Sie lächelte. Ein Lächeln, wie er es nie gesehen hatte. Sie war anders als die anderen Mädchen hier. Sie war zurückhaltend. Das machte sie interessant. Er nutze seine Chance, als sie alleine an der Bar saß und fragte ob, er ihr was zu trinken bestellen konnte. Sie war unsicher, wusste nicht ob sie gemeint war. Er wartete nicht auf eine Antwort und bevor sie realisiert hatte, was eigentlich vor sich ging, stand ein Gin Tonic vor ihr. Wieder lächelte sie. Aber es war ein unsicheres Lächeln. Sie fühlte sich unwohl. Schon vorher hatte sie bereut überhaupt gekommen zu sein.
Er setzte sich neben sie. Sie unterhielten sich. Er wirkte nett. Trotzdem wusste sie nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Die Musik war laut, sie mussten schreien, um sich überhaupt verstehen zu können. Aber es fühlte sich richtig an. Er war sich sicher, dass sie für einander bestimmt waren. Er sah sie die ganze Zeit an. Er war fasziniert von ihr und registrierte jedes kleinste Detail. „Hör mal, welches Lied gerade läuft", machte er sie auf die Musik aufmerksam. Sie war verwirrt. Sie kannte das Lied, sie mochte es auch, aber sie wusste nicht worauf er hinaus wollte. Er deutete auf ihr Handy. Es schien ein älteres I-Phone Modell zu sein. Kaum jemand hatte das heutzutage noch. Außerdem war es ziemlich herunter gekommen. Viele Risse verzierten die Oberfläche. Aber er meinte nicht ihr Handy. Er deutete auf die Hülle. Vergilbte Aufkleber der Band des Lieds waren darauf. Wieder lächelte sie. Er war aufmerksam, das gefiel ihr. Sie machte die Hülle ab und zeigte ihm, dass sie sogar weitere Aufkleber auf der Rückseite des Handys kleben hatte. Nur seitdem auch diese von Rissen überzogen war, hatte sie sich für eine Hülle entschieden.
Er nahm die ebenfalls verblichene Hülle in die Hand. Das Handy passte nicht zu dem Rest von ihr. Die Schminke saß perfekt. Die Haare waren top gestylt. Das Outfit war neu, knapp und bestand größtenteils aus Markensachen.
Er fragte nach ihrer Nummer, doch auf einmal fühlte sie sich unsicher. Sie war nicht das Mädchen, das mit Jungs im Club abhing. Ihre Freunde waren so, aber sie doch nicht. Niemandem würde sie erklären kennen, dass sie jemanden beim Feier kennengelernt hat. Niemand wusste, dass sie hier ist. Und das sollte auch nicht heraus kommen. Sie bekam Panik, stand auf und verschwand ohne sich umzusehen.
„Warte, bitte bleib!", rief er ihr hinterher. Sie stoppte nicht. „Wie soll ich dich denn wiederfinden?", er lief in die Richtung in die sie gegangen war, aber sie war in der Menge verschwunden und hatte kurz danach schon das Gebäude verlassen. Leise betrat sie das Haus, in dem sie wohnte. Ihre Mittbewohner waren noch nicht wieder da. Anscheinend waren sie noch feiern, nur in einem anderen Club der Stadt. Erleichtert atmete Sie auf. Sie konnte ins Bett gehen, bevor irgendjemand merkte, dass sie nicht da war.
Tage vergingen, ohne dass etwas passierte. Sie lebte ihr normales Leben weiter. Sie blieb zu Hause, lernte für die Uni oder sah sich Filme an.
Doch es kam der Tag, an dem ihre Mitbewohnerinnen ihr von einem Jungen erzählten. Sie schwärmten von ihm. Aber er schien kein Interesse an ihnen zu haben. Er suchte nur ein Mädchen und besuchte deswegen mehrere Clubs der Stadt, um sie zu finden.
Sie erkannte genau um wen es sich handelte. Sie hatte Angst, dass er sie finden würde und erkennt wie sie eigentlich war. Sie hatte nicht viel Geld. Die Markensachen waren nicht echt. Sie war nicht gut genug für ihn.
Als weitere Tage vergingen, dachte sie langsam, sie befand sich in Sicherheit. Er hatte sicherlich aufgegeben. Er würde ein anderes Mädchen finden. Ein Mädchen, das bei ihm mithalten könnte. Davon war sie überzeugt. Jedoch nur so lange, bis sie einen Zettel im Supermarkt hingen sah. Der Zettel zeigte ein Bild einer Handyhülle; Ihrer Handyhülle. Sie hatte längst bemerkt, dass diese weg war und sie hatte schon vermutet, dass er sie hatte. Er hatte sich sie schließlich gerade angesehen, als sie in Panik losgelaufen war. Die Hülle war alt und bedeutete ihr nichts, aber jeder der sie kannte wusste, dass sie sie hatte. Es war nur eine Frage, der Zeit bis einer ihrer Freunde den oder einen der weiteren Zettel sahen.
Jedes Mal, wenn sie einen dieser Zettel sah, hängte sie ihn ab. Aber sie kam zu spät. Es ereignete sich ein paar Tage später. Sie saß gerade auf ihrem Bett und hörte Musik, als sie jemanden an der Tür klingeln hörte. Eine ihrer Mitbewohnerinnen öffnete. Auch diese erkannte den Jungen, der vor der Tür stand. Sie setzte ihr bestes Lächeln auf, aber ihn interessierte es nicht. „Hey, mir hat jemand diese Adresse genannt. Ich hab eine Handyhülle und wollte sie zurückgeben. Wohnt hier noch jemand?". Er hielt die Hülle hoch. „Ja die kommt mir bekannt vor. Danke, ich gebe sie ihr. Sieht man sich demnächst beim Feiern?", versuchte sie sich weiter einzuschleimen, aber es interessierte ihn nicht. „Kann ich sie sehen? Ich würde es ihr gerne persönlich geben". Er ignorierte jeden Protest und betrat die Wohnung. Die Mitbewohnerin, die wohl mittlerweile aufgegeben hatte, sah ihm hinterher und rief beleidigt „Zweite Tür links!".
Also klopfte er an ihrer Tür. Sie hatte nicht mitbekommen, dass er es war und erschrak, als er plötzlich in ihrem Zimmer stand. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Keiner der beiden sprach ein Wort. Er ging ein Schritt auf sie zu, glücklich das Mädchen gefunden zu haben, das er seit Tagen suchte. Er hielt ihr die Hülle entgegen. „Aschenputtel, du hast deinen Schuh verloren", sagte er, während er grinste. Und noch bevor sie reagieren konnte, lagen seine Lippen auf ihren. Sie wehrte sich nicht, sondern gab sich ihm hin. War in ihr nicht tief in ihr der Wunsch gewesen, dass er sie fand? Fühlte sie nicht vielleicht doch genauso für ihn, wie er für sie?
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Mein Beitrag zum Contest von Dobbynn!
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Bitte Bleib! | DisneyReloaded Contest
Short Story"'Warte, bitte bleib!', rief er ihr hinterher. Sie stoppte nicht. 'Wie soll ich dich denn wiederfinden?', er lief in die Richtung, in die sie gegangen war, aber sie war in der Menge verschwunden und hatte kurz danach schon das Gebäude verlassen." Me...