[...]ob ich wollte oder halt nicht

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Ich weiß, ich frage nach viel. Doch verzeihe mir bitte eines Tages - wenn du das kannst. Ich bin weder nett noch gut, weder kaputt noch intakt. Ich bin ich und ich hasse mich dafür so sehr, wie ich auch Stolz darauf bin.
Lilith


Ever since I could remember,

Everything inside of me,

Just wanted to fit in (Oh oh oh oh)

I was never one for pretenders,

Everything I tried to be,

Just wouldn't settle in (Oh oh oh oh)




Ich saß mit geballten Händen und zusammengepressten Kiefer am Tisch, links von mir ein freier Platz und rechts die Weihnachtsdeko von Mama, die sie erst vor kurzem bei Depot erstanden hatte. Zu meiner rechten ging es dann auch nicht mehr weiter, da war nur noch eine fahle gelbe Wand. Ebenso gab es keine Fluchtmöglichkeit in meinem Rücken, es sei denn ich war gewillt aus dem Fenster zu springen und drei Stockwerke hinab zu fallen, um als matschiger Fleischhaufen in Tante Yvonnes Garten zu enden und den kleinen Nils zu Tode zu traumatisieren.
Die letzte Option wäre, nach links auszuweichen, da vor mir der gedeckte Tisch stand. In zuvor genannter Richtung befand sich ein leerer Stuhl und einen Platz weiter Thorin. Der stellte kein großes Problem dar, er würde mich durchlassen. Bis das aber geschehen wäre, hätten Mama und Andreas genug Zeit um aufzustehen und vergangenes zu wiederholen. Und allein der verschwommene Gedanke daran reichte, um mich jegliche Fluchtgedanken abschütteln zu lassen.
Also presste ich meine Zähne wohl oder übel aufeinander und jagte meine Fingernägel in das schwitzige Fleisch meiner Handinnenflächen. Ich gab mein bestes, um meine Angespanntheit zu überspielen und ruhig zu bleiben. Ach ja - und den Tiraden nicht zuzuhören. Das war leider unmöglich, wie ich nach wenigen Sekunden bitter feststellte, denn ich musste ja zwangsläufig hinhören, um an den passenden Stellen einen Konter zu bringen und es nicht noch schlimmer zu machen als es ohnehin schon war. Wobei die letzte Steigerung wohl eine Wiederholung dessen war, was für mich nur noch verzerrte Realität war. Es war lange her. Ich war älter geworden und Neues hatte die schlimmsten Dinge verblassen lassen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich diese Tatsache lobgepriesen, aber in einem Wortgefecht, dass sich einzig und allein um die Vergangenheit drehte, die Fakten nicht zu kennen... war echt scheiße.
Irgendwann verlor ich den Überblick, wie viel Zeit verging und was alles gesagt wurde. aber manche Sachen brannten sich in mein Gedächtnis und warteten nur darauf, neue, alte und verdrängte Gedanken und Zweifel wieder hochkochen zu lassen.
„Bist du sicher, dass du nicht zum Psychologen musst?" - „Du bist unreflektiert und psychotisch" - „Du bist krank" - „Was willst du überhaupt noch hier?" - „Es dreht sich immer nur alles um dich, dich, dich, dich und wenn nicht wird die Person verstoßen" - „Meine Freunde raten mir, dich zu verstoßen; verstehst du? Du tust mir nicht gut!" - „Das macht mich krank. Du machst mich krank" - „Weil du an allem Schuld bist" - „Das einzige was du kannst, ist Lügen" - „Du hast nie versucht, dich in andere hineinzuversetzen; es ging dir ja immer nur um dich" - „Du bist ein Versager" - „Ich hätte dich abtreiben sollen!"




If I told you what I was,

Would you turn your back on me?

And if I seem dangerous,

Would you be scared?

Ich war schwarz und blau. Unrein zum rot.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt