꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 29 ༻꧂

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Der Page wurde von einer Frau in den Fünfzigern begleitet, die zugleich schick und salopp gekleidet war. „Ihre Verabredung, bitteschön.", sagte dieser und Violetta bedankte sich lächelnd. Sie sperrte die Tür weit auf und zeigte der Journalistin mit einer Handbewegung, dass sie hereinkommen konnte. Violetta war beruhigt. Sie hatte schon Angst auf einer alten Wirtschaftsjournalistin zu treffen, der sich einen Spaß daraus machte, sie mit Fragen zu löchern, die sie nicht beantworten konnte. Violetta schloss die Tür und die Journalistin ab ihr die Hand, um sich vorzustellen: „Guten Tag, ich bin Stephanie Williams von Famous People.". Violetta reichte ihr ebenfalls die Hand, war aber ein wenig perplex. Ein people-Magazin. „Sehr erfreut. Ich bin Violetta Castillo und bin die Assistentin von Mister Vargas bei der Vargas Corporation.", stellte sie sich ebenfalls vor und verbarg ihre Verwirrung. Vargas hatte ihr nicht gesagt, dass es in dem Interview um sowas ging. „Ich habe etwas Wasser hingestellt für sie, dann können Sie zwischendurch etwas trinken.", sagte sie und die Journalistin fragte, ob sie noch warten würden oder gleich begannen, wo sie zustimmte. Die Journalistin ließ sich auf dem Sofa nieder und Violetta tat es ihr gegenüber gleich. Sie holte einen Notizblock und einen Stift aus ihrer Tasche heraus. Mit ihrer perfekt gestylten Hand strich sie eine Haarsträhne hinters Ohr. „Gut. Können Sie sich bitte kurz vorstellen?", fragte sie und Violetta antwortete: „Ähm. Ich bin Violetta und arbeite für Mister Vargas.". „Welche Aufgaben haben Sie im Unternehmen?", fragte sie Violetta, diese antworte sofort: „Ich bin seine Assistentin.". „Okay und wie lange schon sind Sie seine Assistentin?", fragte sie sie weiter. "Seit einigen Wochen.", antwortete Violetta ihr wahrheitsgemäß. Die Journalistin zuckte ein wenig mit der Wimper, machte sich dann aber dennoch weitere Notizen. „Was machen Sie als Assistentin von Mister Vargas? Ich meine, wie kann man mit dem mächtigsten Mann von Buenos Aires zusammenarbeiten?", fragte sie wieder und sah sie prüfend an. " Naja, ich begleite ihn auf einigen seiner Geschäftsreisen, kümmere mich um Interviewfragen und lenke zudem die Aktivitäten der Firma im Ausland", antwortete Vilu ihr und sie setzte sofort mit der nächsten Frage nach: „Mmh.. Mister Vargas ist ein anspruchsvoller Mann, nicht wahr?". „Er ist ein Mann, der hart arbeitet, um die Firma zu dem zu machen, was sie heute ist.", sagte sie nur zur Antwort. "Sie deuten damit an, dass der Erfolg von Vargas Corporation sehr stark von dessen Eigentümer abhängt?", fragt sie Violetta wieder. Violettas her schlug nervös. Sie hatte den Eindruck, dass es sich um eine Fangfrage handelte. „Nein, nicht nur. Mister Vargas versteht es, mit sehr talentierten Mitarbeitern zusammen zu arbeiten.", antwortete sie ihr. „Wie gestalten sich für Sie, die Sie ja sehr eng mit Mister Vargas zusammenarbeiten, der tägliche Austausch? Er ist ja sicher sehr beschäftigt."., sagt sie. Violetta verstand nicht, worauf sie mit dieser Frage hinauswollte. „Wir klären vieles per Mail, da Mister Vargas sehr oft außer Haus ist.", antwortete sie ihr ruhig. Violetta blieb so vage wie möglich. Die Fragen der Journalistin riefen in ihr mehr und mehr ein unwohles Gefühl hervor. Violetta hatte den Eindruck, als suche sie nach Ansatzpunkten für Tratsch. „Okay.", sagte sie, nur offensichtlich waren ihre Antworten für sich noch nicht knackig genug. „Unsere Leserinnen interessiert vornehmlich der Mann und weniger der Geschäftsmann, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will.", sagte sie und lächelte sie auf eine Art an, die wohl sagen sollte, dass sie doch eigentlich Freundinnen, ja gar Komplizinnen waren. Violetta mochte diese gefährliche Wendung, die das Gespräch gerade nahm, ganz und gar nicht. „Ich will nicht um den heißen Brei reden. Er ist einer der sexiesten Männer von Buenos Aires.", sprach sie weiter und Violetta musste innerlich zugeben, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie da ungeschoren davonkommen sollte. Statt zu antworten nahm sie ein Schluck Wasser, um ihre Gedanken zu ordnen. Vargas Worte schossen ihr in den Kopf „Auf keinem Fall etwas Persönliches sagen.". „Die Firma engagiert sich sehr stark im Ausland in Hilfsprojekten in unterentwickelten Ländern.", sagte sie dann und die Journalistin stellte sofort die nächste persönliche Frage: „Mhh... Und das hat mit der Vergangenheit von Mister Vargas zu tun?". „Wir bitte?", fragte Violetta zurück. „Es gibt Gerüchte, die sagen, dass das mit seiner Kindheit zu tun hat, dass er heute so engagiert ist.", antwortete sie. Was sollte dieses Psychospielchen? „Gerüchte interessieren mich nicht.", gab Violetta zur Antwort und sie stellte sofort die nächste Frage: „Wollen Sie damit sagen, dass Sie nicht wissen, warum Vargas so stark in diesen Ländern engagiert?". „Nein, ich habe Ihnen schlicht gesagt, dass...", begann sie, doch Violetta wurde sofort von ihr unterbrochen. „Vielleicht arbeiten Sie noch nicht lange genug für ihn.", sagte sie. Was war das denn für ein Biest! Violetta blieb die Spucke weg. Sie sprach dies, ohne mit der Wimper zu zucken aus. „Hören Sie. Ich bin nicht da, um über Mister Vargas zu reden. Wir können, aber sehr gern über die Firma und ihre Aktivitäten reden.", sagte Vilu mit fester Stimme. „ja, sie haben Ihre Antworten ja sorgfältig auswendig gelernt.", sagte sie und lächelte, aber Violetta war ja nicht blöd. Die Journalistin machte sich über sie lustig. „Mister Vargas malt von sich das Bild eines Wohltäters, eines modernen Menschenfreundes, aber trotzdem fällt es einem nicht leicht, ihm das abzunehmen... Finden Sie nicht?", fragte sie Violetta und diese antwortete: „Er ist deutlich menschlicher, als Sie es vielleicht glauben möchten.". „Ach wirklich?", fragte sie. Violetta erwischte sich dabei, persönlich gekränkt zu sein, weil die Journalistin über ihn wertete ohne dass sie ihn kannte. „Mister Vargas muss sicher gewissen Rollenvorstellungen gerecht werden, die seine Arbeit mit sich bringt, aber im familiären Umfeld ist er ein anderer Mann. Er steht seiner Schwester sehr nahe. Ich kann Ihnen versichern, dass er nicht nur dieser kühle und sachliche Geschäftsmann ist...", sagte Violetta. Plötzlich lief es ihr kalt den Rücken runter. Sie hatte zu viel erzählt und war in die Falle getappt... Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein reißendes Grinsen ab. Sie war zufrieden, dass sie einen kleinen Happen Klatsch und Tratsch für Ihren Artikel bekommen hatte. „Also, all das ist für Ihren Artikel ja nicht von Belang... Wir sollten uns wieder wichtigeren Themen zuwenden, nicht wahr?", sagte Violetta sofort und sah sie an. „Nein... Ich denke, dass ich genug Material habe...", sagte sie. Die Journalistin packte ihre Sachen ein und wirkte zufrieden. Sie stand auf, was Violetta ihr gleichtat. „Ich danke Ihnen, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben, Miss Castillo. Und weiterhin viel Erfolg. Der Artikel wird heute Abend online sein", sagte die Journalistin noch zum Abschied. Violetta erwiderte: "In Ordnung, auch Ihnen vielen Dank.". Sie lächelte Violetta noch zu und ging. Als sie die Tür schloss fiel Violetta aufs Sofa und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Das Interview war eine Katastrophe!!! Was für eine Premiere! Sie hoffte nur, dass Vargas nicht schon während ihres Rückflugs über den Artikel stolperte, sonst war sie sich nicht sicher in einem Stück bei sich zu Hause anzukommen... Violetta sah schon die Schlagzeile der Buenos Aires Times von morgen: "Junges Mädchen im Privatjet des bekannten Milliardärs León Vargas in der Luft zerrissen". Aber man musste es von der lustigen Seite sehen, wenigstens ein cooler Tod. Sie entschied sich Fran anzurufen, die ihr immer beistand. Nach dem Gespräch mit Fran, fühlte sie sich schon viel besser. Außerdem, wenn Vargas sich nicht hätte entblättern wollen, hätte er das Interview mit diesem Schmierblatt ja ablehnen können.

Violetta saß da und sah aus dem Fenster in den Sternenhimmel. Sie waren vor etwa 20 Minuten mit dem Flieger abgehoben. Der Rest des Tages war mit einem Geschäftsessen und Verhandlungen gefüllt. Vargas hatte seinen Job verinnerlicht. Der Mann hatte diese einmalige Fähigkeit, jeden seiner Zuhörer in den bann zu ziehen, egal ob Mann oder Frau. Sie drehte Däumchen, während er sich in einen anderen Raum zurückgezogen hatte, um ein wichtiges Telefonat zu führen. Aus irgendeinem Grund war sie aufgeregt, seitdem sie in den Flieger gestiegen waren. Als Vargas zurückkam streifte sich ihr Blick. Im gedämpften Kabinenlicht sahen seine Augen fast ein wenig violett aus. Er setzte sich ihr ruhig gegenüber. Sie sah, wie er die Stirn runzelte. „Gibt es ein Problem, Mister Vargas?", fragte sie ihn und seine grauen Augen, die so fesselnd aussahen, wirkten jetzt betrübt. „So lautet der lächerliche Kosename von León Vargas. Können Sie mir das erklären?", fragte er und Violetta musste schlucken. „Hören Sie... Es tut mir leid... Diese Journalistin hat mich überlistet. Ich hatte mit Fragen zu unserer Firma gerechnet...", versuchte sie sich zu erklären und Vargas schüttelte den Kopf, schloss die Augen und seufzte. „Ich dachte, ich könnte Ihnen ein einfaches Interview anzuvertrauen.", sagte er und sie verteidigte sich sofort: „Sie haben mir nicht gesagt, dass es sich um ein People-Magazin handelt, dann hätte ich mich auch anders vorbereiten können.". „Herrgott! Ich will mir gar nicht vorstellen, was Sie mit einem Wirtschaftsmagazin angestellt hätten...", sagte er und ihr blieb die Luft weg. „Die Journalistin hat all ihre Fragen darauf gerichtet, irgendwelchen Tratsch zu finden!", rief Violetta und er erwiderte: „Und Sie haben ihn ihr auf dem Silbertablett geliefert. Bravo!". Er seufzte und stand auf. Eine Hand stützte an seiner Taille, während er sich mit der anderen durch seine Haare fuhr. „Ich kann mir derartige Zeitungsartikel nicht erlauben, Miss Castillo.", sagte er und sie starrte auf ihre Hände, die sich aneinanderklammerten. Sie fühlte sich, wie ein kleines Mädchen, dem man eine Standpauke hielt. Er drehte sich zu ihr um. „Ich werde mir einigen Spott anhören dürfen und ich habe wirklich, WIRKLICH andere Dinge zu tun.", sagte er wieder. Noch nie hatte er in solch einem Ton mit ihr gesprochen. Sie sah stumm zu Boden und schluckte. „Es... Es tut mir leid.", wiederholte sie noch einmal leise und er lachte gehässig. „Sie sind...", brach er mitten im Satz ab und beendete ihn nicht. Aus Zurückhaltung oder auch aus Höflichkeit, aber sie dachte es sich zu Ende und fühlte sich elendig. Als sie den Kopf hob las sie Enttäuschung aus seinem Blick heraus und fühlte sich noch mehr schlecht. Sie wusste absolut nicht, wie sie die Sache wieder ins Reine bringen konnte.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt