Alleine

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Der Fußboden unter mir knackste und ließ mich jedes Mal zurückzucken. Die Kälte strich um meine nackten Beine und hinterließ eine Gänsehaut.

Leise schlich ich weiter. Die Treppe nach unten, durch die große Halle und dann nach rechts. Taps, taps. Meine nackten Füße fühlten sich schon ganz taub vom kalten Steinboden an.

Langsam schritt ich zu der großen Holztüre und spähte durch das Schlüsselloch. Ich erkannte den großen Holztisch in der Mitte, die vielen Sessel daneben, meine Zeichensachen und dann den großen Armsessel, auf dem Vater sonst immer thronte. Dieses Mal nicht. Er war weg, ebenso Mutter.

Ich schluckte schwer und umklammerte die Türklinge. Heiße Tränen sammelten sich in meinen Augen und wollten auf meine Wangen und auf mein weißes Nachthemd tropfen.

Leise knarzte die schwere Türe, als ich sie öffnete. Ich blickte wie erwartet in einen leeren Raum. Schluchzend drehte ich mich wieder um und schrie verzweifelt: „Mutter, Vater wo seid ihr?"
Nichts.

Die angesammelten Tränen rannen mir jetzt doch über das Gesicht und tropften auf den kalten Steinboden, über den ich zum Eingangsportal rannte.

Taps, taps. Ich riss die Türe auf und sofort wehte mir ein eiskalter Wind entgegen. Meine tränenüberströmten Wangen begannen zu brennen. Ich schluchzte auf.

Die Sterne funkelten mir entgegen, doch das tröstete mich nicht. Ich wollte zu meinen Eltern. Zu Mutter und Vater.
„Wo seid ihr?", schrie ich in die Dunkelheit hinein. Eine Eule schuhute erbost, doch sonst tat sich nichts. Keiner kam um mich zu trösten. Mein Herz schmerzte in meinem Brustkorb.

Alleine. Alleine, ganz alleine, brannte sich das Wort in meinem Gehirn fest. Niemand war mehr da. Alleine. Ich schluchzte auf und ließ mich erschöpft in das kalte Gras nieder.
„Vater, Mutter", weinte ich und kauerte mich im nassen kalten Gras zusammen.

„Guten Morgen, Alecto", weckte mich die sanfte Stimme Dumbledores.
Ich blinzelte, grelles Licht beleuchtete meinen Schlafplatz. Als ich mich kurze Zeit später an die Helligkeit gewöhnt hatte, sah ich in zwei blaue Augen. Sofort fiel mir der Schrecken der letzten Nacht wieder ein. Eine Träne stahl sich aus einem Augenwinkel, doch ich wischte sie gleich wieder weg.

„Bitte erzähle mir etwas über deinen Dad, Alecto", sagte der Schulleiter mit sanfter Stimme. „Ist er liebevoll zu dir? Hast du ihn lieb?"

In Gedanken bei dem Schoß von Vater, setzte ich mich auf und schlug die Decke zurück. Dann streckte ich mich herzhaft und stand vom Sofa auf.
„Er ist der beste Zauberer der Welt und ich hab ihn sehr lieb! Kann ich jetzt zu ihm?" Ich richtete mich vor Dumbledore auf und blickte ihm eindringlich ins Gesicht, so wie es Vater immer bei mir machte.

„Das geht leider nicht, Alec-"
„Was, aber das hast du doch gestern gesagt!" Ich war erbost. Dieser Zauberer hatte mir doch versprochen, dass ich meine Eltern heute wieder sehen durfte!

„Es tut mir leid Alecto, aber dein Vater ist letzte Nacht verstorben."
Mir stockte der Atem, mein Herz zog sich zusammen. Das war nicht wahr! ER, mein Vater war nicht tot! NEIN! Er hatte mir doch immer gesagt, dass er so stark ist! Er war doch der größte und mächtigste Zauberer der ganzen Welt!

Meine Kehle wurde trocken und ich japste nach Luft.
Sofort eilte der alte Mann herbei und hob mich auf das Sofa.
Nein! Das war ein Irrtum. Ich konnte es nicht glauben ... ich wollte es nicht glauben. Mein Vater konnte nicht tot sein!

Ich schluckte stark, doch dann konnte ich es nicht mehr zurück halten. Ein lauter Schluchzer entronn meiner Kehle und die Tränen brachen hervor. Immer mehr tropften auf den roten Stoff unter mir und sickerten langsam ein.

Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt