2 Jahr später
„Happy Birthday to you, happy Birthday to you. Happy Birthday liebe Alecto, happy Birthday to you."
Lächelnd blinzelte ich in die Morgensonne und erkannte Emm, die mit einem kleinen Schokokuchen in der einen und mit einem kleinem roten Geschenk in der anderen Hand vor mir am Bett stand und mich anlächelte.Kurz verzog ich den Mund, da ich die Farbe rot gar nicht leiden konnte, doch meine Ziehmutter wollte das nicht einsehen. Vermutlich hoffte sie immer noch, dass ich eines Tages in ihr geliebtes Gryffindor kommen würde, doch das kam definitiv für mich nicht in Frage. Ich wollte und würde auch ganz sicher in Hogwarts nach Slytherin eingeteilt werden, da war ich mir sicher. Trotz meines falschen Namens, Alecto Vance, so wie ich nun hieß, würde mich der sprechende Hut in fünf Jahren bestimmt als Tochter vom dunklen Lord erkennen und mich somit ganz bestimmt ins Haus der Schlangen schicken.
Ich setzte mich schnell im Bett auf und nahm Emm mit einem dankbaren Lächeln, das Geschenk ab.
„Wollen wir zuerst noch nach unten gehen, meine Große?"Nachdem ich genickt hatte, lief ich hinter Emm die Stufen nach unten und setzte mich an den kleinen hellbraunen Tisch. Er war schon sehr schön gedeckt, ein bunter Blumenstrauß stand in der Mitte, zwei Teller links und rechts, Eierspeise, Milch, Obst, Brötchen und Marmelade standen rundherum feinsäuberlich aufgetischt.
Wir nahmen jeweils uns gegenüber platz und Emm stellte den Kuchen in die Mitte. Das Geschenk legte ich währenddessen neben mich, um es nach dem Frühstück zu öffnen.
Nachdem ich ein Marmeladenbrot, eine Orange und eine Eierspeise gegessen hatte, bewunderte ich den Kuchen. Eine große 7 stand da mit lila und darunter konnte man das heutige Datum 13.09.1986 erkennen.
Emm schnitt lächelnd den Kuchen an und gab mir ein großes Stück auf den Teller.
„Ich werde noch platzen", murmelte ich, weshalb Emm kurz auflachte.
Gleich danach hörte sie jedoch wieder auf, als sie merkte, dass ich keine Miene verzog und witmete sich stumm ihrem Stück. Seit einiger Zeit schon, war die Stimmung zwischen uns beiden angespannt und wir redeten nur noch wenig. Generell beschäftigte ich mich meistens alleine und wenn mich meine Ziehmutter einmal in ein Gespräch verwickeln wollte, oder sie etwas mit mir unternehmen mochte, blockte ich entweder ab, stand einfach auf oder sah sie böse an. Oft sah mich Emm deshalb traurig oder sogar wütend an, doch es war mir egal. Sie bedeutete mir nicht viel. Ja klar war ich ihr dankbar, dass sie für mich sorgte, doch trotzdem würde ich niemals in ihr so etwas wie eine Freundin oder Mutter sehen. Für mich gab es nur eine Mutter und einen Vater und die waren weg. Oft hatte ich deshalb noch geweint, doch mit der Zeit hatte ich mich damit abgefunden, eine Waise zu sein, trotzdem schmerzte ihr nicht vorhandenes Da-sein sehr. Wie eine erschreckende Leere prangte ihr Fehlen im meinem Leben.
„Danke, sehr guter Kuchen", brachte ich heraus, denn ich wollte ja nicht unhöflich sein und außerdem schmeckte der Schokokuchen wirklich sehr gut.
„Danke Alecto", ein Lächeln huschte über ihr Gesicht „was willst du denn heute machen?"
„Gar nichts", schoss es wie auswendig gelernt aus mir „nur im Garten lesen."
Meine Ziehmutter seufzte, schwenkte den Zauberstab und ließ den Tisch abräumen. „Wollen wir nicht picknicken gehen, radfahren oder schwimmen?"
Mein Mund verzog sich bei dem Gedanken, mich mit einem Muggelrad abstrampeln zu müssen. „Nein, ich möchte einfach nur mein Zauberkunststücke für den Alltag fertig lesen und ein paar Sprüche testen."
„Du gehst aber Morgen wieder in die Schule," meinte Emm.
