Der schönste Valentinstag

Da saß sie nun. In einerheruntergekommenen Bar am Valentinstag und betrank sich sinnlos.Wusste einfach nicht, wie sie das eben Herausgefundene sonstverarbeiten sollte. Eine Tasche mit den nötigsten Sachen neben sichstehend und die aufkommenden Tränen unterdrückend. Wie hatte er ihrdas nur antun können? Liebte er sie denn nicht? War sie ihm nichtgut genug? Wütend biss sie ihre Zähne zusammen und zwang sich,erneut einen Schluck des brennenden Whiskeys zu nehmen, der in einemkleinen, gekühlten Glas war. Und sie hatte sich noch für ihn an denHerd stellen wollen, um ihm etwas Tolles zu kochen. Sie wusste, erkäme später nach Hause, weil er noch im Aurorenbüro seinen Berichthatte schreiben sollen und, bei Merlin, jeder, der Ron kannte, wusstedass er eine Niete in so etwas war und daran stundenlang saß. Umsomehr hatte sie sich gefreut, dass er bald zuhause ankommen müssteund sie mit ihm den Tag feiern konnte. Und dann das. Er kam nachHause, schmiss seine Sachen in die Ecke und stand überrumpelt vorihr, so als hätte er überhaupt nicht mit ihm gerechnet. Den Kuss,den sie ihm aufgedrückt hatte, hatte er nur halbherzig erwidert undals sie ihn umarmte, blieb er stocksteif stehen. Ein Geruch hatteihre Sinne umnebelt und sie dazu gebracht, ihm nochmals näher zukommen und leicht an ihm zu schnüffeln. Er roch anders als sonst.Nicht nach Schweiß. Zumindest nicht nur. Da haftete auch einsüßlicher Geruch nach Flieder an ihm. Stirnrunzelnd war sie einenSchritt zurückgetreten und musterte ihn von oben bis unten. SeineHaare waren noch verwuschelter als sonst und einige Strähnen klebtenan seiner Stirn. Seine Kleidung war ebenso verrutscht und an seinemHemd fehlte ein Knopf. Doch das schlimmste, was sie an ihm entdeckthatte, war der Lippenstift unter und an seinem Ohr. Mit geweitetenAugen hatte sie ihn angesehen. Gemustert, als wäre er jemand, densie schon Ewigkeiten nicht gesehen hatte oder den sie für totgehalten hatte. Ungläubig und unwillig. Sie wusste noch genau, wiesie ihren Kopf immer wieder geschüttelt hatte und eine Hand vor denMund hielt, um nicht zu schluchzen. Das konnte nicht sein. Er wardoch nicht so einer. Warum tat er das? Warum tat er ihr das an?

„Hermione?", hatte er sievorsichtig gefragte und sie wusste, dass er wusste, er mussteaufpassen, was er in den nächsten Sekunden zu ihr sagte.

„Ron, wo warst du?", hatte sie ihnzittrig gefragt, beide Hände an ihrem Körper hinabhängend, mitgeballten Fäusten. Das hatte er nicht getan. Und dennoch, siewusste, er hatte es. Er hatte sie betrogen.

„Was meinst du, Mione? Ich war aufArbeit. Dieser blöde Bericht", versuchte er ihr weiszumachen.Wütend und verletzt hatte sie ihn angesehen. Ihre Hand schnellte soschnell nach oben und landete mit einem lauten Klatschen auf seinerWange, dass sie es nicht einmal hatte realisieren können, was sie dagetan hatte. Im Nachhinein betrachtet, konnte sie nicht einmal sagen,dass es ihr vielleicht leidtun würde. Warum sollte es auch? Siehatte keinen Grund dazu sich schlecht zu fühlen. Wenn, dann sollteer sich lieber schlecht fühlen. Wütend knallte ihre Hand auf denTresen, bevor sie laut bellte.

„Noch einen und zwar schnell!" Siemusste einfach vergessen. Vergessen, dass er versucht hatte, sichheraus zu reden und sich dann, als er merkte das herausreden nichtsbringen würde, sich entschuldigen wollte.

„Dieses Arschloch! Wie konnte er mirdas antun?"

„Welche Tarantel hat dich denn gebissen?",mischte sich da plötzlich jemand ein.

„Ich wüsste nicht, was dich meineAngelegenheiten angehen, Malfoy", fauchte sie und nahm den nächstenkleinen Shot, den sie vom Barkeeper bekam.

„Zwei, bitte", hörte sie nebensich und sah zu dem Blonden, welcher ihr nun noch gefehlt hatte.

„Was soll das, Malfoy? Hast du keinFrauchen, bei dem du heute deine Nacht verbringen kannst?", fauchtesie ihn erneut an. Sie hasste es, ihn neben sich zu haben. Wollte ihnnicht bei sich haben. Konnte sie denn nicht wenigstens dann imSelbstmitleid versinken, wenn sie von ihrem ach so treuen Freundbetrogen wurde? Am Valentinstag?