Russisches Ballett [BoyxBoy] Band II

Kapitel 102 (237) Dates...

Montagabend, 16.1.
Russland, Sankt Petersburg
Waganowa Ballettakademie

Dates...

Furchtbar! Schrecklich! Langweilig!

Die Türe vor seiner Nase schloss sich und augenblicklich fiel das aufgesetzte Lächeln von seinen Lippen. Er stützte sich an der Wand ab und hatte das Bedürfnis mit dem Kopf ganz fest dagegen zu schlagen.

Genau sie hatte die vermutlich unendliche Serie an Dates einläuten dürfen.

Ausgerechnet sie!

Missys kleine Schwester.

Die verrückte die in ihn verliebt war...

Ganz fantastisch.

Die Wand wirkte so verlockend... Refil strich mit den Fingern über die aufgeraute, weiße Fläche und wollte sein Hirn darauf verteilen.

Das war erst das erste Date gewesen, nur eines an diesem Tag, aber er war schon fertig mit den Nerven.

Casey war vermutlich schon bei Nikolaij zu Hause.

Er hatte sie beide heute zu Mittag damit überrascht ihnen eine SMS zu schreiben, dass er ihnen sehr dankbar für die Unterstützung war, auch, wenn er in den Zeilen darunter angegeben hatte, dass er hoffte, dass sie verstanden, dass er heute lieber mit Cevin alleine sein wollte. Gleich dahinter war noch eine SMS eingetrudelt, in der er ihnen offenbarte, dass er hoffte, dass es ihnen bei ihm zu Hause gut ging und, dass das alles für sie beide in Ordnung war.

Refil hatte kein Problem damit, außerdem lebte er gerne bei Wladimir.

Caseys Vater schien aus irgendeinem Grund ebenfalls nichts dagegen zu haben. Refils Eltern war es im Prinzip scheißegal was er tat. Hauptsache er atmete dabei.

Refil drückte sich von der Wand weg und verließ das Mädchenabteil.

Er freute sich darüber bei Nikolaij zu residieren.

Gleich aus mehreren Gründen: Grund Nummer eins war natürlich, dass Casey auch dort war und er so auf ein bisschen mehr Möglichkeit zur Zweisamkeit hoffte. Grund Nummer zwei war, dass er Nikolaij wiedersehen konnte, wie früher, nur mit anderer Umgebung und anderem Hintergrund. Grund Nummer drei war, dass er von den verrückten Weibern hier wegkam, Grund Nummer vier, war schlicht und ergreifend, weil das Haus der Hammer war und Grund Nummer fünf gehörte Calvin. Er mochte den närrischen, kleinen Junkie.
Wobei ihm so beim gedanklichen Aufzählen gleich noch ein Grund einfiel. Und zwar, dass er bei Wladimir das Gefühl hatte, dass er ihn gerne bei sich hatte, ihn brauchte. Anders als seine Pflegeeltern.

Eiligen Schrittes ging er zu seinem Zimmer, schnappte sich die Tasche, die er zuvor schon gepackt hatte, schloss ab und verließ das Gebäude. Ob er das durfte und ob es mit irgendjemandem abgeklärt war, ließ er Master Kovoijkys Sorge sein.

In seinem klapprigen Auto angekommen schloss er das Navi an, gab die Adresse ein, weil er sich nicht ganz sicher war wie er das große Anwesen finden würde und fuhr los.

Nebenbei las er noch eine SMS von Calvin, die ihm seine Vermutung bestätigte:

'Die süße Maus von gestern ist auch schon wieder hier, diese Casey. Ist das eigentlich die, mit der Nikolaij mal geknutscht hat? Die ist echt heiß...'

Refil grinste. Der Junge hatte die Libido eines ausgewachsenen Löwen. Aber so viel Charm wie eine Mistfliege. Dumme Combi.

Er musste lachen, legte das Handy auf den Beifahrersitz und fuhr auf die Autobahn auf.
Wäre Calvin älter hätte er ihn schon verprügelt für derartige Kommentare, auch wenn er selbst solche schob. Aber Casey war besser als das.
Außerdem durfte er dem jungen Kovoijky kein Haar krümmen, dafür war er nicht da. Er war genau für das Gegenteil zuständig. Dass ihm eben kein Haar gekrümmt wurde. Und er nicht so viel Scheiße baute. Als ob Refil dafür der richtige Mann wäre. Refil grinste schelmisch. Aber Wladimir schien etwas in ihm gesehen zu haben, was nicht einmal er in sich sah. Er würde es einfach so hinnehmen und sich freuen.