Für den Bruchteil einer Sekunde, fragte sich das falsche Mysterium, als es vor der geschlossenen Tür stand, ob es sich um einen Scherz handeln sollte.
Das Kind hatte wirklich die Tür hinter sich geschlossen, Chuuya damit ausgeschlossen. Natürlich konnte er sich einfach an den Griff dranhängen, sie selber wieder öffnen, aber er wollte nicht. Wenn das Knochengestell abgeschlossen hatte, würde er sich unnötig anstrengen, und wenn das die Reaktion darauf war ihn heute bloßgestellt zu haben, dann kam er damit klar.
Ein echter Hund - ein Mysterium würde nun wahrscheinlich vor der Tür sitzen bleiben und darauf warten, dass dem Schutzbefohlenen nichts geschah; etwa ein weiterer Anfall oder eine lebensmüde Idee. Aber Chuuya war kein Mysterium, und obwohl er die Welle aus Sorge spürte, ging sie direkt über ihn hinweg, ließ ihn trocken und unberührt.Er hatte bereits Stunden vor dieser blöden Tür gesessen, er würde es darauf ankommen lassen. Es war Tag, Dazai würde schon nichts zu stoßen, auch wenn er nicht ständig bei ihm war – er sah auch um vieles besser aus, als zuvor. Wenn es ihm schlecht ging, hätte er ihn nicht ausgesperrt. (Wahrscheinlich.)
Die neu gewonnene Zeit nutzend, machte sich Chuuya daran, das Haus, dass so warm und gemütlich erschien, trotz der Tatsache, dass es mitten im Nirgendwo stand, zu erkunden. Er fing mit der Tür neben dem Ausgang an, drücke den Griff herunter. Eine Vorratskammer. Mehl, Zucker, Dosen, Wasser – alles, was man trocken lagern konnte, war hier drin. Im "Flur" gab es insgesamt 7 Türen, neben jeder Tür ein Fenster. Ein Badezimmer (das kannte er schon, trank dort etwas, bevor er sich in Hundegestalt weiter ans entdecken machte), eine Vorratskammer, Dazais Zimmer, eine Bibliothek (ein Raum voller Bücher die er nicht lesen konnte) und einen Raum, der absolut grauenhaft aussah, wohl das Kinderzimmer war.
Puppen und Kuscheltiere, Kostüme, Buntstifte, Bausteine – alles was ein Kind sich nur wünschen konnte lag auf dem Boden, weggeworfen in einem Anflug von schlechter Laune. Bevor das falsche Mysterium seine Verachtung (und sein tiefstes Bedauern) zum Ausdruck bringen konnte, erschrak er sich fast zu Tode, als Elise plötzlich im Raum war, die Tür hinter sich schloss.
"Gefällt dir dieser Raum? Er war am Anfang mit anderen Dingen gefüllt, aber der Kram war wirklich widerlich. Rintarou hat es geändert, bis ins kleinste Detail. Das hat mich gefreut, zumindest stinkt es jetzt nicht mehr nach verrottetem Fleisch."
Die Blonde trat näher an ihn heran, streckte ihre Hand nach ihm aus. Chuuya ließ es zu, versucht ihre Worte richtig zu deuten. Verrottetes Fleisch. Hatte man mal Tiere hier gehalten, in diesem Raum geschlachtet? Oder war das das Haus eines Massenmörders gewesen? Vielleicht etwas weit hergeholt. (Aber es würde ihn nicht überraschen, die Umgebung schien perfekt.) Warum wusste Elise davon?
"Du bist gar nicht gefährlich, Dazai ist ein Lügner. Ob ich sein Essen das nächste Mal vergiften sollte?"
Nein, nein sollte die nicht. Aber anstatt den Kopf zu schütteln, legte er ihn schief, stellte die Ohren auf. Kümmerte das Mädchen sich immer um das Essen? Betraten die anderen die Küche überhaupt? Nein, Mori auch, mindestens die zwei also.
"Komm Hund, wir spielen etwas! Dafür brauche ich keine Erlaubnis!" Sie zog an seinem Fell, führte (er riss sich nicht los) ihn weiter ins Zimmer hinein.
♦️
Mit viel zu vielen Schleifen auf dem Kopf verließ (entkam) er Elise schließlich, machte weiter, stoppte zuvor vor dem Zimmer des braun Haarigen.
Dazai atmete gleichmäßig, blätterte ab und zu eine Seite um - wahrscheinlich die Blätter im Schreibtisch, oder ein Buch aus dem Regal - und verlor weder einen Laut noch eine Bewegung über die Tatsache, dass Chuuya vor der Tür stand. Aber er atmete, von einem Anfall (war es Asthma?) keine Spur. Die Küche lag gleich hinter dem Wohnzimmer, aber essen konnte er nicht, hatte statt dem Mädchen, nun den Jungen als Begleitung und Hindernis aufgegabelt.

DU LIEST GERADE
Von blutigen Schleifen und schwarzen Tränen
FanfictionBeim Bestehlen der falschen Person wurde Chuuya in ein Dämon ähnliches Wesen verwandelt - unter den Menschen auch als Hund bekannt. Es wäre nicht mal so schlimm, wenn sein Schützling nicht ständig versuchen würde in Schwierigkeiten zu geraten, die l...