Kapitel 1

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"Ich heiße dich herzlich willkommen, Jungkook. Ich bin mir sicher, dass du dich hier schnell einleben wirst.", lächelnd führte mich eine Erzieherin des Waisenhauses durch den langen Flur.
"Dein Zimmer ist der letzte Raum hier auf dem Gang.", sagte sie, während sie die Tür meines Zimmers öffnete.
„Richte dich ein, ich schicke dir gleich deinen Zimmernachbarn rüber damit er dir das Gebäude zeigen kann.", als sie merkte, dass ich ihr nicht antworten würde verließ sie den Raum.

Mein Zimmer war klein im Vergleich zu meinem alten. Die Wände waren in einem Grauton gestrichen und einzig ein kleines Fenster schenkte dem dunklen Raum ein wenig Licht. Seufzend ließ ich meinen Koffer fallen und setzte mich auf mein Bett.

Plötzlich klopfte es an meiner Tür. Noch bevor ich etwas sagen konnte wurde meine Tür aufgerissen. Ein Junge kam mit federndem Gang herein. Seine rosafarbenen Haare fielen ihm leicht ins Gesicht und seine vollen Lippen verzog er zu einem herzlichen Lächeln.

„Hi, ich bin Jimin!", stellte er sich fröhlich vor und streckte mir seine Hand entgegen. Ich starrte seine Hand an, erwiderte die Geste jedoch nicht.
„Du musst Jungkook sein. Freut mich. Komm, ich führ' dich ein bisschen rum.", er strahlte heller als die Sonne und seine freundliche Art brachte mich dazu aufzustehen und ihm zu folgen.

„Du weißt ja, dass wir hier im ersten Stockwerk sind. Lass uns zuerst ins Erdgeschoss gehen, im zweiten Stockwerk ist sowieso nicht viel zu sehen.", schlug Jimin vor und ich nickte nur während ich ihm ins Treppenhaus folgte.
„Also, hier unten haben wir die Küche. Wir wechseln uns mit dem Kochen ab. Die Erzieher werden dich dafür noch einem Team zuweisen. Im Nebenraum ist unser Esssaal. Du kannst dich beim Abendessen gerne zu meinen Freunden und mir setzen.", erneut grinste er mich freundlich an. Dankbar zwang ich mir ein Lächeln ins Gesicht.
„Hier haben wir noch einen Aufenthaltsraum. Hier kannst du Brettspiele spielen oder den Fernseher benutzen.", anhand seines Untertons erkannte ich, dass Jimin nicht gerade begeistert von der Auswahl an Beschäftigungen hier war.
„Keine Sorge, die Erzieher sorgen schon dafür, dass uns nicht langweilig wird.", ergänzte er. Ich wollte nachfragen, was er damit meinte. Jedoch hatte ich so lange nicht mehr einen vernünftigen Satz gesprochen, dass ich gar nicht mehr richtig wusste, wie man seine Stimme benutzte.
„Toiletten gibt es auf jeder Etage, die Duschen sind im zweiten Stockwerk. Komm, lass uns dort als nächstes hingehen.", sagte Jimin fröhlich.
Ich ließ zu, dass er mich die Treppen hoch bis ins zweite Stockwerk zog. Nachdem er mir die Duschen gezeigt hatte blieb er im Flur vor zwei gegenüberliegenden Türen stehen.
„Da gehen wir besser nicht rein. Das sind Gemeinschaftsschlafräume. Du solltest besser keinen Mist bauen, sonst verlierst du dein Einzelzimmer. Hier oben schlafen diejenigen, die sich nicht benehmen können. Es gibt über uns noch ein weiters Stockwerk, da sollen wir aber nicht hoch. Da oben sind die Zimmer der Erzieher.", erklärte der Kleinere.

Schlussendlich führte er mich noch zurück zu meinem Zimmer.
„Ich wohne hier direkt neben an. Du bist im Nu bei mir, wenn du etwas brauchst. Du kannst jederzeit rüber kommen.", lächelnd legte er mir seine Hand auf die Schulter und ich zuckte leicht zusammen, da ich nicht mit der plötzlichen Berührung gerechnet hatte. Ich habe es immer genossen, wenn meine Eltern mich in die Arme geschlossen hatten, doch seit dieser einen Nacht schmerzte jede Berührung.

