Zu früh gefreut

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Am nächsten Tag stieg er mit einem Grinsen aus dem Bett. Heute würde er erfahren, wer sie war. Den ganzen Morgen grinste er vor sich hin und erntete einige erstaunte Blicke dafür. Als er den Hörsaal betrat verging ihm das Grinsen jedoch. Beinahe jedes Mädchen hatte auf ihrem Handgelenk das Symbol. Sie hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er hatte sie unterschätzt. Mit ihren brauen Haaren und den braunen Augen war sie unmöglich zu finden. "Mist" murmelte er vor sich hin. Er musste sich eine andere Strategie überlegen.

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Kurz nachdem er das Gebäude am Nachmittag verliess zog ihn eine Hand von der Strasse. Er wusste, ohne sich nach dem Gesicht umzusehen, dass es sie war. "Du hältst dich wohl für besonders klug oder?", fragte sie. "Anscheinend nicht so klug wie du", antwortete er ernüchternd. "Unterschätz mich nicht mehr", sagte sie und gab den Blick auf das Symbol frei. Es war kraklig gemalt, so dass er es ohne Probleme hätte finden können. Er verfluchte sich selbst. Warum hatte er sich so leicht von ihr austricksen lassen? 

"Hast du etwas Neues?", fragte er sie. 

Sie klappte ihre Mappe auf. "Folgendes: War die Tür offen oder gibt es einen Weg in euer Haus ohne einen Schlüssel zu brauchen?"

 "Nein. Wieso sollte es?"

 Er beugte sich über die Akten und streifte dabei leicht ihren Arm.

 "Okay. Dann haben Sie das Schloss geknackt oder einen Schlüssel gehabt. Wie sieht es mit eurem Personal aus? Wer hat einen Schlüssel oder Zugang dazu?" 

"Verdächtigst du jetzt unser Personal? Ich wüsste da jemand besseren." 

"Ach ja?"

"Dich." Er beugte sich wieder ganz nah zu ihr und sah ihr tief in die Augen.

"Du findest es also verdächtig, dass ich dir nicht den Hauch einer Chance gebe herauszufinden wer ich bin?"

"Sehr sogar." Er kam ihr noch näher.

"Vielleicht wärst du enttäuscht", sagte sie und trat einen Schritt zurück.

"Es würde dich nicht minder intelligent oder schön machen."

"Dann musst du es ja gar nicht wissen." Guter Punkt. Warum nur war sie ihm immer einen Schritt voraus?

"Was meinst du? Könnte es jemand vom Personal gewesen sein oder könnte es sein, dass jemand eingebrochen ist?"

"Warum interessiert es dich eigentlich so?"

"Ich möchte wissen was passiert ist."

"Wieso?"

"Weil es mich interessiert."

"Sonst gibt es keinen Grund?", fragte er. Es war ihr klar, dass er etwas Bestimmtes hören wollte. Er machte es noch klarer, als er ihre Wange berührte und ihr zärtlich über den Arm streichelte. Sie haderte mit sich. Irgendwie mochte sie ihn. Aber sie wollte nicht eines dieser Mädchen sein, dass er abschleppte und er sollte endlich aufhören zu denken, dass er jede haben konnte, wenn er nur mit dem Finger schnipste oder ihr ein paar Komplimente machte.

"Du tust mir leid", sagte sie schliesslich. Der hatte gesessen. Seine Hand wich von ihrer Wange zurück.

"Ich tue dir leid? Weshalb?"

"Jemand wollte dich umbringen und du weisst weder wer noch weshalb."

Damit hatte sie Recht. Sie schien ihn immer wieder zu überlisten.

"Willst du es etwa nicht herausfinden?"

"Doch."

"Dann hilf mir lieber anstatt die ganze Zeit mit mir zu flirten"

"Ich lasse dir eine Liste zukommen."

"Machen wir es besser gleich. Je mehr Zeit vergeht, desto grösser wird die Wahrscheinlichkeit, dass sie es nochmals versuchen."

"Dann liegt dir noch etwas an mir."

"Ich habe nie gesagt, dass dem nicht so wäre." Damit hatte sie Recht. Das hiess aber auch, dass er eine Chance bei ihr hatte. Er musste es nur klug anstellen und versuchen nicht Opfer dieser Ganoven zu werden bevor er seine Chance realisiert hatte.

"Also, wir haben 10 Angestellte. Ich denke alle könnten irgendwie an einen Schlüssel gelangen."

Beide beugten sich über die Mappe und versuchten eine Liste anzufertigen, wer den Tätern Zugang zum Haus verschafft haben könnte. Sobald sie fertig waren, stand sie auf und beugte sich zu seinem Gesicht runter. Sie spitze leicht ihr Lippen und küsste ihn auf die Wange. "Bis morgen, Leo", hauchte sie und war verschwunden.






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