Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Mein Kopf schmerzte schon fast, vor lauter Gedanken. Nate hatte mich jetzt tatsächlich stehen gelassen und mich davor auch noch beschimpft.
Verpiss dich doch!, waren seine letzte Worte, bevor er verschwand.Wie konnte ein Mensch bitteschön so stur sein und sich nicht helfen lassen.
Zuhause angekommen, holte ich mir ein Red Bull aus dem Kühlschrank. Morgen war Freitag, weswegen ich noch ein bisschen Energiereserven brauchte, die heute schon verbraucht waren. Wegen Nate...
Plötzlich läutete das Telefon - es war meine Mom, die mich heute zum 12. Mal versuchte anzurufen.
"Mom?", sagte ich in mein Handy.
"Selena, warum gehst du verdammt noch Mal nicht an dein Telefon! Für was hast du es eigentlich?!", schrie sie mich an.
"Du musst sofort ins Krankenhaus kommen, dein Bruder hatte einen Autounfall und er und Sophie liegen beide auf der Intensivstation. Dad und ich sind schon da und ein Taxi ist schon auf dem Weg zu dir!", waren ihre letzten Worte, bevor ich ein Tuten hörte. Sie hatte aufgelegt. Und ich stand wie gelähmt da.
Mein Bruder und seine Freundin hatten einen Unfall und lagen im Krankenhaus. Mein Bruder. Mein bester Freund. LIAM. Mechanisch gesteuert nahm ich mein Handy, mein Portemonnaie und mein Schlüssel und packte es in eine Tasche. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Liam was geschehen war. Ich stürmte hinaus und schloss stürmisch die Türe hinter mir, als ich mich schlagartig umdrehte und gegen einen muskulösen Oberkörper rannte.
Ich bemerkte erst nach einer Weile, dass es Nate war, der vor meinem Haus stand und mich ansah. Ruhig berührte er mit seinem Daumen meine Wangen und wischte meine Tränen weg. Shit, ich merkte gar nicht, dass ich weinte.
Trotz seiner gefühlsvoller Geste, schaffte ich es aus seinem Bann zu entrinnen und drückte ihn von mir weg.
"Jetzt nicht, Nathan. Ich habe jetzt keine Kraft, deine Stimmungsschwankungen zu ertragen!", schluchzte ich und ging zur Einfahrt, um auf das Taxi zu warten.
"Was ist los, Selena?", fragte Nate und rannte mir nach.
"Muss ich dir genauso wenig sagen, wie du mir!"
"Auf wen wartest du?"
Ich ignorierte ihn, da ich keinen Bock auf elendslange Fragerei hatte, und das selbe Spiel konnte ich auch mit ihm spielen, wie er mit mir vor nicht einmal einer Stunde.
Fünf Minuten vergingen, zehn Minuten. Kein Taxi war aufgetaucht, dafür stand Nate immer noch neben mir und starrte mich an. Plötzlich drehte ich mich zu ihm.
"Kannst du mich ins Krankenhaus fahren?", fragte ich.
"Natürlich.", meinte er und stieg ohne zu Zögern oder weiter Fragen zu stellen ins Auto. Warum ist mir das nicht schon vorher eingefallen?
Die Fahrt verging schweigsam, wofür ich Nate ziemlich dankbar war. Was war, wenn meinem Bruder etwas ernsthaftes passiert war? Was war, wenn er es nicht überleben würde? Ich könnte diesen Schmerz nicht ertragen...
Als könnte Nathan meine Gedanken lesen, nahm er mein Hand, die bis jetzt auf meinem Schoß lag und verschränkte seine Finger mit meine."Alles wird gut. Das verspreche ich dir.", flüsterte er mit seiner rauen Stimme. Ich konnte ihn nur kurz anlächeln und ihn dies als Antwort geben. Auch wenn ich es mir vielleicht nicht eingestehen wollte, war ich froh, dass er hier war. Hier bei mir.
Beim Krankenhaus angekommen, rannte ich förmlich in das Gebäude und achtete gar nicht drauf, ob mir Nate folgte. Eine Krankenschwester zeigte mir den Weg zur Intensivstation und von der Weite, konnte ich dann auch schon meine Mom und mein Dad sehen.
"Mom, Dad.", schluchzte ich wieder und nahm die beiden in die Arme. Für sie war es mind. genauso schwer, wie für mich.
"Wie geht es ihm?", fragte ich sie, als ich mich von ihnen löste.
"Die Ärzte haben uns noch nichts gesagt, aber sie müssten beide stabil sein.", hauchte mein Dad leise, wobei ich merkte, dass er ebenso wenig Kraft hatte, wie ich. Als er diesen Satz zu Ende sagte, löste sich von mir ein Teil meiner Sorgen und sah mich um.
Hinter mir stand Nate, und sah mich mitleidend an.
DU LIEST GERADE
Secrets can destroy - my best friend's boyfriend
RomanceSelena war ein normales Mädchen mit einem normalen Leben. Sie war nicht besonders auffällig in der Schule, schrieb gute Noten und hatte Freunde, die sie über alles liebte. Jedoch hatte Selena auch keine Angst, mal die Wahrheit zu sagen und so kam es...