Date im Dunkeln

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Am nächsten Tag wacht Leo voller Glücksgefühle auf. Sie haben sich nach der Krönung hinter die Bühne verabschiedet und dort an der Stelle weitergemacht, wo sie aufgehört haben. Er hat ihren Hals geküsst, ihr Dekolleté, ihre Schultern. Er hat ihren Rücken berührt und ihren Hintern, der sich voll und weich angefühlt hat. Als er sein Handy zur Hand nimmt stellt er mit Schrecken fest, dass es Samstag ist. Er wird sie heute nicht sehen. Als er jedoch die Nachrichten ansieht, stellt er fest, dass er eine Nachricht von einer unbekannten Nummer erhalten hat. Sie schreibt ihm? Sie hat doch sonst jeden Kontakt gemieden. Woher hat sie seine Nummer? Er öffnet die Nachricht. Sie will sich mit ihm treffen. Sein Herz macht ein Freudensprung. Er schreibt ihr zurück, dass man einer Königin keinen Wunsch abschlagen sollte und ihr als Königin auch das Recht zustehen würde einen Treffpunkt zu wählen. Sie schlägt am Abend vor. Sie will ihn in der Nähe des Waldrandes treffen.

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Nach Lisas gestriger Aktion hat sich E vorgenommen mutiger zu sein. Sie hatte noch seine Nummer und beschlossen ihm zu schreiben. Ausserdem hat sie beschlossen ungeschminkt zu gehen.

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Leo merkt, wie er nervös ist. Was macht sie bloss mit ihm? Weshalb freut er sich wie ein Kind an Weihnachten sie zu sehen? Den ganzen Tag kann er nur an sie denken. Wie gut sie sich anfühlt. Wie sehr er sich nach ihr verzehrt. Warum nur hat er sie bis jetzt nie bemerkt? Sie ist fantastisch. Er muss blind gewesen sein und immer noch sein. Die ganze Woche lang waren sie stundenlang im gleichen Raum und ohne die Schminke hat er sie nicht erkannt. Ihr Gesicht kann doch nicht hässlich sein. Wie kann er sie küssen und am nächsten Tag nicht sehen? Er hat doch bis jetzt jede hübsche Frau ausfindig gemacht. Versteckt sie sich vor ihm? Oder geht sie gar nicht zur Uni? Doch wie er es auch dreht und wendet, der Grund dafür, dass er nicht weiss, wer sie ist, ist er selbst.

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Sie wartet im dunklen Schatten des Waldrandes auf ihn. Der Mond leuchtet bereits hell am Himmel. Sie sieht ihn am Waldrand entlangkommen. Er ist sogar etwas zu früh. Er schaut sich suchend um. Als er an ihr vorbeigehen will, zieht sie ihn am Handgelenk zu sich, wie sie es schon so oft getan hat. Als er vor ihr steht, beginnt ihr Herz zu klopfen. Er nimmt ihr Gesicht in seine Hände und scheint gar nicht zu merken, dass sich die Schminke nicht trägt. Er küsst sie als hätten sie sich Tage, Wochen oder Monate nicht gesehen, obschon es nur wenige Stunden waren. Nachdem der Kuss geendet hat, streicht er ihr sanft über das Haar.

"Was möchtest du tun, meine Königin?", fragt er sie.

"Nur hier sein und deine Nähe geniessen." Ein Lächeln zieht sich über seine Lippen, was sie jedoch in der Dunkelheit nicht sehen kann. 

"Wollen wir nicht irgendwo hin, wo es ein bisschen gemütlicher ist?", fragt er sie.

"Du gibst ziemlich Gas oder?", entgegnet sie lachend.

"Nein, so habe ich es nicht gemeint. Ich finde es hier nur nicht so gemütlich."

"Naja, deine Königin der Lebenden wirst du nicht sehen können."

"Weshalb nicht?" Er stockt. "Hast du.." Er räuspert sich. Bevor sie etwas dagegen tun kann zieht er sie ins Licht. Schnell wirft sie ihre Haare vors Gesicht, so dass er nur so viel erkennen kann, dass die weisse Farbe nicht auf ihrem Gesicht ist.

"Willst du es mir nicht zeigen?"

Sie küsst ihn und drängt ihn vom Licht weg.

"Wovor hast du Angst? Warum kommst du ungeschminkt und willst mir dein Gesicht dann nicht zeigen?" Er versteht die Welt nicht. Er versteht sie nicht. 

"Es war eine blöde Idee. Ich muss gehen." Sie wendet sich ab und rennt weg. 

"Warte! Bitte komm zurück!", ruft Leo und versucht ihr hinterherzurennen. Doch sie ist bereits zu weit weg und er bleibt allein im Dunkeln am Waldrand stehen.


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