Abrechnung

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Ich habe mir vorgenommen am Wochenende zu meinen Eltern zu fahren. Mittlerweile ist Freitag. Der Mittwoch steckt mir aber tatsächlich noch ein bisschen in den Knochen. Die Nacht ist länger geworden als sie sollte. Aber es war mir egal. Ich habe mich gut gefühlt. Ich war endlich frei und konnte das machen, was ich wollte. Als wenn sich innerlich eine Kette gelöst hat, die mich die ganze Zeit zurück gehalten hat. Aber das ist nun vorbei. Ich bin frei und jetzt fehlt nur noch der krönende Abschluss.

Die Abrechnung mit meinen Eltern. 

Ich habe ihnen nicht erzählt, dass ich vorbei kommen werde. Es soll eine Überraschung werden, die sie in ihrem restlichen Leben nicht mehr vergessen werden. Ich hoffe, dass sie sich schämen und ein schlechtes Gewissen haben werden. Ich hoffe, dass sie genau so leiden wie ich. Ich hoffe, dass sie merken, wie sehr ich sie hasse und verachte. Aber ich denke, das sollte kein Problem werden. Ich habe mir schon einen kleinen Plan zurecht gelegt. Ich will sie ja erstmal in dem Glauben lassen, alles sei gut. Außerdem habe ich Adam als meine Unterstützung dabei. Meine Eltern wohnen in Greentree, Pennsylvania. Ein kleiner Vorort von Pitsburgh. Schon eine etwas bessere Wohngegend. Es sind etwa 375 Meilen bis zu ihnen. Das sind ungefähr 6 Stunden Autofahrt. Aber die "lange" Reise konnten sie sich für ihre schwer verletzte Tochter ja nicht zumuten. Naja, es ist egal. Sie bekommen was sie verdienen.

Adam und ich sitzen schon seit drei Stunden im Auto. Für das Wochenende hat sein Vater uns seinen Jeep zu Verfügung gestellt. Ich muss leider gestehen, dass das Auto der Wahnsinn ist. Super ausgestattet. Bequem ohne Ende und dann auch noch super Fahrcomfort. Echt der Hammer, aber ich will nicht wissen, wie viel die Karre gekostet hat. Adam und ich unterhalten uns, hören Musik. Manchmal ist es aber auch einfach nur still. Und das ist gut so. Die letzte Stunde der Fahrt hat sich so langsam dahin geschleppt. Es ist bereits Mitternacht, als wir an unserem Hotel ankomme. Da wir aber bescheid gegeben hatten, dass wir nachts kommen, stellt das einchecken zumindest kein Problem dar. Als wir im Zimmer ankommen, lassen wir uns beide einfach aufs Bett fallen. Es war wirklich anstrengend, aber ich weiß, dass es nötig ist. Als ich darüber nachdenke, dass morgen der Tag ist, an dem sich alles ändern wird, an dem sich mein Leben um 180° wenden wird, bekomme ich doch ein bisschen Bammel. 

ADAMS SICHT:

Noch immer liegen wir einfach so auf dem Bett rum. Sicher schon seit 15 Minuten. Ich merke, dass Aria immer wieder mit ihren Gedanken abschweift. Dass sie immer wieder wo anders ist.

Adam: Ist alles ok, mein Spatz?

Aria: Ja...sicher, alles gut.

Ich kenne das, wenn sie so antwortet. Sie hört gar nicht richtig zu. Stellt auf Robotermodus um und frisst ihre Sorgen in sich hinein.

Adam: Ich verstehe, dass du Angst hast.

Ich weiß, dass sie Angst hat, dass sie sich nicht wohl fühlt, obwohl sie weiß, dass es das Richtige ist. Sie dreht ihren Kopf zu mir. Ihre Augenbrauen bilden ein kleines Sorgenfältchen in der Mitte. Ich streiche darüber und lächle sie an. 

Adam: Du solltest aufhören so zu gucken, ansonsten bleiben die Fältchen und dann siehst du älter aus als ich. 

Sie boxt mir gegen den Arm und will mich böse anschauen, aber es klappt nicht und sie muss doch grinsen.

Aria: Du bist blöd.

Adam: Stimmt gar nicht. Ich bin der coolste Typ hier im Raum. 

Aria: Du bist ja auch der einzige Typ hier, da ist das auch nicht besonders schwer. 

Ich strecke ihr die Zunge raus. Sie tut es mir gleich und wir müssen beide anfangen zu lachen. Es ist schön, dass ich sie so aufmuntern kann. Ich weiß zwar, dass es ihr jetzt noch Sorgen bereitet, morgen dieses Gespräch zu führen, allerdings weiß ich auch, dass es ihr danach um einiges besser gehen wird. Eine halbe Stunde später haben wir es dann doch noch geschafft uns Bettfertig zu machen. Wir kuscheln uns gemeinsam unter die Decke und ich ziehe sie dicht an mich. Ihr Kopf liegt an meiner Brust und ich spüre ihren Atem auf meiner Haut. Er geht ruhig und regelmäßig. Ich drücke ihr noch einen Kuss ins Haar, bevor ich ihr ins Traumland folge. Als ich wieder aufwache, ist Aria schon hellwach. Sie hat sich bereits umgezogen und die Zähne geputzt. Ich frage mich wie spät es ist, weil sie schon so fit ist. Als ich auf mein Handy schaue, blicke ich ungläubig zu Aria auf.

Adam Part 1 - Is It LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt