Als Draco zuhause ankam, ging er als erstes in sein eigenes Bad und wusch sich sein Blut ab. Er betastete seine Nase und kam zum Entschluss, dass sie nicht gebrochen war. „Diese dumme Hexe." murmelte er wütend vor sich hin und drückte sich vorsichtig einen kühlen Lappen, an seine ramponierte Nase.
Er ging zurück in sein Zimmer und streifte den nassen Mantel und die Schuhe ab, bevor er sich auf sein Bett fallen ließ. Er hatte es gewusst, er hatte es gespürt von Anfang an und er hatte wieder einmal Recht behalten. Von wegen kleines unschuldiges Mädchen.
Es wäre ein leichtes, Blaise alles zu erzählen. Ihren schönen Schein zu zerstören. Merlin, wie er dieses Mädchen hasste. Wie sie sich in sein Leben gedrängt hatte. In die Freundschaft von Blaise und ihm. Sie wagte es über ihn zu Urteilen? Eine nicht mal Reinblütige Hexe, wagte es ihn einzuschätzen und ihn schlecht zu machen? In Wirklichkeit war sie kein Stückchen besser als er. Katherine Brookes war eine vermaledeite Lügnerin.
„Darf ich erfahren, wo du um diese Zeit herkommst?" riss eine bekannte Stimme ihn aus den Gedanken. Seine Mutter stand in der Tür und musterte ihn streng. Draco hatte nicht einmal bemerkt, dass sie ins Zimmer gekommen war. Er seufzte genervt: „Meine Güte, ich bin doch jetzt da, oder nicht?"
Sie schloss die Tür. „Wag es ja nicht, patzig zu werden Draco Malfoy. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Du verschwindest einfach, ohne ein Wort zu sagen." Draco drückte den Lappen fest in seiner Faust zusammen. „Merlin, ich bin kein Kind mehr, Mutter."
Seine Mutter schüttelte leicht den Kopf. „Erwachsen bist du auch noch nicht." „Aber kein Kleinkind mehr, dass bei jedem Schritt überwacht werden muss." protestierte er. „Zu mindestens benimmst du dich oft wie eins."
Er ließ sich zurück aufs Bett fallen und seine Mutter kam näher. „Hast du dich geprügelt?" Er drückte wieder den Lappen auf seine Nase. „Halb so wild. Es ist nichts, wirklich." versicherte er ihr, als sie seine Hand beiseiteschob. Er verspürte ein Kribbeln, als sie mit ihrem Zauberstab dagegen tippte und der Schmerz verstummte augenblicklich. „Danke." murmelte er leise.
„Schon gut." erwiderte sie ruhig und sah ihn durchdringend an. „Was ist?" Sie lächelte matt. „Du wirst so schnell groß." „Bitte nicht wieder das Thema. Ist Vater nicht hier?" Draco wünschte sich jetzt sehnlichst seinen Vater herbei.
Seine Mutter wurde ernst, sie war im Moment nicht gut auf ihren Vater zu sprechen. „Er ist... er ist unterwegs." Wahrscheinlich für den dunklen Lord schon wieder. Ein ständiges Streitthema im Moment in der Familie. „Versprich mir, dass du heute zuhause bleibst. Verschwinde nicht schon wieder." „Keine Sorge, ich weiß jetzt, was ich wissen wollte." Die blauen Augen von Narzissa blickten fragend in die grauen von ihm, doch Draco schüttelte nur stumm den Kopf.
In der Zwischenzeit, kam Katherine völlig verstört zuhause an. Es war ruhig, sehr ruhig. Remus schien noch nicht da zu sein. Sie stützte regelrecht nach oben, in ihr Bad. Sie klammerte sich zitternd ans Waschbecken und schnappte nach Luft.
Ihre Rippen stachen und ihr Körper fühlte sich eisig an. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie gebraucht hatte, zu Fuß nachhause zu laufen. Sie stieg aus ihren pitschnassen und schmutzigen Klamotten. Wankend, kaum einen Schritt aufrecht gehend, taumelte sie in Unterwäsche, in ihr Schlafzimmer zurück und riss den Kleiderschrank auf.
Jogginghose, Shirt und eine neue Weste waren schnell gefunden. Als sie nach der Weste greifen wollte, blieb ihr Blick an ihrem Arm hängen und obwohl sie es schon so oft gesehen hatte. So oft das dunkle Zeichen sie beinahe angelacht hatte, war es jetzt wie ein Faustschlag in ihre Magengrube.
Sie knickte ein. Fiel schluchzend auf die Knie und krallte ihre Finger in den dunklen Teppich. All die Jahre hatte ihre Mutter alles Erdenkliche getan, um sie zu schützen und um es verschwinden zu lassen. Doch es gab nichts dagegen, rein Garnichts.
Ein Zeichen, dass ihren Weg bestimmen sollte, den sie nie in ihrem Leben gehen würde. Es sollte anders werden, es sollte normal sein, doch vielleicht war das zu viel verlangt. Draco hatte Recht, sie war eine Gefahr. Eine Gefahr für ihren Vater, eine Gefahr für Potter, wenn sie ihn kennenlernen würde. Sie musste weg und zwar Augenblicklich. Sie musste verschwinden. Es war Panik, Panik die jetzt Besitz über sie nahm.
