Veränderungen

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Enver

Ich laufe tiefer in den Wald hinein. Äste schlagen mir die Füße auf, aber es macht mir nichts aus. Das einzige, an was ich denken kann ist, dass ich Elle umbringen wollte. Das hier war nicht ich. Es war so, als wäre ich jemand anderes, etwas böses. Und das schlimmste ist, dass ich dieses Gefühl schon kenne, nur schwächer. Es kam, als ich dieses Mädchen umbrachte. Ich habe jetzt auch diesen Mann umgebracht. Ich konnte es nicht verhindern. 

Schließlich teleportiere ich mich zurück in mein Zimmer. Ich trete zum Spiegel. Es passt nicht, dass sich nichts an mir geändert hat. Mein Charakter hat sich geändert, nur mein Aussehen nicht. Von außen würde man nichts erkennen, nur meine Augen. Sie sind nicht mehr so hell, sondern kalt. Ich greife zur Schere und nehme meine Haare. Ich schneide sie bis zum Kinn kurz und glätte sie. Nachdem ich das getan habe, fühle ich mich seltsam befreit, aber das ist immer noch das alte Mädchen. 

,,Enver." schreit Jacob, als er herreinstürzt. Und jetzt weiß ich es, es ist der verdammte Name. 

,,Ich heiße Thea."

Jacob sieht mich verwirrt an. ,,Was." 

,,Mein Name ist Thea."

,,Was, nein du heißt Enver."

Ich schüttle den Kopf. ,,Meine echten Eltern haben mich Thea genannt, aber nachdem sie gestorben sind habe ich einen neuen Namen angenommen. Enver. Aber ich will ihn nicht mehr. Ich heiße Thea und das sollte eigentlich auch immer so bleiben."

Jacob nickt. ,,Ja."

Ich gehe zu ihm. ,,Was ich noch nie jemanden erzählt habe ist, dass meine Mum genauso war. Ich habe sie früher heimlich mit meinem Dad trainieren sehen. Das ist auch der Grund, wieso ich zu kämpfen angefangen habe. Sie war immer so mutig und hat sich für andere eingesetzt. Eigentlich ist sie auch nicht an einem Autounfall gestorben. Sie hat sich mit schlimmen Leuten angelegt und irgendwann haben die nicht mehr mitgemacht. Sie haben beide meiner Eltern getötet."

Jacob legt eine Hand an meine Wange. ,,Das tut mir so leid." Ich schmiege meine Wange gegen sie. 

,,Danke." flüstere ich.

,,Wofür."

,,Dass du mich davon abgehalten hast Elle zu töten und du nicht sauer auf mich bist."

,,Das ist nicht deine Schuld, das warst nicht du."

Ich seufze. ,,Aber, was, wenn ich irgendwann auch dich töten will."

,,Das wirst du nicht und übrigends, die Haare stehen dir echt gut."

Ich lache. ,,Danke."


Elle

Ich stehe im Trainingsraum und haue gegen einen Boxsack. Ich weiß nicht genau, auf wen ich sauer bin. Vielleicht auf mich selbst. Weil ich Angst vor Enver gehabt habe und nicht mit ihr geredet habe. Vielleicht auch, dass ich mich nicht gewehrt habe. Oder ich bin sauer auf Enver. Dass sie mich angegriffen hat. Es ist zwar schon ein paar Stunden her, aber ich hab mich nicht getraut zu ihr zu gehen. Keine Ahnung, wieso. Jetzt ist sie ja wieder normal, aber... Die Tür geht auf und ich drehe mich um. 

,,Enver." sage ich.,,Deine Haare." 

,,Du meinst Thea." erwiedert Jacob, der jetzt auch in der Tür steht. 

,,Was?" frage ich. 

Enver. Ich meine Thea erklärt mir alles und ich nicke. 

,,Ich verstehe das."

,,Nochmal, es tut mir so leid."

Ich schüttle den Kopf. ,,Thea, es ist alles ok. Mir geht's doch gut"

Thea zuckt mit den Schultern. ,,Ja, aber du warst so nett zu mir die ganze Zeit und ich versuche einfach dich zu töten. Ich wünschte einfach, ich könnte es rückgängig machen."

Ich streichle ihren Arm. ,,Man kann die Vergangenheit nicht ändern. Es ist passiert und fertig. Aber das war bestimmt nicht der einzige Grund, warum du gekommen bist. Trainieren wir jetzt endlich?"

Thea nickt. ,,Klar."

Jacob steht auf. ,,Gut, ich will zu erst wissen, was du kannst. Du musst dir das wie eine Droge vorstellen. Sie löst Botenstoffe aus und gibt dir irgendwelche zusätzlichen Kräfte. Fangen wir mit deiner Stärke an."


Thea

Ich gehe auf den Boxsack zu und trete mit all meiner Kraft dagegen. Er zerspring komplett. Jacob pfeift anerkennend. 

,,Das war gut, jetzt will ich sehen, wie schnell du bist."

Ich blicke mich im Raum um und gehe langsam in eine Ecke. Mein Ziel ist die andere so schnell, wie möglich zu erreichen und ich renne los. Innerhalb von Sekunden habe ich mein Ziel erreicht und blicke Selbstsicher zu Jacob.

,,Passt es dir so." 

Jacob lacht. ,,Gut, als letztes, wie hoch kannst du springen?"

Ich blicke mich wieder im Raum um und sehe einen kleinen Vorsprung unter der Decke, auf der normalerweise alte Waffen gelagert werden. Er ist über 8 Meter in der Luft. Ich springe. Dieses Gefühl, als hätte man Schmetterlinge im Bauch überkommt mich und einen Moment genieße ich es nur, in der Luft zu sein. Es fühlt sich an, als wäre die Zeit stehen geblieben und im nächsten Moment befinde ich mich auf der Plattform. Elle steht nur noch der Mund offen.

,,Das ist der Wahnsinn." schreit sie. 

Ich blicke zu ihr. ,,So fühlt es sich auch an." 

Als ich wieder auf dem Boden bin sieht Elle auf ihre Uhr. ,,Tut mir leid, ich muss los."

,,Wohin?" schreie ich ihr hinterher, aber ich bekomme keine Antwort. 

Jacob nimmt sich zwei Stöcke und wirft mir 2 andere zu. 

,,Vielleicht übst du erstmal mit dem Boxsack. Schlage abwechselnd dagegen und versuche dabei immer andere Schritte zu proben."

Ich blicke ihn verwirrt an. ,,Warum darf ich nicht gegen dich antreten?"

Jacob grinst mich an. ,,Ich weiß nicht, ob das nicht zu gefährlich wäre."

,,Für mich." lache ich. ,,Ich würde mir eher Sorgen um dich machen."

Und mit diesen Worten greife ich ihn an. Ich muss sagen, er ist echt gut und inerhalb von wenigen Sekunden schlägt er mir in die Seite.

,,Au." stöhne ich und schiebe mein T-Shirt hoch. Eine kleine Wunde ist dort zu sehen, aber ehe ich genauer hinschauen kann, ist sie verschwunden.

,,Wow." flüstert Jacob. 

,,Lass dich nicht ablenken." sage ich nur und greife ihn wieder an, und diesmal bin ich es, die ihn auf den Boden schlägt.

Ich lache. ,,Demütigend, oder?"

Jacob stöhnt leicht, während er schmerzverzehrt am Boden liegt. ,,Ohne deine Kräfte hätte ich dich schon besiegt."

,,Bist du dir da so sicher?" 

Ich gebe ihn meine Hand und helfe ihm auf. Er nimmt sich ein Handtuch und hängt es sich um die Schultern. Ich sehe ihm dabei zu. 

,,Jacob." sage ich nach einiger Zeit. ,,Ich will wissen, was damals passiert ist."

Er sieht mich an. ,,Kannst du mir das etwas genauer erklären?"

,,Als ich bei der Regierung war. Ich will wissen, was sie mit mir gemacht haben." 

Jacob geht zu mir. ,,Es wird nicht einfach werden, aber ich verspreche dir, wir werden das lösen."

Ich lächle ihm dankend zu und verschwinde in mein Zimmer. Dort lege ich mich ins Bett und schalte den Fernseher an. Das erste, was ich sehe, ist eine Werbung. Für Roboter. 

,,Dumme Zukunft." flüstere ich, als sie schreiben, dass er menschlicher sein soll, als wir alle anderen.

Show me your real faceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt