„Hast du zugehört?" fragte unser Truppenführer mich. „Ja!" sagte ich und ritt zum nächste Team nach links, um die Botschaft zu überbringen. Die Fläche auf der ich mich nun befand war ein offenes Feld, wo man eigentlich alles überblicken konnte, allerdings verschleierte der starke Regen meine Sicht. Es war gefährlich allein auf einer so großen offenen Fläche zu sein doch ich hatte meinen Befehl zu befolgen, deshalb suchte ich weiter nach dem Trupp, in welchen sich auch mein Bruder befinden sollte.
Auf beiden Seiten meiner Sicht sammelte sich nun auch Nebel an, ich konnte nicht einmal mehr 50 Meter sehen, dies könnte zu meinem Nachteil werden. Ich bin nicht schlecht im kämpfen, ich bin immerhin nicht umsonst der Eliteeinheit zugeteilt worden, doch selbst für erfahrene Soldaten ist der Regen und die stark eingeschränkte Sicht durch den Nebel eine große Last.
Als der Nebel sich lichtete und ich mehr oder weniger klar sehen konnte was vor mir lag, erblickten meine Augen ein Schlachtfeld. Ich schaute mich nach überlebenden um. Mir viel nur ein einziger ins Auge, welcher neben einem etwa 15 Meter großen Titanen lag, dieser versuchte den verwundeten Soldaten zu packen. Ich hielt mich etwas zurück um zu überlegen wie ich es am besten angehe, doch als ich den Soldaten erkannte, konnte man mir den schock förmlich ansehen. Ich konnte nicht mehr klar denken und stürmte auf den Titanen zu ohne auf meine Umgebung zu achten. Als ich wegen eines knackens nach rechts schaute bemerkte ich einen weiteren Titanen, dieser trat mein Pferd, weshalb wir in die Luft geschleudert worden. Als ich wieder klar denken konnte benutze ich meine Maneuver Gear um mich an den Nacken des Titanen zu hängen, jedoch drehte er sich weder in meine Richtung, noch stand er so, dass ich ohne Probleme auf seinen Nacken zielen konnte, weshalb ich mich entschied den Arm, mit dem er den verwundeten Soldaten hoch nahm, lahm zu legen. Gesagt getan, der Soldat viel zu Boden und ich konnte mich nun um den Titanen kümmern ohne sorge, dass ich den verwundeten verletzte. Meine Wut kam erneut, als ich in das Gesicht des Mannes sah, welcher nun am Boden lag. Man konnte wortwörtlich sagen, dass ich den Titanen auseinander nahm. Als dieser zu Boden viel schwang ich mich auf den Nacken des zweiten Titanen und tötete auch ihn. Danach schwang ich mich so ab, dass ich ohne große Schwierigkeiten auf dem Boden aufkam.
Ich rannte zu ihm. Der der mir gelehrt hat, dass ich nicht so unscheinbar bin wie ich aussehe. Der der mich ermutigt hat zu kämpfen, und der, der mir der liebste Vater meiner Nichte war. Er lag vor mir, eine Blutlache bildete sich auf dem Boden. Meine Knie zitterten, wie auch der Rest meines Körpers. Ich brach zusammen und kauerte jetzt nur noch auf meinen Knien neben ihm. Als ich mich erinnerte wie er mir sagte, dass ich stark sein sollte, fing ich an zu weinen. Erst war es nur ein leises schluchzen doch schnell wurde es lauter und schließlich entwickelte es sich zu einem Schrei. Ich schrie meine ganzen Ängste, die sich die Jahre über angesammelt haben, meinen Wut auf mich und die Titanen, sowie auf die der restlichen Welt heraus. Wäre ich schneller gewesen hätte ich all das verhindern können.
Der Regen wurde wieder stärker. Meinen Kopf legte ich in meine Hände. Wieder schrie ich leicht vor Verzweiflung auf. Was sollte ich tun? Es wuchs alles über mich, meine Gedanken waren nicht geordnet wie sonst, es herrschte ein unendliches Chaos in meinem Kopf und ich konnte nichts dagegen tun. Auch wenn ich es versuchte, ich konnte mich nicht beruhigen. Ich weinte so stark wie ich es noch nie zuvor getan hatte. Als ich meine Hände von meinen Augen entfernte und ich ihn ansah, schluchzte ich erneut auf. Seine Augen waren geöffnet und er lächelte mich an. Es sah aus wie ein gezwungenes lächeln, doch ich wusste es war keins. „Kiyoshi" schluchzte ich. „Tsuya, bitte passe für mich auf Ima und unsere restliche Familie auf." krächzte er mit seiner übergebliebenen Stimme. Ich nickte heftig, während meine Tränen wie ein Wasserfall über meine Wangen liefen. Ich nahm seine Hand und drückte sie so fest als würde ich sie nie wieder los lassen wollen. Er lächelte ein letztes mal und schloss dann seine Augen. Seine Hand wurde leichter und schlapper und sein Körper entspannte sich als würde er schlafen. Geschockt sah ich ihn an. Meine Arme fingen wieder an zu zittern. Wieder wusste ich nicht was ich tun sollte. Ich schluchzte und wieder weinte ich.
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The Black Wing | Attack on Titan OS
FanfictionDie junge Soldatin Tsuya Ishida wird auf der neusten Aufklärungsmission an ihre Grenzen stoßen, emotional sowie körperlich. Selbst ihr Schwert erhebt sie gegen ihren Vorgesetzten und gegen ihre Kameraden. Wer oder wie rettet sie sich aus dieser Lag...