Z w ö l f W o c h e n s p ä t e r . . .
Zischende Laute hinterließen die Flammen, während sie sich umeinander wanden und immer wieder eine neue Melodie, einen neuen Tanz präsentierten. In regelmäßigen Abständen wurde Harmonie der Flammen durch knackendes Holz unterbrochen. Braune Stücke zerfielen zu grauer Asche.
Die hellen, roten Farben brannten sich in meine Netzhaut ein, sorgten dafür, dass ich das Spiel der Flammen so schnell nicht mehr aus meinem Kopf verbannen könnte.
Der Tanz erinnerte mich an einen Kampf, eine Diskussion, die niemand gewinnen konnte. Es war faszinierend, wie keine aufzugeben schien, sie sich alle stattdessen nur dazu brachten, noch höher in den Nachthimmel aufzusteigen. Nur gewillt, hin und wieder sanfte Funken zurückzulassen.
Das Zirpen der Grillen vermischte sich mit dem Knacken des Holzes. Ich war zufrieden mit dem Anblick der Flammen und die Unverfänglichkeit, die mit diesen verstohlenen Blicken einherging. Trotzdem ließ ich es mir nicht nehmen, meine Augen zu meinen Mitschülern wandern zu lassen.Lachend und wild gestikulierend sprachen die meisten miteinander. Jeder von ihnen hatte einen dieser absurden roten Becher in den Händen. Es war keine Ausnahme dabei gegeben, dass man sich an der Bar bedient, und sein Getränk in lächerlich rote Becher hatte füllen lassen. Jene, die man in Teenager Filmen direkt vor die Kamera hielt, um das Klischee zu erfüllen.
Ich registrierte, wie sich die Münder meiner Mitschüler bewegten, wie sie mit ihnen die Gedanken formten und weitergaben, die sie in diesem Moment beschäftigen.
So, wie das Feuer normalerweise wilde Tiere abhielt, hielt es für mich in diesen Sekunden jegliche Stimmen, Worte und vor allem deren Bedeutungen von mir fern. Nichteinmal die Windzüge, die das blonde Haar des Mädchens gegenüber von mir durcheinander brachten, schienen bei mir anzukommen.Als hätte das Feuer eine Schutzmauer errichtet, und mich als einziges hinter diese gelassen.
Diese Mauern fungierten wie ein Schild, das mich vor sinnlosen Gesprächen und heiterem Lachen beschützte. Aber ein Becher, der in mein Blickfeld geschoben wurde, ließ den Damm brechen und die Stimmen in Wellen zu mir dringen.Das Feuer im Hintergrund sorgte für die Illusion eines Farbverlaufes, wenngleich ich mir sicher war, dass das Rot oben, sowie auch unten, dasselbe war.
„Ich weiß, es hat länger gedauert als versprochen, aber du hättest die Schlange an der Bar sehen sollen. Ich habe angekündigt, dass wir um diese Uhrzeit mehr Personal brauchen, aber es wollte niemand auf mich hören."Meine beste Freundin nahm kopfschüttelnd neben mir auf der wackeligen Bank Platz und überschlug ihre Beine, ehe sie einen Schluck aus ihrem Becher nahm. Ich griff nach meinem und räusperte mich leise, um meine Gedanken wieder auf den Moment zu lenken und nicht mehr von den Flammen und ihrem Spiel gefangen zu werden.
„Was ist das?", fragte ich, als ich den Kopf senkte um einen Blick in den dunklen Becher zu erhaschen. Alleine vom Hinsehen konnte ich nicht erahnen, was sich in diesem befand. Der süßliche Duft, der in meine Nase stieg, benebelte mir jedoch schon jetzt die Sinne.„Kirschsaft mit Wodka, wenn der Typ meine Bestellung richtig verstanden hat", murmelte sie und stellte ihren Becher neben ihren Füßen ab, um die Hände aneinander zu reiben und sie dann mit den Handinnenseiten Richtung Feuer zu strecken.
Es war kein Wunder, dass sie fror. Sie war eine dieser Menschen, die auch im höchsten Sommer noch vor Kälte zitterte. Und mit der dünnen Kleidung, die sie für diesen Abend gewählt hatte, hatte ich ihr schon prophezeit, dass sie frieren würde. Trotzig wie ein kleines Kind hatte sie mir aber erklärt, dass das bei Partys so normal war. Es würde dazugehören.
Meine Gesichtszüge entglitten mir bei ihrer Getränkewahl, dennoch nahm ich einen vorsichtigen Schluck. Am liebsten hätte ich den Becher unberührt beiseite gestellt und gewartet, bis jemand ihn mitnahm. Aber ich wollte ihr das Leben nicht noch schwerer machen.
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Paralyzed | ✓
Roman pour Adolescents𝑺𝒆𝒊𝒕 𝑾𝒐𝒄𝒉𝒆𝒏 𝒃𝒆𝒇𝒊𝒏𝒅𝒆𝒕 𝒔𝒊𝒆 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒊𝒎 𝒇𝒓𝒆𝒊𝒆𝒏 𝑭𝒂𝒍𝒍 - 𝒆𝒓 𝒉𝒂𝒕 𝒆𝒔 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒛𝒖𝒓 𝑨𝒖𝒇𝒈𝒂𝒃𝒆 𝒈𝒆𝒎𝒂𝒄𝒉𝒕, 𝒔𝒊𝒆 𝒂𝒖𝒇𝒛𝒖𝒇𝒂𝒏𝒈𝒆𝒏. Cartia hatte in ihrem Leben alles, was sie sich wünschen konnte, bis d...