25| Babysitter

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Kapitel 25:


Leons Sicht:


Langsam öffnete ich meine Augen. Verrückte Sachen hatte ich heute Nacht geträumt. Mein Kopf tat ein wenig weh. Dann fiel mir plötzlich ein, dass ich endlich wieder zuhause war. Ich rieb mir mit der rechten Hand die Augen und gähnte erstmal ausgiebig. Bis ich Vanessa auf dem Sessel gegenüber sitzen sah. „Guten Morgen" flüsterte sie schon fast. „Guten Morgen" erwiderte ich. „Wie geht's dir?" fragte sie immer noch leise. „Ganz ok." antwortete ich ihr noch verschlafen und gähnte erneut. „Soll ich dir aufhelfen?" fragte sie und kniete bereits halb neben dem Sofa. Ich nickte leicht und sie half mir mich aufzusetzen. Ich verweilte kurz in dieser Haltung und atmete ein und aus. Dann stütze mich Vanessa wieder und ich stand auf. Ich belastete zunächst nur meinen linken Fuß. Vanessa reichte mir meine Krücke, damit ich mich mit der rechten Hand aufstützen konnte. Ich tapste langsam ins Badezimmer. Ich schloss die Badezimmertür hinter mir und wollte mich gerade ausziehen, als mir auffiel, dass ich alleine nicht aus meinem Oberteil kam. Verlegen öffnete ich die Türe nochmal. „Ähm... könntest du mir eventuell bei meinem Oberteil helfen?" stammelte ich. Vanessa, die direkt vor der Tür gewartet hatte, nickte sofort. Sie knöpfte das Hemd unten auf, strich es mir von meinem rechten Arm und meiner linken Schulter. Ihre Berührungen auf meiner Haut sorgten für Gänsehaut an meinem ganzen Körper. Ich wurde bestimmt knallrot. So schön die Berührungen auch waren... ich kam mir so nutzlos und hilflos vor. Ich wollte nicht auf Hilfe angewiesen sein.


Nachdem ich im Badezimmer fertig war, ging ich in Richtung Wohnzimmer und stoppte vor der Küche. „Ich hab frische Brötchen mitgebracht." sagte Vanessa und hielt die Tüte hoch. Ich musste lächeln. Ich war sehr froh, dass sie bei mir war. Dann kamen Fabis Worte wieder hoch. Der DVD-Abend. „Wie wars gestern?" wollte ich wissen und nahm vorsichtig am Küchentisch Platz. Vanessa schaute mich merkwürdig an und ich spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. „Nicht so wichtig! Du musst deine Tabletten noch nehmen!" wollte sie mich abwimmeln. Sie drückte eine Schmerztablette aus dem Blister und legte diese neben mein leeres Glas, dass sie sogleich mit Wasser befüllte. Ich nahm die Tablette in den Mund und spülte sie mit einem kräftigen Schluss Wasser hinunter, ohne den Blick von Vanessa abzuwenden. Sie sah traurig aus. „Was ist gestern passiert?" wollte ich wissen. Mein Ton klang schärfer, als ich es eigentlich wollte. „Nichts" sagte sie und schmierte sich ein wenig Butter auf ihre Semmel. Ich sah Vanessa weiterhin an. Mein Blick wurde immer finsterer. Wieso sagte sie mir denn nicht, was los war? „Ich will nicht, dass du dich aufregst! Dein Arzt hat gesagt, dass du dich nicht aufregen darfst!" sagte sie laut und schaute mich mit ihren großen Rehaugen an. „Was hat er getan?" wollte ich nun wissen. Ich wusste genau, um wen es ging und dass etwas vorgefallen sein musste. „Er hatte nur mich zum DVD-Abend eingeladen. Ich dachte, dass die anderen Jungs auch kommen würden." sagte sie leise und schmierte weiterhin ihr Brötchen. Ich gab ihr noch keine Antwort. Das allein konnte nicht der Grund sein, weswegen sie so bedrückt aussah. Sie wandte ihren Blick kurz vom Teller ab und sah mich an. Als sich unsere Blicke trafen, suchten ihre Augen sofort wieder nach dem Teller. „Er wollte mich eben beeindrucken." erklärte sie mir und biss von ihrem Brötchen ab. „Und hat er es geschafft?" wollte ich wissen. Kacke verdammte! Ich spürte schon, wie sich mein Magen zusammenzog. Jetzt war sie diejenige, die mich finster ansah. „Nein!" schrie sie schon fast. 


Flashback
Erzähler Sicht:


Da sitzen sie. Zwei 8 jährige Jungs. Der Eine hat blonde Locken und das Gesicht voller Sommersprossen. Der Andere hat dunkles Haar und trägt eine Sonnenkette um den Hals. Sie sind beste Freunde. Seit Jahren sind sie beste Freunde. Sie sitzen in ihrem Geheimversteck und reden über Fußball, Freunde und... Mädchen. „Ich schwöre dir, wenn meine Cousine zu Besuch kommt, dann werde ich auf dem Dachboden schlafen!" sagte der blonde Lockenkopf. „Na auf jeden Fall! Es wäre ja total eklig, wenn du mit ihr in einem Zimmer schlafen müsstest!" antwortete der Braunhaarige mit angewidertem Blick. „Papa hat mir mal erzählt, dass er erst 14 Jahre alt war, als er sich in Mama verliebt hat. Kannst du dir das vorstellen? 14!" sagte Fabi ganz erstaunt. „Deswegen haben sich meine Eltern bestimmt getrennt! Papa hat einfach erkannt, dass Mädchen widerlich sind!" lachte Leon. Fabi stand auf und schoss mit einer Steinschleuder auf eine Zielscheibe. Immer wieder ließ er einen Stein nach vorne schleudern.
„Leon, versprich mir Eines!" sagte der Blonde und sah seinen besten Freund siegessicher an. „Wir werden uns niemals in ein Mädchen verlieben!" schlug Fabi vor und setzte sich wieder zu Leon. „Ich verspreche es, Fabi!" entgegnete ihm sein bester Freund. Darauf stießen sie mit einer kalten Cola an.

Die wilden Kerle - Wild LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt