Kapitel 16

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"Pssh, kleine. Ich bin's."

Als ich die Stimme erkannte, rollten mir die Tränen über die Wangen und ich sackte erleichtert in die Arme meines vermeintlichen Peiniger zusammen. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Tut mir leid." ertönte die Stimme erneut als er seine Hand von meinem Mund nahm und nun auch seinen anderen Arm um mich legte.

„Was machst du hier, Tomasz?" fragte ich ihn als ich mich aus seinem Griff befreite und mich umdrehte um in seine Augen zu sehen. Lange war es her, das ich in seine Braun-Grünen Augen sah. Um ehrlich zu sein vermisste ich es ein wenig.
„Du hast nie auf meine Nachrichten geantwortet, ich musste sich sehen, Nicole." Antwortete er mir als er in die Hocke ging um Kenzo zu begrüßen. Nicole. Ich hab meinen richtigen Namen lange nicht mehr gehört. Tomasz war der einzige der mich so nannte. Selbst mein Bruder nahm den Namen nur dann in den Mund, wenn ich mal wieder etwas angestellt hab oder er sauer auf mich war. Alle anderen nannten mich bei meinem Spitznamen.

"Du musstest mich sehen?" Lachte ich kurz auf. "Du willst die Waffe haben, sei doch wenigstens einmal ehrlich. Deswegen hast du meine Wohnung auch so verwüstet. Du solltest mich eigentlich besser kennen. Als ob ich die irgendwo in einer Schublade, wo jeder rankommt, verstecke." Sagte ich als ich meine Arme vor der Brust verschränkte. Tomasz wollte grade etwas sagen doch ich unterbrach ihn. "Und was fällt dir eigentlich ein, Raphael zu sagen, das wir verheiratet sind?" Ich sah Tomasz auffordernd an als er sich wieder aufstellte und mir in die Augen sah.

„Raphael heißt er also. Wie lange ist dieser Raphael denn schon mit meiner Ehefrau zusammen, mh?" Fragte er mich als er sich eine Zigarette anzündete. „Raphael und ich sind nicht zusammen und dank dir werden wir das wohl auch nie sein. Und selbst wenn, geht es dich nichts an." antwortete ich Tomasz als ich mich bückte um Kenzo's Leine aufzuheben. "Warum trägst du deinen Ring nicht?" Fragte mich Tomasz als er meine Hand, an der sich kein Ring befand, in seine nahm. "Die Frage ist eher warum du deinen trägst." Antwortete ich ihm und zog meine Hand aus seiner. "Ich trag meinen weil wir verheiratet sind." Bei dem Kommentar musste ich kurz auflachen. "Sind wir das?" Sagte ich als ich Kenzo, der auf meinem linken Fuß lag, ansah. „Natürlich sind wir das." kam es von Tomasz und ich fing an mit dem Kopf zu schütteln. „Wir sind verheiratet auf dem Papier, mehr nicht. Komm Kenzo."

Kenzo hörte aufs Wort und wir liefen gemeinsam die dunkle Gasse runter. „Wo gehst du hin?" rief mir Tomasz nach und ich drehte mich um. „Was zu essen holen und dann nach Hause." antwortete ich ihm und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Kann ich mit?" fragte er mich und ich fing laut an zu lachen. „Ist das dein Ernst? Wo hast du die letzten Tage verbracht?" Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbrauen an und wartete auf eine Antwort. „Hier und da, hab mich unter die Obdachlosen gemischt." Antwortete er.

Warum auch immer fing ich an mich schlecht zu fühlen. Egal was war, wollte ich nicht das Tomasz draußen auf der Straße irgendwo schläft. „Ich weiß jetzt schon das ich es bereuen werde." nuschelte ich vor mich hin und strich mir übers Gesicht. „Warte hier mit Kenzo, ich hol schnell was zu essen. Für dich wie immer?" fragte ich ihn als ich ihm die Leine in die Hand drückte und mich umdrehte um aus der Gasse zu laufen. „Bring mir aber bitte zwei Döner mit, ich hab echt Kohldampf." rief er mir hinterher und ich lief weiter.

Mit drei Döner und etwas Fleisch für Kenzo bog ich wieder in die Gasse ab und sah schon von weitem die Silhouetten von Tomasz und Kenzo die miteinander spielten. Der Anblick zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Bin ich dumm?! Hör auf zu grinsen. Mein Lächeln verschwand so schnell wie es gekommen ist und ich blieb kurz stehen. Was mache ich hier überhaupt? Dachte ich mir als ich mein Handy, welches vibrierte, aus meiner Tasche kramte. Die Hoffnung das Raphael an mich dachte und mir schrieb wurde beim Blick auf mein Display wieder zerstört. Lediglich drei Nachrichten von John erschienen auf meinem Bildschirm.

FREE | Raf Camora FanFicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt