25| i missed you.

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[ich hab dich vermisst.]

Es passierte noch in derselben Nacht. Ich wachte schweißgebadet neben Jayden auf, Lemons lebloser Körper beherrschte meine Gedanken. Eine halbe Stunde hing ich über Toilettenschüssel und befreite mich unweigerlich von meinem Mageninhalt. Danach fiel ich erschöpft in einen viel zu leichten Schlaf für meine überstrapazierten Nerven.

Jayden versuchte, mich die folgende Woche mit allem möglichen abzulenken. Erfolglos. Egal wie oft er mich zwischen unseren chaotischen Koch-Sessions zu einem Tanz aufforderte, er mit mir meine Lieblingsfilme schaute oder mit mir über meinen Verlust sprach. Es half nur teilweise, mit den anhaltenden Schmerzen klarzukommen. Es funktionierte nicht.

Ich wollte so sehr, dass es klappte. Jayden hatte etwas in meinem Inneren berührt.

Mit seinen Worten, mit denen er Sorgsamt acht gab, mich aufzubauen, mich, wenn auch nur kurz zum Lachen brachte, mich meine Sorgen vergessen ließ.

Mit seinen Handlungen, an denen ich erkannte, dass ich schwach sein durfte und diese Schwäche auch zeigen durfte. Handlungen, die mich auffangen wurden, würde ich fallen, auf die ich mich verlassen konnte, dass sie da wären, wenn ich sie brauchen würde.

Mit seinen Berührungen, die mich so zart berührten. Körperlich und tief in meinem Innern. Und gleichzeitig so fest und bestimmend das ich keinen Gedanken daran verschwendete, Bekanntschaft mit dem kalten, dreckigen Boden machen.

Der Nachthimmel war schwarz und weinte dicke Tränen, als ich das Hotel verließ und mir einen Weg zu dem Treffpunkt mit Logan bahnte. Heute Nachmittag war ich London gelandet. Jayden hatte ich eine Nachricht hinterlassen.

Jemand sagte einmal: Man sieht sich immer zweimal im Leben, stand auf dem weißen Papier und jeden Augenblick würde er es lesen. Uns trennten von nun an 7.700,27 km Luftlinie.

7.700,27 km zu viel für mein Herz. Ein bitterer Beigeschmack, mit dem ich seit heute Leben musste.

Die vielen Tropfen Wasser prasselten auf meine Haare, mein Gesicht und meinen dunklen Wollmantel, der die schneidende Kälte von meinem Körper abschirmte.

Ich setzte mich auf die Bank, die gegenüber dem Hauptquartier vom Secret Service stand. Einzelne Lichter brannten in dem mehrstöckigen Gebäude, das in Skyfall explodierte. Zumindest ein Teil. Eine echte Bombe in das MI9 zu schmuggeln und hochgehen zu lassen wäre höchstunwahrscheinlich.

Ein knacksen hinter mir ließ mich wieder auf das wesentliche konzentrieren. Automatisch festigte ich den Griff um das Messer, das ich für heute Nacht dem Hotel entwendet hatte. Es wurde für jeden ziemlich mies ausgehen, falls sich jemand traute, sich mit der falschen Art von Mensch anzulegen.

»Maya.«

Die Anspannung legte sich und ich atmete beruhigt aus. »Logan.«

»Was machst du in London?« Er setzte sich zu mir auf die Bank und drehte seinen Oberkörper in meine Richtung.

»Dich bitten, mich wieder arbeiten zu lassen. Ich brauche Abwechslung, ganz dringend und mehrere Sitzungen beim derzeitigen Therapeuten.«, zählte ich nach einem kurzen Augenblick stille auf.

»Warum?«

»Mein Exfreund ist passiert.«

»Ash?«

Logan packte meinen Arm und drehte mich zu ihm, damit ich ihn anschaute. Blanker Hass brodelte in seinen dunklen blauen Augen, die an die Tiefen des Ozeans erinnerten.

»Genau der. Er hat ... wir wusste ja schon das er Mum und Dad auf dem gewissen hatte. Jetzt hat er auch noch Jason auf dem Gewissen und ich sein erbärmliches Leben.«

»Du hast den Wichser endlich umgebracht?«, fragte er und ließ meinen Arm los.

»Wurde langsam Zeit. Stimmts?«

»Ohne mit der Wimpern zu zucken. Hast du ihm noch Informationen entlocken können?«

Leicht frustriert schüttelte ich meinen Kopf. »Ich hab jedoch Andy, – einen seiner Handlanger – gefasst. Nachdem ich ihm sehr bildlich klar gemacht hatte, was passieren wurden, wenn er sich weigerte, hat er zugestimmt und wird demnächst eintreffen.«

»Tom und ich werden uns um ihn kümmern.«, versprach Logan und drückte meine Schulter. »Wegen Jason, Maya. Mein herzliches Beileid! Jeder aus der Familie hat ihn geliebt und ins Herz geschlossen. Lass uns am Ende der Woche einen Leichenschmaus machen. Lia muss Abschied nehmen.«

Nickend lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. Logan war der Einzige in der Familie, der eine recht platonische Beziehung zu Lemon hatte. Und mit dem Rest der Familie. Arbeit stand für ihn schon immer an der ersten Stelle. Liebe grenzte für ihn an ein Fremdwort. Zumindest die Liebe, die er anderen schenkte. Von außen wurde er regelrecht mit Liebe überschüttet. So stark das er in dieser Liebe schwimmen konnte.

»Die Sitzungen bei dem gegenwärtigen Therapeuten werde ich dir stellen, kein Problem und wegen deiner Arbeit. Besiegst du mich heute um 05000, dann bekommst du deinen Dienst zurück.«

»Das ist ein Scherz oder? Dich könnte ich auch hier und jetzt besiegen.«

»Nicht so voreilig, Maya. Ich hab trainiert!«

»Mit wem? Mit Lia oder ... nein! Mit Lara zwischen den Bettlaken?«, wollte ich interessiert wissen und verkniff mir mit viel Mühe ein Lachen.

Logan stöhnte und verpasste mir einen sanften Stoß mit seiner Faust an meinem Oberarm.

»Oh nein, dieser Schlag, diese Stärke! Ich gehe zu Boden.«, scherzte ich lachend und verpasste ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.

»Du bist so bescheuert.«

»Kann ich nur zurückgeben.«

Sie und ErWo Geschichten leben. Entdecke jetzt