»Was tust du da?«, fragt Zayn, der mich vom Liegestuhl aus beobachtet, während ich nur in Badeshorts kritisch jedes noch so kleine Fleckchen meines erstklassigen Körpers inspiziere. Den tiefen Glanz meiner blauen Augen, die reine Haut meines Gesichtes und meinen definierten Oberkörper. Im Hintergrund des Poolbereiches erklingen währenddessen leise Musikbässe und das sanfte Plätschern des Wassers. Weil ich jedoch auch nach der zweiten Kontrolle keinen Makel an mir feststellen kann, zwinkere ich meinem verführerischen Spiegelbild zu und gleite mit den Fingern durch meine Haare. »Hmm«, brumme ich, bevor ich mich seitlich drehe, um auch meine ansprechende Kehrseite zu beäugen. »Ich prüfe, ob ich noch fuckable bin.«
»Du tust was?!« Vor Schreck spuckt mein Kumpel seine Cola zurück in die Dose und starrt mich ungläubig an.
»Ich prüfe, ob ich noch fuckable bin«, wiederhole ich achselzuckend. Ich verstehe nicht, was er daran nicht kapiert.
»Ja, das habe ich schon verstanden. Aber ... warum?« Stirnrunzelnd gleitet meine Hand über mein Prachtexemplar von Hintern, ehe ich kurzerhand die Shorts herunterschiebe und beherzt zupacke. Zayn stöhnt vernehmlich und schlägt die Hand vors Gesicht, um seine Augen zu verdecken. »Mein Gott, Louis! Kannst du mich nicht vorwarnen?! Das sind Dinge, die ich nicht von dir sehen will.«
»Stell dich nicht so an. Wir haben alle einen Arsch«, murmle ich, während ich zufrieden auf mein zweitbestes Stück klatsche und die Badehose wieder hochziehe. Wie erwartet ist mein Allerwertester noch immer ein Bild für die Götter. Zayn sollte froh sein, ihn sehen zu dürfen. Dieses Privileg bekommt nicht jeder.
»Schon klar. Egal. Aber warum genau prüfst du jetzt, ob du noch ...« Er stoppt und zieht fragend eine Augenbraue hoch, bevor ich mir seufzend meine Dose Cola light schnappe und mich dann auf den zweiten Liegestuhl fallen lasse. »Ob ich noch fuckable bin? Ganz einfach. Harry und ich hatten seit vier Tagen keinen Sex mehr. Vier Tage! Kannst du dir das vorstellen?!«
Verwundert und mindestens genauso schockiert blickt Zayn mich an. »Vier Tage?«, fragt er skeptisch.
»Ja! Weißt du eigentlich, wie hart das ist?«, jammere ich und öffne vorsichtig den Verschluss der Coladose. »Ich kann's mir kaum vorstellen«, wispert mein Kumpel und schüttelt den Kopf.
»Eben und deswegen musste ich mal eben checken, ob es eine Problemzone an mir gibt, die dringendst behoben werden muss. Zum Glück ist das nicht der Fall.« Nachdem die Worte meinen Mund verlassen haben, zucke ich mit den Schultern und nehme einen Schluck von meinem gekühlten Getränk.
»Aha, meinst du nicht, dass Harry das egal wäre? Ich bezweifle, dass er dich nicht mehr lieben würde, wenn du fünf Kilo zunimmst, irgendwo einen Pickel hast oder graue Haare bekommst.«
»Ja, aber ... nein. Darum geht's ja auch nicht, aber mein Körper hat es nun einmal verdient, nur das Beste zu bekommen und dazu gehört auch der geilste Sex des Planeten«, meine ich ehrlich, worauf Zayn sein Gesicht verzieht, dann aber nachdenklich den Kopf hin und her wiegt. »Frag Harry doch, woran es liegt. Das wird ja wohl die einfachste Lösung für dein Problem sein.«
»Vermutlich hast du recht«, murmle ich, ehe ich mich zurücklehne und die Beine überkreuze. Heute Abend werde ich mir meinen Freund mal vorknöpfen. Irgendeinen Grund muss es doch geben, dass er mich kaum noch berührt und mich nicht mehr zum Schuss kommen lässt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich irgendwas getan habe, was ihn verärgert haben könnte. Wir hatten auch keinen Streit, der ihn verletzt haben könnte. Oder? Mir ist das jedenfalls nicht bewusst, aber das werde ich später herausfinden.
Später, wenn ich ihn halbnackt im Schlafzimmer sehe und schwuppdiwupp rattig wie ein Karnickel auf Viagra bin. Großartig.
Pah, später ist also nicht so geil ... Ich muss es jetzt wissen. Mit einem Ruck springe ich auf und schnappe mir mein Handtuch. »Sorry, ich muss das klären.«
»Mach nur«, winkt Zayn ab, bevor er sich im Liegestuhl zurücklehnt und die Augen schließt. Mit flinken, aber auch vorsichtigen Schritten husche ich zum Duschraum, um dort das Chlor von meinem Körper zu spülen. Nachdem ich mich abgetrocknet habe, ziehe ich mir ein sauberes Tanktop, Boxershorts und meine kurze Hose an, ehe ich zurück in die Badelatschen schlüpfe.
Draußen empfängt mich die warme Junisonne und der Duft von frisch gemähtem Gras, der von Niall auf seinem Traktor verursacht wird. Mit einer Hand an meiner Stirn spende ich meinen Augen Schatten, um ihn einen Moment auf der Koppel zu beobachten, während ich weiter über das sandige Gelände von Zatago schreite. In der Nähe des Zaunes entdecke ich auch Michelle, die unter einem Baum eine Decke ausgebreitet hat, auf der sie bäuchlings liegt, und in einer Zeitschrift blättert.
Am Hauseingang kommt mir Eleanor mit einem vollen Wäschekorb entgegen. Lächelnd halte ich ihr die Tür auf. »Danke dir, Louis.«
Grinsend mache ich eine wegwerfende Handbewegung. »Dafür nicht, schöne Frau.« Ihr entflieht ein leises Kichern, bevor sie sich umdreht und die Wäscheleine ansteuert. Ich lasse die Tür hinter mir zufallen und ziehe meinen Schlüssel aus der Hosentasche, um die Wohnungstür von Harry und mir aufzuschließen. Es ist mucksmäuschenstill, als ich den Flur betrete. Stirnrunzelnd gehe ich von einem Raum in den nächsten. Weil ich ihn im Erdgeschoss jedoch nicht finde, nehme ich auf leisen Sohlen die Wendeltreppe nach oben.
Zuerst sehe ich im Schlafzimmer nach, doch die Bettwäsche ist ordentlich hergerichtet und kein Harry in Sicht. Mit einem nervösen Kribbeln in meinem Bauch schiebe ich als nächstes die Tür zum Arbeitszimmer auf.
»Hier bist du«, sage ich leise, als ich Harry mit gekräuselter Stirn am Schreibtisch sitzen sehe, der nachdenklich auf einem Stift herumkaut.
Baby, zur Abwechslung könntest du mal wieder etwas anderes in den Mund nehmen.
Er hebt den Kopf und lächelt mich milde an. »Wo sollte ich sonst sein, Baby?«
Okay, immerhin nennt er mich noch Baby, das beruhigt mich schon mal. Doch ich spüre seine Unzufriedenheit, weshalb ich meine Augen über seinen Schreibtisch gleiten lasse. Ich schlucke beim Anblick der ganzen Kritzeleien, denn beim letzten Mal bedeutete das nichts Gutes. »Ist alles in Ordnung zwischen uns?«, frage ich vorsichtig, während ich um den Schreibtisch herumgehe und mich mit meinem Po an dessen Kante lehne.
Harry zieht überrascht die Augenbrauen hoch, bevor er nach meiner Hand greift, um sie zaghaft zu umfassen. »Ja, natürlich. Warum denkst du, dass etwas nicht in Ordnung wäre?«
Jetzt bin ich derjenige, der die Brauen hochzieht, jedoch weniger überrascht, mehr ungläubig. »Weil du seit Tagen total komisch bist? Du redest kaum mit mir und hältst Abstand. Nicht mal auf Sex unter der Dusche hast du dich eingelassen. Was soll ich denn da denken?«
Er senkt den Blick, denn ganz offensichtlich habe ich recht. Ich warte einen Moment, doch weil er nichts erwidert, hebe ich seufzend meine Hand, um ihm sanft über seine Bartstoppel zu streicheln. »Sprich bitte mit mir. Habe ich irgendetwas falsch gemacht?«
Darauf schüttelt er umgehend den Kopf, bevor er mein Handgelenk greift und mich zu sich zieht. Mit gespreizten Beinen sitze ich auf seinem Schoß, als er mich mit seinen Armen umschlingt und mich fest umarmt. »Mit dir hat das nichts zu tun, bitte denk das nicht. Tut mir leid. Es ist nur ... ich war mit meinem Kopf woanders und konnte nicht abschalten«, nuschelt er gegen meine Brust. Nachdenklich fahren meine Finger durch seine Haare, während ich über meine Schulter einen erneuten Blick auf den Schreibtisch werfe. Mit der freien Hand nehme ich den obersten Zettel. Die sich darauf befindlichen Zahlen und Buchstaben erscheinen mir vollkommen wirr und ohne Zusammenhang. Irritiert runzle ich die Stirn. Zunächst denke ich an den Banküberfall, doch einige Worte ergeben in Kombination mit Montreal überhaupt keinen Sinn. Was zum Eichhörnchen geht hier vor?
»Was beschäftigt dich, Baby?«, frage ich flüsternd.
Harry weicht wenige Zentimeter von mir zurück, um mich beim Studieren der Notizen anzusehen. Dann atmet er geräuschvoll durch, zieht seitlich von uns die Schublade auf und holt einen cremefarbenen Umschlag hervor. »Ich glaube, es gibt Schwierigkeiten.«
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Hach ja, starten wir nicht mit einem wundervollen Cut? 😇 Oh Gott, wie habe ich das vermisst 😂Was könnte passiert sein, habt ihr eine Idee? :)
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Zatago III - [Larry-AU]
FanfictionTeil III von Zatago Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Doch wer denkt schon an die Bedeutung, wenn das Leben stattdessen Geld, Freiheit, Luxus und Liebe schenkt? Richtig - nieman...