~ Liam ~
Ich hatte Schmerzen. Starke Schmerzen. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mein Gesicht verzogen. Es war immer noch dunkel um mich und ich hörte nichts mehr, nicht mal mehr ein Rauschen. Ich schien immer tiefer in eine Art eigene Welt aus Dunkelheit und Stille zu sinken. Ich konnte nur hoffen, dass Zayn bald kam, um mich hier raus zu holen. Ach ja. Er würde ja nicht kommen. Weil er mich nicht mehr liebte. Hatte er mich überhaupt jemals geliebt? Wohl nicht. Und ich war auch noch Schuld daran, dass sich Louis und Harry gestritten hatten. Plötzlich wünschte ich mir, ich wäre nicht gesprungen. Dann hätte ich alles in Ordnung bringen können. Hätte Louis und Harry wieder zusammenbringen können. Hätte Zayn sagen können, was ich empfand und hätte ihm sagen können, dass er es beenden sollte. Dass ich es nicht mehr so wollte, wie es war. Sicher wäre dann alles besser geworden. Aber ich war ja so ein verdammter Feigling und war einfach vor Problemen davongelaufen und das hatte ich nun davon: unerträglich starke Schmerzen. Verdammt. Das hier brachte doch alles nichts. Ich wollte endlich sterben, alles war besser, als hier unbeweglich zu sein und nichts tun zu können. Ich wollte eine zweite Chance oder keine, aber nicht so eine Zwischenlösung. Wie ich Zwischenlösungen hasste. Das mit Zayn war auch eine gewesen. Liebe oder nicht, aber nicht Sex und dann eine Woche Funkstille. Nie wieder. Mir kam es plötzlich so vor, als würde die Dunkelheit noch dunkler werden und die Stille noch erdrückender, wenn man das hier überhaupt noch steigern konnte. Wo war ich? Wieso konnte ich nicht einfach aufwachen oder sterben? Ich bekam leicht Panik und spürte, wie mein Herz schneller schlug. Dann bahnte sich ein einzelner Satz den Weg in meine Gedanken, der unmöglich von mir stammen konnte. Wir verlieren ihn. Es musste ein Satz von jemandem sein, der irgendwo da draußen in der Realität sprach, vielleicht sogar über mich! Ganz bestimmt sogar über mich. Ich war immerhin die Klippen heruntergesprungen und ich glaubte nicht, dass es hier so viele andere gab, über die man sowas sagen konnte. Es passte einfach zu meiner Situation. Oder auch nicht, denn ich glaubte nicht, dass mich irgendjemand verlor. war ich verloren? Nein, sonst könnte ich nicht mehr darüber nachdenken. Aber ich wollte nicht mehr darüber nachdenken, ich wollte nur noch eins: Aufwachen. Ich strengte mich an, um meine Augenlider zu bewegen, aber ich schaffte es nicht. Ich strengte mich noch mehr an und als ich am Ende meiner Kräfte angelangt war, bemerkte ich, dass es nicht ging. Ich musste einen anderen Weg finden, jemandem, der mich gefunden hatte, mitzuteilen, dass ich nicht verloren war. Denn das war ich verdammt nochmal nicht! Ich versuchte, irgendetwas zu bewegen. Nichts. Atmete ich überhaupt noch? Wahrscheinlich nicht. Zumindest fühlte ich mich nicht so, als würde ich atmen. Plötzlich wurden meine Schmerzen stärker und ich begann, innerlich zu schreien. So sehr, dass ich irgendwann realisierte, dass ich wirklich schrie und nicht nur in meinen Gedanken. Ich wachte auf!
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Ich konnte mich zwar immer noch nicht bewegen, aber das lag nicht daran, dass es nicht möglich gewesen wäre, sondern daran, dass mir alles wehtat, und zwar mehr als in dieser merkwürdigen dunklen, stillen Nebenrealität, die nur in meinem Kopf zu existieren schien. Ich konnte nicht sprechen, aber ich schaffte es trotz riesiger Kopfschmerzen, den Kopf zu schütteln oder zu nicken. Ich bekam Schlafmittel, damit ich mich erholte, also schwebte ich dauernd wischen traumlosem Schlaf und Wachzustand, der meist nur wenige Minuten andauerte. Wie lange ich in diesem Zustand blieb, wusste ich nicht, aber es musste lange sein. Tage verloren für mich ihre Bedeutung, ich schlief sowieso die meiste Zeit. Erholt sah ich trotzdem nicht aus, als sich mir die Gelegenheit bot, in einen Spiegel zu sehen, entdeckte ich lilafarbene Augenringe, die aussahen, als hätte mir jemand ins Gesicht geschlagen. Außerdem waren meine Lippen rau und aufgeplatzt und mein Haar war fettig, zu lang und stand ab. Hoffentlich hatte mich so noch niemand gesehen, den ich kannte. Naja, nicht dass die Ärzte jemanden hereingelassen hätten. Nach und nach begannen Tage wieder eine Bedeutung zu bekommen und ich schlief überwiegend nachts und war tagüber wach. Sprechen konnte ich immer noch nicht, aber man sagte mir, dass das schon noch werden würde. Stattdessen bekam ich Stifte und Papier und durfte alles aufschreiben, was ich wollte oder brauchte. Dessen zur Folge redete niemand gern mit mir und so bekam ich nur mit, wenn der Arzt mir mitteilte, was er mir für Medikamente gab. Ich fragte nicht, wann ich wieder aus dem Krankenhaus durfte. Ich fragte auch nicht, ob mich jemand besuchen wollte. Und so kam es, dass als ich aufwachte, plötzlich zwei Personen neben meinem Bett standen. Zayn erkannte ich sofort, er schien meinen Blick magisch anzuziehen. Neben ihm stand Harry, aber dem schenkte ich kaum Beachtung, sondern starrte Zayn die ganze Zeit stumm an. Nach so langer Zeit war er da. Er war gekommen. Er hatte mich nicht allein gelassen. Er war da. Fast hätte ich gelächelt. Aber dann fielen mir die Schmerzen der vergangenen Tage wieder ein und den dauerhaften Schmerz, den ich davor im Herzen hatte. War es das alles wert? Hatte ich das wirklich alles getan, nur für diesen einen Moment, in dem ich noch nicht mal sprechen konnte? Ich konnte ihm jetzt noch nicht mal sagen, was ich fühlte. Ich konnte ihm nichts von alldem sagen, was ich mir überlegt hatte. Ich war machtlos. Und das fühlte sich verdammt mies an.
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"Liam!", rief Harry und umarmte mich freudestrahlend. Ich gab ihm ein Küsschen auf die Wange, genau wie wir es als Kinder immer getan hatten. Harry lächelte und blinzelte die Tränen weg. Zayn stand daneben und sah mich aus großen, nassen Augen an. "Wieso hast du das getan, Liam?", fragte er so leise, dass ich ihn kaum verstand. Ich schüttelte den Kopf und hoffte, dass er verstand, dass ich nicht sprechen konnte. "Oh, schon klar. Du warst ja so arm dran. Hast du eine Ahnung, was du mir damit angetan hast?", begann er immer lauter zu werden. "Ich hab mir verdammte Sorgen um dich gemacht! Ich hab wachgelegen und jetzt sagst du mir noch nicht mal, wieso? Du hast dich verändert Liam! Und ich weiß nicht, ob ich den neuen Liam auch noch liebe!" Dann verließ er den Raum, ohne noch einmal zurück zu blicken. Ohne die Tränen zu sehen, die mir über die Wangen liefen, als ich nach Zettel und Stift griff und zwei Sätze aufschrieb. Ich liebe dich auch, Zayn. ich kann es dir bloß nicht sagen. Harry las diese Sätze und blickte mich mitleidig an. "Du kannst nicht sprechen?" Ich schüttelte den Kopf. "Das tut mir leid. Nie wieder?" Ich zuckte die Schultern und fragte mich, wieso ich nicht auf die Idee gekommen war, dass ich möglicherweise nie wieder sprechen konnte. Das wäre schrecklich! Eben war es schon eine Qual gewesen, nichts erwidern zu können und sich einfach nur Zayns Vorwürfe anhören zu müssen. Ich öffnete den Mund, aber es kam kein Ton heraus. Ich versuchte mit aller Kraft, zu schreien, aber erst kam nichts. Ich begann, die Tränen wieder fließen zu lassen und schrie voller Verzweiflung. Und dabei schaffte ich es, ich schrie. Und ich schrie weiter und heulte und machte Lärm, wollte, dass mich jemand in den Arm nahm, wollte einfach nur noch getröstet werden. Ich fühlte mich, als ob jemand gestorben wäre. Und es war, als wäre ich gestorben. Ich spürte die Spritze fast gar nicht, als sie in meinem Arm steckte, ich nahm nur noch wahr, wie alles um mich herum schwarz wurde und wie Harry meine Hand hielt. Es tat mir so sehr leid, was ich ihm angetan hatte, obwohl er immer für mich da war. Sogar jetzt, als ich mich aufgeführt hatte, als wäre ich besessen, hatte er zu mir gehalten. Ich sollte mich wirklich bei ihm bedanken.
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Hey! Hab da mal eine Frage: Soll ich lieber zwei Tage in der Woche bestimmen und an diesen beiden Tagen dann mehrere Kapitel hochladen oder soll es so bleiben, wie jetzt? Mir ist nämlich aufgefallen, dass ich sehr unregelmäßig poste und ich weiß nicht, ob das so okay für euch ist. Schreibt mir doch bitte eine Antwort in die Kommentare! Danke!
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Just like a pill (Ziam FF)
Fanfiction"I swear, you're just like a pill, instead of making me better, you keep making me ill." Liam bekommt jeden Samstagabend Besuch von seinem Vergewaltiger Zayn Malik. Dem Jungen, den er liebt und deswegen nicht verpfeift. Dem Jungen, den er braucht. D...