Hii :) Ich hoffe dir gefällt meine Kurzgeschichte.
Vielleicht war der Tod gar nicht so schlimm.
Mel starrte verbissen auf das weite Meer hinaus. Sie ging eine Klippe entlang und fragte sich immer wieder, wie es wohl wäre, einfach hinunterzuspringen. Vielleicht war dann einfach alles zu Ende...
Da wurden ihre Gedanken von Gelächter unterbrochen. Als sie einen Blick zurückwarf, sah sie ihre ehemalige Freundin Emma inmitten von vier anderen die Strasse vom Strand entlanggehen.
"Hey, Mel!", rief Em. "Hast du nicht ein bisschen viel an?"
Mel schaute an sich hinunter. Mit ihren Shorts und dem Top hatte sie immer noch mehr an als Em im Bikini. Wütend starrte sie auf den Weg vor ihr und versuchte die weiteren Kommentare zu ignorieren.
Es ging um ein Foto, das eigentlich niemand sehen sollte. Ein Foto von Mel. Aber irgendwie hat es nun ganz Facebook und Mels Schule gesehen. Natürlich wurde das Gesprächsstoff Nummer eins in der Schule, und das seit einem Jahr. Das Ganze wuchs ihr langsam über den Kopf.
Aus den Augenwinkeln bemerkte sie mit Erleichterung, dass ihre fünf Klassenkameraden ins Auto stiegen und abfuhren. Emmas Freundin brauste mindestens dreimal schneller als erlaubt an Mel vorbei und wirbelte Dreck und Staub vom Boden auf. Mel starrte dem sich entfernenden Auto nach und sah bald nur noch die Scheinwerfer in der Dämmerung. Das Bild erinnerte sie daran, dass die Wissenschaft erzählt, man würde nach dem Tod einen schwarzen Tunnel entlanggehen und am Schluss sei das Licht. Die Erlösung.
Sie wandte sich wieder der Klippe zu. Der Sprung kam ihr immer wie verlockender vor. Wenn sie springen würde, wäre sie tot und niemand könnte ihr mehr Beleidigungen zurufen oder ihr Kommentare auf "WhatsApp" und "Facebook" schicken. Sie wäre frei, für immer.
Die Geräusche vom Strand in der Nähe verblassten allmählich. War so der Tod? Ruhig, alleine und am rauschenden Meer?
Sie trat einen Schritt vor.
Die Steine knirschten unter ihren Turnschuhen, der Wind blies ihr die schwarzen Haare ins Gesicht und das tosende Meer gelang in ihr Blickfeld. Wellen schlugen gegen die steile Steinwand und hinterliessen weissen Schaum. Mels Gedanken wirbelten in ihrem Kopf, sie konnte nur an eines denken: Den Sprung.
"Hey!", rief plötzlich eine Stimme und Mel drehte sich erschrocken um. Da kam ein dunkelhaariger Junge auf sie zu und lächelte breit. "Was machst du da?", fragte er. War da dieser Unterton in seiner Stimme, den alle hatten, wenn sie jemanden zu nah an der Klippe stehen sahen?
In Abwehrhaltung gehend, verschränkte sie die Arme vor der Brust. "Nichts", antwortete sie trotzig. "Ich denke nach."
Der Junge schaute aufs Meer hinaus. "Da ist ein guter Ort dafür."
Mel sagte nichts.
"Gehst du auch schwimmen?", fragte er.
Mel schüttelte den Kopf und überlegte sich, wieso er so nett war. Wieso sprach er ein wildfremdes Mädchen an?
"Wie heisst du?", wollte er gutgelaunt wissen und schien sich nicht von ihrer Abweisung beeindrucken zu lassen.
"Melissa", antwortete Mel. "Aber alle nennen mich Mel."
Er lächelte. "Dann könntest du auch Melinda oder Melanie heissen", meinte er und brachte sie somit zum Lächeln.
"Ja, das stimmt", bestätigte sie.
"Ich heisse Javier", stellte sich der Junge nun vor und sah ihr in die Augen. Dann sagte er: "Na dann, vielleicht sehen wir uns wieder einmal." Er hob die Hand zum Abschied, drehte sich um und ging in Richtung Strand.
Mel schaute ihm nach. So wie er geredet hatte, kannte er ihr Foto anscheinend noch nicht. Doch nun war er gegangen und auch wenn Mel selber schuld war, machte sie das traurig. Alle gingen aus ihrem Leben. Auch er. Mels Handy brummte. Wieder eine neue Nachricht. Von einer akuten Wut erfasst, zog Mel er aus ihrer Shorts und stierte fluchend das Display an. Die neue Nachricht lautete: Ganz schön fotogen. Mel schrie verzweifelt auf, ihre Hand zitterte. Sie trat einen Schritt zurück und warf das Handy in hohem Bogen mit aller Kraft ins Wasser. Ihr Atem ging schnell und ihr Herz schlug im unruhigen Rhythmus der Wellen. Sie war ihr Handy los aber die Kommentare und Beleidigungen in der Schule wurde sie nur auf eine Weise los. Die Tränen rannen ihr übers Gesicht, als sie einen weiteren Schritt zurücktrat und das Meer fixierte.
Ohne zu überlegen rannte sie über die Klippe hinweg in den Tod.
Sie schrie, Adrenalin schoss in ihr Blut und der Wind zerrte an ihren Kleidern. Für einen kurzen Moment fühlte sie sich frei. Dann kam das Wasser. Der Aufprall war hart, Mel sank rasant in die Tiefe und Wasser drang in ihre Lunge. Dem natürlichen Erhaltungsdrang folgend begann ihr Körper gegen die Fluten anzukämpfen, die sie zu ersticken drohten, aber es war sinnlos - sie hatte bereits ihren Orientierungssinn verloren. Mel schloss sie Augen und gab sich langsam der Schwärze des Todes hin.
Zwei starke Arme packten sie, jemand schlug ihr auf den Rücken und schrie, sie solle am Leben bleiben. Mel schnappte nach Luft, hustete und blickte in Javiers dunkle Augen. Sie lag in einem Ruderboot und Javier hatte eine Decke um sie gewickelt. Sie zitterte am ganzen Körper, aber ihr wild schlagendes Herz sagte ihr, dass sie lebte. Sie war über zehn Meter unkontrolliert ins Wasser gesprungen aber sie lebte! Offenbar hatte Gott nicht gewollt, dass sie jetzt schon starb. Dann musste sie das wohl so hinnehmen. Mel schaute zu Javier, der sie besorgt musterte. Wieso um alles in der Welt hatte er sich die Mühe gemacht, in ein Boot zu steigen und aufs Meer zu rudern, nur um ein völlig fremdes, suizidales Mädchen zu retten?
"Wieso hast du mich gerettet?", hauchte sie.
Javier griff nach ihrer Hand und sagte leise: "Ich wollte den Lächeln nochmals sehen, Melissa."
Melissa lächelte.
Würd mich über ein Kommi oder einen 🌟 freuen :D. Die Story ist übrigens so kurz, weil ich nur drei Seiten Platz hatte. LG Delia
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Sprung der Erlösung
Short Story'Sie wandte sich wieder der Klippe zu. Der Sprung kam ihr immer wie verlockender vor. Wenn sie springen würde, wäre sie tot und niemand könnte ihr mehr Beleidigungen zurufen. Sie wäre frei, für immer. Die Geräusche vom Strand in der Nähe verblassten...