Kate raffte sich mit aller Kraft wieder auf. Zog beinahe in Zeitlupe ihre Weste über und suchte ihre Tasche, um zu packen, sie hatte nicht einmal den halben Schrank ausgeräumt, als eine wohlbekannte Stimme fragte: „Was machst du da?"
Remus sah Katherine fragend an. Es stimmte etwas nicht und das bemerkte er sofort. Sie war blass, ihre Augen wirkten verweint, die Tränenspur glitzerte immer noch frisch an ihren Wangen. „Was ist passiert?" „Ich muss weg." gab sie trocken zurück und stopfte weiterhin Klamotten in den Koffer.
Remus verstand die Welt nicht mehr. „Was?" Sie reagierte nicht und Remus hielt sie auf, als sie einen Pullover zerknüllt in die Tasche legen wollte. „Stopp. Langsam, was ist eigentlich passiert?" „Nichts." hauchte sie und er wusste dass es eine Lüge war, als sie seinem Blick auswich.
„Kate. Du weißt dass du mir vertrauen kannst. Was ist los?" „Es wäre besser gewesen, dass Ministerium hätte mich in ein Heim gesteckt." murmelte sie gedämpft und Remus schüttelte den Kopf. „Was redest du da für einen Unsinn?" Sie setzte sich aufs Bett und legte ihre Hände in ihren Schoss. „Es ist alles meine Schuld. Das mit Mum, dass sie jetzt tot ist. Ich bin daran schuld."
Remus setzte sich neben sie. „Das ist Unsinn. Es ist nicht deine Schuld. Es war ein Unfall." Sie sprang augenblicklich auf. „Nein, nein war es nicht."-Sie fuhr sich durch die Haare. „Es war kein Unfall. Es war keiner." „Das ist doch Unsinn Kate." Sie schüttelte heftig den Kopf und kämpfte mit den Tränen. „Nein ist es nicht."
Remus blieb ruhig. „Erklär es mir." „Was weißt du über Mums Familie?" fragte sie leise. „Um ehrlich zu sein, nicht viel. Ich weiß, dass ihre Eltern sich getrennt haben, als sie nach Hogwarts kam." Sie nickte. „Ja. Weißt du wieso?" Remus kniffe in wenig die Augen zusammen. „Nun ich kann nur raten. Ich weiß allerdings, dass dein Großvater, gesucht wird, weil er angeblich den dunklen Lord unterstützt hat. Er ist seit einigen Jahren spurlos verschwunden."
Kate atmete tief ein. „Er ist nicht verschwunden, er hält sich nur versteckt." Remus klopfte stumm neben sich aufs Bett und Kate setzte sich wieder. „Mum ist verschwunden weil sie schwanger mit mir war. Aber nicht, weil sie dich verlassen wollte, sondern um mich zu schützen, vor ihren Vater." „Das versteh ich nicht, was könnte er schon tun?"
Sie senkte den Blick. „Er hat es schon getan. Er... er hat uns gefunden als ich drei Monate alt war. Er..." Kate brach ab und Remus berührte sie sanft an der Schulter. „Was hat er getan?" Sie wurde unruhig, knetete ihre Finger. „Es gibt etwas, was manche Todesser machen... mit Familienmitgliedern. Eine Art Versprechen. Ein Versprechen an den dunklen Lord." Ein flaues Gefühl kroch in ihm hoch. Er hatte davon noch nie gehört. „Es gibt nicht viele, die es wagen, es ist gefährlich, man kann dabei sterben." erklärte sie weiter.
Kate sah ihren Vater an, zögerte und streifte dann den Ärmel ihrer Weste nach hinten. Man sah wie immer nichts. Es hatte sich inzwischen wieder verflüchtigt. Der Zauber ihrer Mutter, der ihr wenigstens meistens, ein normales Leben schenkte, hielt immer noch. Draco konnte ihn nur brechen, weil er wusste, nach was er suchte. Weil er wusste das es da war.
Zögerlich legte sie ihre rechte Hand auf die Stelle ihres Unterarms, schloss die Augen und dachte fest daran, was sie zeigen wollte. Als sie sie wieder wegnahm, war es da. Die kleine schwarze Schlange, die sich beinahe wie ein S auf ihren Arm schlängelte.
Remus hatte schnell ihren Arm gepackt und sah ungläubig auf das Mal, auf das Mal, dass den wahren Todessern so ähnlich sah. Er fuhr mit Daumen darüber. Kates Stimme war leise. „Sie konnte es nicht verhindern. All die Jahre hat sie versucht, es wegzubringen, doch es hat nicht geklappt." Er sagte nichts, sondern sah weiterhin auf ihren Arm. „Es... es tut mir leid."
Er sah sie an und es spiegelten sich so viele Gefühle in seinem Gesicht, dass Kate nicht sicher war, was er wirklich dachte. „Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nichts dafür, du warst ein hilfloses Baby." Kate begann wieder zu weinen und war froh als Remus sie in den Arm nahm. „Schon gut. Wir kriegen das hin, wir werden mit Dumbledore darüber reden." „Dumbledore?" fragte Kate verwirrt und Remus nickte erneut.
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Mein Geheimnis
RomanceKatherine Brooke, fünfzehn Jahre, kommt nach England, um in Zukunft bei ihrem Vater zu leben, der bis vor kurzen nichts von ihr wusste. Grund dafür ist der plötzliche Tod von Kates Mutter. Kate trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum, dass sie ve...