Snape Schrägstrich Halbblutprinz - Harry

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Hermine war nicht mehr zu bremsen. An den darauffolgenden Tagen verbrachte sie ihre Zeit mit recherchieren und steckte ihre Nase in jedes Buch zum Thema Zwillingsseele, Seelenpartner und wie sie noch so alle heißen. Ich konnte dem Ganzen jedoch nur sehr wenig abgewinnen. Mir war es nicht wichtig, ob Severus meine 'Zwillingsseele' war oder nicht. Ich wollte ihn und nur das zählte.

In den einsamen Nächten, nach unserem Aufenthalt im Land der Regenbogenschlange, lag ich oft wach und versuchte gar nicht erst einzuschlafen. Mein Praktikum lag diese und die nächste Woche noch auf Eis, damit ich Hermine helfen konnte, wie es King ausgedrückt hatte. Ich war mir aber sicher, dass er mich eigentlich nur noch etwas schonen wollte. Doch das Rumsitzen und das Nichtstun trieben mich in den schieren Wahnsinn. Ich brauchte Bewegung, musste etwas unternehmen, ansonsten würde ich von meinen Gefühlen und Gedanken überrollt werden. Nachdem ich, pflichtbewusst wie ich war, jeden Abend brav wenigstens versucht hatte zu schlafen, schlich ich mich Nacht für Nacht aus dem Haus und vertrieb meine Rastlosigkeit damit, keine einzulegen. Nächtelang trieb es mich immer wieder in die dunkle und vermoderte Gasse neben Snapes bescheidener Residenz.

Auf einem der Häuser gegenüber befand sich ein Dach mit einem zusätzlichen Fenster, das einen kleinen eigenen Giebel bildete. Ich hockte dort oben und beobachtete das gegenüberliegende Gemäuer, Spinner's End. Er blieb lange wach, meine Fledermaus. Zumindest vermutete ich das, denn vereinzelte Zimmer waren auch nach der Geisterstunde noch hell erleuchtet.

Ich saß wie einer dieser mysteriösen, maskierten Assassinen auf dem Dach auf der gegenüberliegenden Straßenseite von Snapes Haus.

Die Nächte waren jetzt Mitte Juni nicht mehr kalt, aber dennoch kühl. Der Wärmezauber unter meinem Tarnumhang ließ gerade nach, als die Lichter im Erdgeschoss von Snapes Festung erlischten, nur um kurz darauf im zweiten Stock wieder zu entflammten. Ich nahm an, dass das wohl Snapes etwas zu hoch gelegene Gruft war und versuchte mir vorzustellen, wie der dunkle Schrecken aller Schüler, wohl sein Schlafzimmer eingerichtet hatte. Karg, mit ein, zwei Kerzen? Ausgestopften Tieren? Maden in Einmachgläser? Alles in Schwarz? Mich schauderte es bei der Vorstellung und ich musste grinsen. Die Lichter im Zimmer unter mir erlischten und Dunkelheit breitete sich in der Gasse aus. Mich fröstelte es, als auch der zweite Wärmezauber langsam seine Wirkung verlor und doch frischte ich ihn dieses Mal nicht auf.

Ich hing meinen Gedanken nach und so, wie die Kälte in meine Glieder schlich, schlich sich auch die Einsamkeit in mein Herz. Ich dachte über das nach, was Hermine in den letzten zwei Tagen über dieses Seelending herausgefunden hatte.

Tatsächlich fand sie in unserer Überlieferung nur wenige Anhaltspunkte. Die asiatisch stämmigen Zauberer hielten es mit dem Gleichgewicht von Seelen und Welten ähnlich wie die Aborigines, die Inuit oder die afrikanisch Stämmigen Zauberergemeinschaften. Das Wort Zwillingsseele wurde in den Schriften, die sie durchforstete, nicht erwähnt und Hermine vermutete, dass Thau sich falsch ausgedrückt hatte. In den alten nordischen Überlieferungen ist immer von einem Gefährten die Rede, einem sich ergänzenden Teil. Nie von einer gleichen Seele. Gefährte, dieses Wort gefiel mir und bei dem Gedanken an Severus vertrieb dieses Wort auch die Einsamkeit, die sich, bei dem Erlöschen der Lichter in seinem Zimmer, in meinem Herz festgekrallt hatte.