Jimin verstand sofort und zog seine Hand mit einem entschuldigenden Lächeln zurück.
Bevor er in sein Zimmer verschwand sagte er noch: „In einer halben Stunde gibt es Abendessen. Sei pünktlich."

Auch ich schlenderte in mein Zimmer. Bedrückt setzte ich mich an den kleinen Schreibtisch und starrte minutenlang auf meine Hände. Auf einmal klopfte es erneut an meiner Tür.

Mein Zimmernachbar streckte seinen Kopf durch den Türspalt.
„Jungkook, ich habe da so das Gefühl, dass du das Essen verpassen wirst, wenn ich dich nicht mitnehme.", sagte er lachend.

Er winkte mich zu sich und ich gehorchte. Als wir den Speisesaal betraten führte mich der Kleinere zu einem Tisch an welchem bereits zwei Personen saßen.
„Setz dich doch, wir beißen nicht.", lachte ein Junge mit schwarzen Haaren.
Ich lächelte dezent und setzte mich neben Jimin.
„Ich bin Jin.", stellte der schwarzhaarige sich vor.
„Und ich heiße Namjoon.", sagte der Andere und ein Grübchen zierte seine Wange während er mich anlächelte.
Ich nickte den Beiden zu.
„Unser neuer Kumpel hier heißt Jungkook. Er ist nicht so ein Plappermaul wie ihr.", aufmunternd lächelte Jimin mir zu.

„Jungkook!", rief eine weibliche Stimme meinen Namen.
„Oh oh.", seufzte Jin. „Ich drücke dir die Daumen."
Eine ältere Frau mit ernstem Blick kam auf mich zu.
„Jungkook, ich hoffe, dass man dich gut rumgeführt hat.", streng sah sie auf Jimin herab. „Ich habe dich einem Kochteam zugewiesen. Das Team das heute das Abendessen servieren wird wird in Zukunft dein Team sein. Die Pläne hängen im Flur. Ich kann dir aber schon verraten, dass du morgen helfen wirst das Mittagessen zu kochen."
Sie drehte sich auf den Hacken um und ging zu dem Tisch, an dem die Erzieher aßen.

Meine Mitbewohner lachten zusammen und sie versuchten ständig mich ins Gespräch einzubringen, doch ich gab keinen Ton von mir.
„Da kommt das Essen!", rief Jin begeistert.
Ich drehte mich zur Tür und mein Blick blieb an einem Jungen hängen, welcher mit einer ernsten Miene eine Schüssel Nudeln in der Hand hielt. Seine dunkelblonden Haare fielen über ein schwarzes Bandana, welches seine Stirn bedeckte. Seine Gesichtszüge waren so markant, dass ich meinen Blick nicht mehr abwenden konnte. Er steuerte genau auf unseren Tisch zu, dann blieb er hinter Jimin stehen und knallte die Schüssel auf den Tisch.
„Hier.", sagte er mit einer rauen Stimme.
„Gibt es heute nur Nudeln?", fragte Jin enttäuscht.
„Halt's Maul, ich hole den Rest noch.", brummte er und lief zurück in die Küche.
„Man, ist der heute wieder gut gelaunt.", seufzte Namjoon.
„Und er sieht mal wieder so verdammt heiß aus.", schwärmte Jimin und Jin nickte zustimmend.
Ein paar Minuten später brachte er noch eine Tomatensauce und einen Salat. Alle stürzten sich auf das Essen, nur ich blieb stumm sitzen und sah den Blonden an. Ich hatte damit gerechnet, dass er sich wieder direkt umdrehen würde und verschwinden würde doch plötzlich erwiderte er meinen Blick. Er neigte seinen Kopf zur Seite und ich hätte schwören können, dass seine Mimik für einen kurzen Moment weicher erschien. Dann jedoch zog er wieder seine Augenbrauen zusammen und kehrte mir den Rücken zu.

Ich wollte die Anderen fragen, wer der Fremde war. Ich wollte wissen wie er hieß, wie alt er war und warum er an diesem schrecklichen Ort war. Vor allem fragte ich mich jedoch, warum er mich überhaupt so interessierte. Doch meine Lippen blieben verschlossen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 20, 2019 ⏰

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alone. || taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt