Brieffreunde

Brief Nr. 6

Robin

Leider vergingen ein paar Wochen, bis ich endlich die Zeit fand und Shawn auf seinen Brief antworten konnte. Gerade lief es nicht so gut bei mir. Ich musste einfach alles irgendwie wieder in normale Bahnen bekommen, damit ich wieder Zeit für mich fand. Die Prüfungen waren ein Erfolg, wofür sich das Lernen definitiv gelohnt hatte. Zudem musste ich mir ein Praktikum suchen, was ich neben dem Studium betreiben musste. Doch ich hatte Glück, da ein Verlag für Musikmagazine mich aufgenommen hatte, da meine Texte ihm gefallen hatten. Der Chef des Verlags war nett und schien auch sehr interessiert zu sein, doch der Redakteur war ein Hingucker. So einen hübschen, leckeren Mann hatte ich schon lange nicht mehr gesehen.
In einer Pause konnte ich nun endlich einen Brief an Shawn verfassen, der bestimmt schon sehnsüchtig auf den seines besten Freundes wartete. Irgendwie tat er mir immer noch Leid, weil ich einfach nicht der Typ war, dem diese Worte gehörten. Aber was war das für ein Freund, der sich bei ihm nicht meldete und noch nicht einmal verklickerte, dass er vielleicht umgezogen war... oder war das alles nur ein blöder Zufall?

Lieber Shawn,

bitte verzeih mir, dass ich mich erst jetzt bei dir melde. Ich habe einfach nicht die Zeit gefunden, obwohl ich dich ständig im Kopf hatte und ich mich so dringend bei dir melden wollte, doch leider hab ich einfach andere Dinge gehabt, die wichtiger waren. Ich hoffe, dass du mir vergeben kannst.
Meine Prüfungen habe ich gut überstanden und bin jetzt soweit, dass ich ein Praktikum bei einem Musikmagazin ergattern konnte. Also kann ich neben dem Studium meine eigenen Texte schreiben. Vielleicht liest du demnächst mal einen Beitrag von mir.
Einen Teil meiner Jobs musste ich dadurch kündigen, doch ich werde für die Zeit hier gut entlohnt. Mir geht es also wieder gut und der Stress ist damit vergessen.
Das mit meinen Eltern ist nicht so schlimm. Mach dir also keine Gedanken darüber.
Aber erzähl doch mal, wie geht es dir? Es fühlt sich so an, als ob ich dich gar nicht kennen würde, so lange haben wir keinen Kontakt mehr gehabt.
Ist wirklich unsensibel von mir, oder? Aber ich bin ehrlich. Außerdem höre ich dir gerne zu. Vielleicht schickst du mir einfach im nächsten Brief ein paar Bilder zu?
Was macht dein Liebesleben? Was macht die Kunst? ... Ich habe so viele Fragen die nur du stillen kannst.

Nur zu gerne würde ich dich treffen wollen. Vielleicht, darf ich demnächst mit auf ein Konzert nach London. Dann habe ich vielleicht einen Abend Zeit, mit dir in einem Pub etwas trinken zu können. Wenn du magst. Ich halte dich dementsprechend auf dem laufenden. Ich kann dir gerne ab und zu eine Whatsapp schreiben, auch wenn ich diese Briefgeschichte viel schöner finde. Sowas hatte ich zuletzt im Kindergarten.

Dein Sydney