Ich saß noch lange dort oben auf dem Dach und grübelte vor mich hin. Ich dachte an die Küsse, die ich ihm vor meiner Abreise aufgezwungen hatte. Dachte an die Anhörung, als er mich ignoriert hatte und daran, wie er mich angestarrt hatte, als ich in den Verhörraum kam. Wie er mich weggejagt hatte, nachdem ich ihn mit meiner Umarmung überrumpelt hatte. Ich dachte an die Stunden während des Krieges, in denen ich mir nicht sicher sein konnte, ob er die Bisse der Schlange überlebt hatte und ich dachte zurück an meinen ersten Gedanken, den ich hatte, als ich aus dem Denkarium aufstieg.

Dieser galt nicht Voldemort und meinem bevorstehenden Tod. Er galt dem Mann, der mir so verdammt viele Male das Leben gerettet hatte. Dem Mann, der sein ganzes Leben dieser Sache geopfert hatte. Dem Mann, der schreckliches unter Riddles Herrschaft erdulden, ertragen und über sich ergehen lassen musste. Dem Mann, der mir so viele schreckliche Dinge angetan hatte. Ja, ich dachte an den Mann, der aus Dummheit, Arroganz und Feigheit das Leben meiner Eltern auf dem Gewissen hatte. Und trotzdem war mein einziger Wunsch, den ich dort, alleine in Dumbledores altem Büro hatte, zu Severus zu laufen und mich von ihm in die Arme ziehen zu lassen, mich der Wärme, der Trauer, der Vertrautheit und dem Kummer zu ergeben. Denn ich hatte gesehen, ich hatte gespürt, was er für mich empfand und wie sehr es ihn quälte und dass er sich jegliche Gedanken an mich verbot.

Auf meinem Weg in den Tod war ich erleichtert, seine Gestalt nicht neben meinen Eltern und Sirius zu sehen, als ich den Stein der Auferstehung in meiner Hand gedreht hatte. Als Riddle schließlich das Seelenfragment von sich, mit dem Todesfluch von meiner löste, spürte ich, wie etwas neues meinen Geist erfüllte. Eine Art Nervosität, eine Rastlosigkeit meines Denkens, die sich zu mindern schien, wenn ich in Severus Nähe war. Doch ob das die besagte Seelenverbindung war, wusste ich nicht. Vielleicht war es auch einfach nur der starke Wunsch, jemanden, der Bestand hatte, in meinem Leben haben zu wollen und das war, so wie es aussah, Severus.

Ich wollte ihn an meiner Seite wissen, nicht so, dass er zu meinem Schatten werden würde, wie ich gerade jetzt zu seinem. Ja, ich war mir der Ironie meiner Gedanken sehr wohl bewusst. Dennoch erfüllte mich die Vorstellung, jemanden zu haben, der zu mir stand, mich mochte, so wie ich war. Stur und klein, mit knubbeligen Knien und verstrubeltem Haar, aber treu und aufrichtig. Ich wollte jemanden, der so verdammt gut roch wie er, erfahren war und interessant und so verflucht gut küssen konnte. Merlin, dieses Gefühl war unbeschreiblich! Am liebsten hätte ich mich aus dem schützenden Schatten gelöst, hätte an seine Tür unter mir geklopft, hätte mich in seine Arme geworfen und ihm noch einmal einen Kuss geraubt. Doch wenn ich bei dem Professor etwas erreichen wollte, musste ich gewiefter an die Sache herangehen. Und so löste ich meinen Blick von den nun dunklen Fenstern und apparierte zurück nach Hause zum Grimmauldplatz Nummer zwölf.

Das zweite Mal in dieser Nacht lag ich wach in meinem Bett und meine Gedanken drehten sich, wie nun fast jeden Abend seit der Schlacht um Hogwarts, um Severus. Waren es noch vor ein paar Wochen widersprüchliche Gefühle zwischen Angst und Sorge und dem komischen Drang, bei ihm sein zu wollen, war es jetzt immer noch der komische Drang, bei ihm sein zu wollen, doch gepaart mit Vorfreude, einer Unruhe und Lust. Bei Merlins gestreiften Unterhosen, ich, Harry Potter, empfand Lust bei dem Gedanken an Severus Snape, Schrägstrich Halbblutprinz und Schrecken meiner ersten Schuljahre. Doch wenn ich mir vorstellte, wie es wäre, unter ihm zu liegen und von ihm geküsst zu werden, eingehüllt von seinem Duft, seine Beine mit zwischen meinen und ich seinen...Stopp. Mist verdammter, das ist Snape, ich kann doch nicht. Der Griff in meine Boxershorts ließ mich aber aufstöhnen und ich, jung und unbedacht wie ich war, verwarf meine Bedenken um den Professor und mein Lust...


your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt