Ein Anderer?

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Sasha

15 Minuten später stehe ich mit meiner Tasche, wo die Wechselklamotten drin sind, vor Ihrer Wohnungstür mit Leila. Die Tasche habe ich immer im Kofferraum. Meist gehe ich während der Arbeit ins Fitnessstudio und habe so immer frische Kleidung dabei.

Sie wirkt irgendwie etwas nervös, als sie die Tür öffnet.

Sie öffnet die schwere Tür und macht mir den Weg frei um ein zutreten. Also schwer bedeutet schon mal sicherer. Das beruhigt mich etwas. Als ich mein Blick in die Wohnung schweifen lasse, kann ich es kaum glauben.

Ich kann direkt ins Wohnzimmer blicken. Es ist nicht so groß wie meines, aber auch nicht klein. Sie hat eine riesige Couch in L-Form mit wahnsinnig vielen Kissen. Dahinter stehen Bücherregale bis unter die Decke, die alle voll sind.

Links von mir ist eine hochwertige und funktionale Küche drin. Sie wirkt sehr modern. Auf beiden Seiten geht vom Wohnzimmer ein Flur ab. Wie groß ist ihre Wohnung?

Das Beeindruckteste ist allerdingst, dass Sie hell und total einladen wirkt. Ich fühle mich sofort wohl.

„Wow, so habe ich mir deine Wohnung nicht vorgestellt.", sage ich zu ihr, während sie die Tür hinter mir schließt.

„Danke für das Kompliment. Wie hast du Sie dir den Vorgestellt.", sagt Sie in einem scharfen Ton. Ironie. Sie einer an, ich habe Sie so noch nie gehört? Das ist sehr erfrischend. Ich hätte gedacht, ich kenne sie bereits gut genug, aber ich entdecke immer wieder neue Seite an ihr.

Ich lege meine Hand an ihre Wange und versuche in einem sanfteren Ton zu sagen

„Ich dachte eher, dass deine Wohnung minimalistisch und steril ist." Ich kann sehen wie Sie über meine Worte nachdenkt und so etwas wie Enttäuschung in ihren Blick aufflackert.

„Ich finde das hier aber viel besser. Es fühlt sich sofort wie ein zuhause an."

Jetzt fangen ihre Augen an zu Leuchten und ein Lächeln spielt um ihre Lippen.

„Es ist auch meine kleine Welt hier."

„Ja das sieht man. Es wirkt sehr gemütlich." Sanft streichle ich ihr mit dem Daum über die Wange. Ich spüre wie sie sofort Gänsehaut im Nacken bekommt. Ich kann es gar nicht glauben, wie stark ihr Körper auf mich reagiert.

Ich zupfe mit dem Daumen an ihrer Unterlippe, auf die sie sich wieder beißt. Wenn Sie das noch weiter macht, muss ich diese Lippen küssen.

Ihr Atem wird schneller und Ihre Haut wird leicht rot. Sie ist verlegen. Sie will es also auch, so wie ich.

Ein Klingeln reißt uns aus dem Moment. Ihr Telefon. Sie holt es aus der Tasche und schaut drauf. Ich kann sehen wie Sie verwirrt drauf sieht. Es bildet sich dieses nachdenkliche V zwischen ihren Augen. Sofort ändert sich ihre Haltung. Sie strafft ihre Schultern und richtet sich auf.

Dann hebt Sie ihren Blick wieder und sieht mich an. In Ihrem Blick kann ich immer noch die Liebe und Wärme sehen, aber viel mehr eine geschäftsmäßige Kühle.

„Da muss ich leider rangehen. Das Bad ist auf der linken Seite im linken Flur. Du findest alles darin."

Ich nicke ihr nur kurz zu und gehe dann in die Richtung. Hinter mir kann ich hören, wie Sie das Telefonat annimmt.

„Hallo Jim. Was gibt es denn?"

Wer zum Teufel ist den Jim? Und warum ist der Jim so wichtig, dass sie da unbedingt rangehen muss? Oh Mann, wieso bringt mich nur der Name eines anderen Mannes bei ihr so auf die Palme. Ich habe gar kein Recht eifersüchtig zu sein.

Als ich wieder aus dem Bad komme, riecht es nach Kaffee, Eier und Bacon.

Der Tisch ist bereits gedeckt. Als ich um die Ecke gehe, sehe ich Leila in der Küche stehen. Sie wirkt aufgebracht und wütend.

„Jim, wenn ich sage du sollst alles verkaufen, dann meine ich es auch. Vergiss nicht, dass du für mich arbeitest."

Ich will nicht der Jim sein. Sie ist wütend. Sharly hat noch nie etwas über einen Jim gesagt.

„Ich halte 70 % der Firmenanteile und wenn ich sage ich will Sie in Einzelteile zerlegen, dann meine ich es auch so." Sie ist nur kurz still und lauscht, was der Jim sagt. „Es ist mir egal ob ich dadurch 200.000 verliere. Ich werde ihm nicht noch einen Cent geben, ich will die Firma fallen sehen und so viel Profit wie möglich rausholen. Und ja ich weiß, dass es besser wäre Sie erst in 6 Monaten so verkaufen. Also wenn du das nicht schaffst, dann sag Bescheid. Dann komm ich rüber geflogen und kläre das Selbst. Aber dann kannst du dich auch gleich nach einem neuen Job umsehen." Wow. Ich habe Sie noch nie so wütend und aufgelöst erlebt. Ich wusste gar nicht, dass Sie in Deutschland noch Geschäfte hat. Vor allem macht mich ihre Wortwahl stutzig. Es klingt so, als ob Sie Geld hat. Sie braucht mein Geld nicht. Sie spricht so nebenbei von Geld.

Ich gehe zu Ihr in die Küche und als Sie mich bemerkt, wird ihr Blick Wärmer. Mit dem der Hand signalisiert sie mir, dass ich warten soll.

„Jim, ich habe schwer dafür gearbeitet, dass ich jetzt da bin wo ich bin. Und er hat mein Vertrauen missbraucht. Also werde ich ihm nicht mehr helfen." Ihre Stimme wird jetzt allmählich wärmer. Sie wirkt nicht mehr so wütend.

„Verkauf Sie einfach, alle Anteile und versuch so viel Profit wie möglich rauszuholen. Ich würde ungern so viel Verlieren, aber ich will auch nicht, dass meine Firma mit Ihm in Verbindung steht." Jetzt wirkt Sie wieder ganz ruhig und sachlich. Sie blickt mir weiterhin in die Augen und sieht mich skeptisch an. So als ob Sie abschätzt, wie ich reagieren werde.

„Danke Jim. Halte mich auf den laufenden. Und ich sage dir heute noch wegen der anderen Investition Bescheid. Ich muss mir noch ein paar Zahlen ansehen. Grüße mir deine Frau ganz lieb."

Liebe       Verlangen                   Lust (Band 2)  unüberarbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt