Der Mann meiner Träume

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WarmerSand streifte meine Haut. Heiße Luft peitschte über meinen Körper.Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Ich befand mich mitten in derWüste. Die Sonne schien unbarmherzig auf mein Haupt. Ein Blick indie Ferne. Wenige Kilometer entfernt, versteckt hinter zwei Dünen,ragte eine gewaltige Pyramide empor. Eine Stadt, die aus festensteinigen Gebäuden bestand, kampierte drumherum. Neugierig schrittich deren Richtung. Die Wachposten an der Stadtmauer standenregungslos in der Gegend. Keiner von ihnen machte auch nur Anstaltenmich anzusprechen oder sich mir in den Weg zu stellen. Je näher ichin das Stadtzentrum gelangte, desto lauter vernahm ich Rufe. VieleMenschen standen bei einem großen Platz vor dem Eingang derPyramide. Aufgereiht knieten sie auf dem staubigen Boden und betetenetwas an. „En Sabah Nur! En Sabah Nur! En Sabah Nur!",wiederholten sie immer wieder. Überall standen Wachen und behieltendie Menge im Auge. Keiner von ihnen beachtete mich. Leichtfüßigtapste ich zwischen den knienden entlang und betrat die freistehendeStraße. Nach nur wenigen Sekunden sah ich eine Art Karawane auf michzu schreiten. Darunter befanden sich vier maskierte Reiter an derSeite und einige Sklaven die eine riesige prunkvolle Sänfte trugen.Sie erinnerte mich irgendwie ein bisschen an ein Schiff. In derSänfte selber saß eine mit feinstem Geschmeide vermummte großeGestalt. Sie trug genauso wie ihre Begleiter eine Maske ausstrahlenstem Gold. Ich blieb stehen. Sie machten keinen Halt. Kurzbevor man mich umgerannt hätte wich ich zur Seite. Seltsam. Esschien, als ob mich keiner sehen könnte. Zögerlich folgte ich derSänfte, als sie in der Pyramide verschwand. Kurz vor dem Eingangeiner mit Fackeln beleuchteten Kammer hielt die Königstrage. DieSklaven senkten ihre Leiber, sodass ihr Herr gut absteigen konnte.Zusammen mit ihm betrat ich den Raum. Mehrere Statuen schmückten dasInnere und zwei steinerne Liegen standen in dessen Mitte. Ich befandmich also im alten Ägypten, stellte ich seufzend fest. Auf einer derLiegen lag ein halbnackter gutgebauter hübscher junger Mann. Ichtrat näher zu ihm. Er hatte wie viele hier eine Glatze. SeineGesichtszüge waren fein, jedoch mindestens genauso maskulin wie derRest seines starken Körpers. Plötzlich stand neben ihm eine blassehellhaarige Frau. Sie fuhr ihm mit einem langen Dolch über denBauch. War das hier etwa eine Opferkammer? Der dadurch entstandeneSchnitt verheilte in Sekunden. Meine Augen weiteten sich. War er etwaauch ein Mutant? Die Frau wandte sich an den nun unmaskierten großenMann. Ich erschrak leicht. Sein Äußeres schien alles andere alsnormal. Seine Haut war bläulich. Einige schlauchartige Verzierungenführten in seinen Kopf und seine Schädeldecke war schwarz-gräulich.Er schien sehr alt zu sein, denn sein Gesicht schlug bereits vieleFalten. Nachdem der seltsame Mann sich auf dem anderen Steintischgebettet hatte begann ein nur schwer zu beschreibendes Ritual. DieWände und der Boden leuchtete an manchen Stellen kurz auf. MystischeWorte kamen aus dem Mund der Hellhaarigen. Der Tisch des Alten erhobsich in die Lüfte. Flüssiges Gold wucherte an seinen Seitenplatinenähnliche Muster. Es schien als würde er seinen Geist aufden Körper des jungen Mannes übertragen. Plötzlich wie aus demNichts bebte die Erde. Ein riesiger Block Sandsteins raste hinunterzu unserer Kammer. Die Wachen an den Türen versiegelten nochrechtzeitig den Raum. Danach begann ein Aufstand. Die Wachen griffendie vier Begleiter an. Zur Strafe peitschten Feuerzungen sie niederund verbrannten sie bis auf die Knochen. Alles um uns herumbröckelte. Das letzte, an das ich mich erinnern konnte war, dass derBoden unter meinen Füßen entzwei brach und ich in die Tiefe leerefiel.

Schweißgebadetund nach Luft ringend wachte ich auf. Einen so realistischen Traumhatte ich noch nie zuvor gehabt. Es war wie eine Vision. Draußenschien noch nicht die Sonne. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dasses erst halb fünf war. Seufzend stand ich auf. Mit meinenSchlafstörungen würde es ewig dauern wieder einzuschlafen. Alsomachte ich mir einen Kaffee, setzte mich vor den Fernseher und suchtemir einen Nachrichtensender raus. Zuerst lief eine Reportage überdie ägyptischen Pyramiden. Sehr interessant. Danach kamen die Newsum sechs Uhr. Nichts allzu spektakuläres. Ein Schwimmbad hatte neuaufgemacht. Ein Autounfall ohne Tote. Politisch schien sichausnahmsweise auch keiner zu zoffen. Die letzte Nachricht lies michallerdings aufschlucken. Von Kairo aus soll es ein weltbewegendesBeben gegeben haben. Dabei wurde eine noch nicht entdeckte Grabkammerzugeschüttet. In der Nähe des archäologischen Fundorts fand mandrei sauber geköpfte Männer ohne Blutverlust und einen weiterenMann der wortwörtlich eingemauert war. Die ägyptische Regierungäußerte sich nur knapp zu den Geschehnissen. „Es bedarf keinenGrund zur Aufregung. Die besten Kriminalpsychologen unseres Landessitzen daran den oder die Täter zu finden." Auch hier in unsererNähe soll das Beben zu spüren gewesen sein. Warum hatte ich dassdenn nicht mitbekommen? War das etwa genau an der Stelle in meinemTraum, als der Sandstein in die Pyramide krachte und die Kammer zuschüttete? Welch Ironie! Ich träumte von einer zugeschüttetenKammer und im selben Moment bebte es am anderen Ende der Welt unddort wurde eine versteckte Kammer gefunden.

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⏰ Last updated: Jun 13, 2019 ⏰

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Gemahlin der SonneWhere stories live. Discover now