Erneut verzog ich den Mund, doch nickte ergeben. Ich konnte die Muggelschule, in die ich zum Zeitpunkt gehen musste, überhaupt nicht leiden. Überall war ich da umgeben von dummen langweiligen Nicht-Magiern und lernte unnötiges Zeugs. Leider zwang mich meine Ziehmutter dazu, sie zu besuchen und fand es auch noch besonders aufregend, mit mir zusammen die Hausaufgabe zu machen und mich haargenau nach dem Unterricht auszufragen. Dies hatte sie jedoch gleich wieder bleiben lassen, als sie bemerkte, dass ich sowieso die meiste Zeit dort nur laß und zeichnete. Mit fast niemanden aus meiner Klasse hatte ich bereits auch nur ein Wort gewechselt. Gleich am Anfang des Jahres, hatte ich meinen Klassenkameraden und Klassenkameradinnen zu verstehen gegeben, dass ich sie nicht mochte und sie mich ja in Ruhe lassen sollten, deshalb fanden mich die Muggel auch komisch und machten einen weiten Bogen um mich, was mir nur recht war.
„Willst du nicht einmal deine Sitznachbarin Kathrin einladen, ihre Mutter ist eine ganz liebe Frau."
„Aber ein Muggel," gab ich säuerlich zu bedenken.
Es kam gar nicht in Frage, die nicht magisch veranlagte Kathrin, die rein zufällig das Glück hatte, neben mir zu sitzen, einzuladen oder überhaupt irgendwas mit der zu machen. Bis jetzt hatte ich ja auch erst ganz wenige Worte mit ihr gewechselt. Einmal hatte sie mich nach einem Stift gefragt, ich hatte ihn ihr freundlich Weise ausgeborgt, doch als sie dann auch noch nach einem Kleber gefragt hat, habe ich „der ist fast leer" mit hämischen Gesicht gesagt und ihn dann demonstrativ selber benutzt.
Danach hatte mich Kathrin nur blöd angeschaut und mich nie wieder nach etwas gefragt.
„Willst du nicht wenigstens in den Zoo gehen?"
Augenverdrehend antwortete ich: „Das dauert doch ewig bis nach London und außerdem waren wir dort doch schon einmal."
„Na und? Damals hat es dir schließlich auch sehr gut gefallen. Weißt du noch, als uns der Elefant angespritzt hat?"
Bei diesem Gedanken musste ich doch ein wenig lächeln: „Warum durfte ich damals eigentlich nicht zu den Schlangen?"
Meine Ziehmutter biss sich auf die Unterlippe und schaute mich mit undefinierbaren Gesichtsausdruck an: „Der Käfig wurde zu dem Zeitpunkt gerade geputzt."
Sie log, da war ich mir sicher. Emm sah sehr nervös aus und hatte auch zu lange mit der Antwort gebraucht.
„Wenn ich dieses Mal zu den Schlangen darf, will ich gerne in den Tiergarten."
Das Gehirn von Emm schien nun in Hochtouren zu arbeiten. Neugierig schaute ich sie an, ich wollte ihr Geheimnis wissen.
„Warte," meinte schließlich meine Ziehmutter „ich werde noch jemanden anrufen und dann sehen wir weiter."
Murmelnd verließ sie das Zimmer und ließ mich verwirrt zurück. So hatte ich mir meinen siebten Geburtstag eigentlich nicht vorgestellt. Ich hatte ihn mir mit meinen Eltern vorgestellt. Wie früher, dass ich hundert Geschenke bekomme, auf dem Schoß meines Vaters sitze, er mir über meine leicht gewellten langen schwarzen Haare streichelt, mich Mutter anlächelt und ich eine riesige Torte die uns die Hauselfen backen, geschenkt bekomme.
Träumerisch schloss ich meine Augen. Ich hätte dann in der Wiese Blumen gepflückt, sie meinen Eltern gezeigt und sie hätten mich stolz umarmt. Dann hätte ich mit Mutter einen Spaziergang rund um unser Haus gemacht. Wir währen durch die Einöde gewandert, hätten Schmetterlinge gezählt, die Sonne genossen und uns in das hohe weiche Gras gelegt.
Am späten Nachmittag währen wir dann wieder über die endlosen Hügellandschaften zurück marschiert und hätten uns dann zu Vater auf die Terasse gesetzt. Lächelnd hätte mir Vater einen Kuss gegeben und mir dann aufgetragen, ihm etwas vorzuzaubern. Nervös aber glücklich hätte ich dann den Spruch gesagt und ihn ganz gut gemeistert. „Ich war auch immer so talentiert wie du," hätte Vater dann gemeint und mich auf seinen Schoß gesetzt.
„Warst du der Beste in Hogwarts?," hätte ich dann gefragt und ihn angesehen.
„Ja, ich war sogar Schulsprecher," hätte er geantwortet und die restliche Zeit hätten wir uns einfach still in den Armen gelegen.
Doch es kam nicht dazu. Die Realität brach wieder wie ein Gewitter über mich und die schreckliche Tatsache, dass Vater tot war und Mutter weit weg, übermannte mich erneut. Die Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch ich wischte sie ärgerlich weg.
Langsam stand ich auf und ließ mich auf das weiße Sofa plumpsen. Meine Augen fixierten das Bild von mir, als ich vier Jahre alt war. Ich lächelte scheinbar überaus glücklich in die Kamera, doch ich konnte mich noch genau an diesen Tag erinnern. Damals war ich gerade aus der alles-Neue-und-somit-auch-das-hier-ist-blöd-Phase heraus und war nach einer knapp einem Monat ins-Zimmer-einsperren-Phase endlich heraus gekommen und hatte Emm richtig kennengelernt. Die erste Zeit hatten wir uns zuerst immer nur schweigend angestarrt und überlegt, was wir jetzt sagen sollen, doch wir haben uns immer mehr geöffnet.
Dieses Foto war in einer Zeit aufgenommen worden, als ich meine Ziehmutter zwar schon respektierte, doch ebenfalls noch sehr distanziert und leicht reizbar war. Damals waren wir mit ihrem MUGGELAUTO (ich hätte am Anfang kotzen können, als ich es gesehen habe, doch mittlerweile hab ich gemerkt, dass es recht praktisch ist) aus der Stadt gefahren und haben uns dann irgendwo in einer Wiese hingelegt. Als Emm dieses Foto gemacht hatte, war ich zuerst ziemlich sauer geworden, doch irgendwann hab ich mir dann einfach gedacht ,wenn Mutter kommt, um mich abzuholen, wird Emm es sowieso weggeben müssen'.
Doch Mutter war nie gekommen. In der ersten Zeit war ich oft stundenlang auf meinem Fensterbrett gesessen und hatte nach draußen geschaut. Hatte die vorbeigehenden Menschen betrachtet, doch nie den erwünschten hellbraunen Schopf entdeckt. Immer wieder hatten sich meine Augen mit Tränen gefüllt, immer wieder habe ich nach draußen „Mutter" geschrien, immer wieder dann die irritierten Blicke der vorbeigehenden Menschen eingesteckt und nicht beachtet, oft hatte ich mich in den Schlaf geweint und oft hatte mich Emm nach draußen schleifen müssen, damit ich wenigstens etwas esse und trinke.
Ich hatte Emm öfters telefonieren hören und Wortfetzen wie „man hätte obliviate verwenden sollen" „es währe alles viel leichter" „sie war schon zu alt" „kann sich zu gut erinnern" „ich habe Angst", gehört. Oft hatte Emm mit Albus, Remus oder Kingsley geredet. Sie hatte öfters über mich gesprochen, von mir erzählt und war nach der Antwort von den Auroren oder Ordensmitgliedern ausgezuckt. Damals war es mir egal, wer und was über mich gesprochen hatte, doch mittlerweile war ich sieben Jahre alt und wollte meine Freiheiten. Meine Privatsphäre und nicht, dass über mich hinter meinem Rücken gelästert wird.„So, da bin ich wieder. Wir können jetzt los," meinte Emm während sie gerade schon Sachen, die wir niemals benötigen werden, in ihre Tasche mit einem unaufspürbaren Ausdehnungszauber steckte.
„Gehen wir in den Zoo?"
„Ja, Alecto," sagte meine Ziehmutter und verschwand kurz in der Küche.
„Wen hast du vorher angerufen?"
Emms brauner Schopf wurde wieder sichtbar und die ältere Hexe musterte mich. „Albus. Du musst dir noch Sonnencreme draufschmieren."
Mein Gesicht verzog sich und ohne auf ihre Bemerkung zu beachten fragte ich: „Warum musstest du mit Albus reden, bevor wir in den Zoo können?"
Emm stopfte noch ein Taschentuchpackerl, mit einem unaufspürbaren Ausdehnungszauber in die Tasche (nur Merlin weiß, für was sie dieses im Spätsommer benötigt, wenn sie nicht einmal Schnupfen hat) und meinte dann: „Alecto, sei nicht immer so neugierig. Albus ist einfach nur ein guter Freund von mir und ich wollte wieder einmal mit ihm reden."
Na klar, total normal. „Und darf ich auch zu den Schlangen?"
„Ja."~•~
Huhu^^,
es freut mich sehr, dass Du bis hierhin gelesen hast. Danke! Ich habe eine Frage: Wer ist dein Lieblingscharakter aus dem Harry Potter Universum? Und warum?
Bei mir ist es Draco Malfoy, weil er einfach das Gute und Böse in sich zusammen vereint und dadurch eine richtig spannende Persönlichkeit ist ❤️.
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Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)
Fiksi PenggemarGrausam. Kalt. Herzlos. So würden die meisten Hexen und Zauberer den Mann beschreiben, der diskriminiert, tyrannisiert, foltert und mordet. So aber nicht seine Tochter. Der dunkle Lord hatte nämlich vier Jahre lang Zeit, seiner Tochter seine Ansicht...