grinsend nahm ich diese Geste an. Hinter mir hörte ich Vraldes, die uns eilig folgte, doch als ich ihr meine freie, linke Hand hinhielt, holte sie auf und packte meine Hand. So zusammen folgten wir Amandiel zu den Tischen, doch schnell sah ich, dass Ramura nicht mehr da war. Frustriert stieß ich einen Seufzer aus und auch Amandiel fuhr sich besorgt durch seine Haare, was mich sehr an Satumar erinnerte. Erst jetzt fiel mir auf, dass beide die gleichen Haare hatten. Sowohl Satumar als auch Amandiel hatten blonde Locken, wohin gegen Vraldes lange, glatte blonde Haare hatte, genau wie Limbara. Die beiden Männer waren sich also ähnlich, während die beiden Frauen fast identisch waren. Was sich jeder in der Familie teilte, waren die blauen Augen. Bei Amandiel war da noch ein Hauch Grün beigemischt, der bei den anderen fehlte, aber sonst waren ihre Augen alle strahlend blau.
Liebevoll blickte ich zu Satumar, der mein Starren erst nicht bemerkte, sich dann aber fragend zu mir umdrehte.
»Alles in Ordnung?«, fragte er leicht lachend.
Grinsend nickte ich. »Mir ist nur gerade aufgefallen, wie sehr ihr euch alle ähnelt«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
»Was?«, rief er dann mit gespieltem Entsetzen. »Willst du mich gerade beleidigen?«, keuchte er und fasste sich mit der rechten Hand an sein Herz.
Lachend verdrehte ich die Augen und schüttelte den Kopf. »Wenn, dann würde ich deine Eltern und Vraldes beleidigen«, neckte ich ihn grinsend.
Sofort wich das Entsetzen der Entrüstung. Mit einem Schnauben wandte er sich theatralisch ab und suchte stattdessen in der Menge weiter nach Limbara. Doch lange hielt er seine Schauspielerei nicht aufrecht und grinste mich wieder an. Sanft drückte er meine Hand und streichelte leicht mit seinem Daumen über meinen Handrücken.
Lächelnd sah ich in seine Augen und verlor mich in diesen, wie schon so häufig. Zuvor musste ich immer meine Gefühle verstecken, weil ich mir nicht sicher war, ob er sie erwiderte, doch jetzt konnte ich sie offen zeigen.
Langsam hob Satumar seine Hand und strich mir eine lose Strähne hinter mein Ohr. Sanft streichelte er über meine Wange und verfolgte jede seiner Bewegungen mit seinen Augen, bevor er mir wieder in meine sah. Sein Blick bohrte sich in meinen und ich hatte das Gefühl, dass er bis auf meine Seele sah. Wie angezogen näherte ich mich ihm und auch er beugte sich vor, als ich ein Ziehen an meiner linken Hand fühlte.
»Da ist Mama!«, rief da Vraldes auch schon.
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Der rote Morgen
RomanceSeit Jahren herrscht Krieg in Prinzessin Ramuras Land, als eines Nachts das Schloss von ihr und ihrer Familie angegriffen wird. Ihre Eltern hatten schon ein paar Mal versucht sie zu überreden, dass Ramura floh, doch bisher hatte sie sich immer gewei...