Kapitel 1

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Ich war endlich zu Hause angekommen, es hatte geregnet und meine sowieso schon zerrissenen moosgrünen Schuhe waren durchnässt. Heute hatte ich keinen Erfolg bei meiner Jagd gehabt, was mich ziemlich frustrierte. Ich hatte nur ein paar Wurzeln gefunden die wir kochen könnten, jedoch war dies nicht genug. Wir brauchen genug Nahrung für diesen Winter. Von den MS-Soldaten hatten wir erfahren, dass dieser Winter besonders kalt werden würde und wir uns genügend Proviant sammeln sollten. Seitdem war ich jeden Tag Morgens bei Sonnenaufgang aufgestanden und bin auf die Jagd gegangen,  Erfolglos.

Ich schob leise die Holztür auf und mich empfing direkt der Geruch von nassem Holz und alten Möbel. Unsere Hütte war nicht die beste, unser Dach war kaputt und die Vordertür hatte keinen Schloss, jedoch waren wir besser dran als viele andere in unserem Bezirk. Wir waren die Armen, die Sammler, die Bettelnden. Währenddessen wir ums Überleben kämpften und versuchten die harten Winter durch zu stehen, hatten die Menschen in der Elite ein Sorgloses Leben.

Oft träumte ich wie es wäre, mal nicht jeden Tag daran denken zu müssen was man die nächste Woche isst oder wie man Möbel und Kleidung anschafft, sondern stadtdessen ein paar Bücher zu lesen, Sachen zu erfinden und das Land weiter zu bringen. Jedoch verwarf ich diese Träume schnell, mir gefiel mein Leben hier mit Mama. Wir hatten unser eigenes kleines Reich und wir waren stolz drauf. Außerdem brauchten wir nicht viel um glücklich zu sein, wir hatten uns und unsere Hoffnungen, Träume und Gedanken.

Nachdem Vater sich das Leben genommen hatte waren wir schlecht dran und mussten gucken wie wir überlebten, jedoch hatte ich von Kindheit an gelernt mit Pfeil und Bogen umzugehen und hatte alle Tricks von Vater gelernt. Ich war geübt und wusste, dass ich es schaffen würde für mich und Mutter zu sorgen.

Ich streifte meine nasse Jacke ab, die mal Vater gehörte und mir viel zu groß war und schlich mich leise zum knarschigen alten Sofa, den ich mal für vier Kaninchen eingetauscht hatte. Es hatte mehrerer Blumenmuster drauf, welche mich immer an die Felder errinerten, an denen ich manchmal Tag träumte.

Mutter war noch am schlafen, sie hatte sich in eine dünne Decke eingekuschelt und schlief Seelenruhig. Ich strich ihr tiefschwarzes Haar aus dem Gesicht und strich über die langsam grau werdenden Stellen an ihrem Ansatz. Seit Vater sich das Leben genommen hatte ging es ihr fürchterlich, sie weigerte sich etwas zu essen und redete kein Wort. Ihr Körper war da, jedoch war sie nicht da. Mittlerweile kommt sie einiger maßen damit klar und versucht wieder meine Mutter zu sein.

"Alma, bist du wieder da?", fragte sie und öffnete ihre schlaf getrunkenen hellgrünen Augen. "Ja, Mama. Leider habe ich heute nichts gefunden außer ein paar Wurzeln, die wir uns weich kochen können. Kein Wunder bei diesem Regen. Es tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken", sagte ich und strich ihr nochmals über ihr Haar. Sie guckte mich mit großen Augen an und nickte bloß. Sie wusste, dass das nicht gutes bedeutete und wusste auch, dass wenn wir nicht bald mehr Proviant haben würden, wir verhungern würden. Außerdem wurde es immer kälter, man spürte wie der Herbst langsam sein Ende nahm und der Winter uns erreichte.

"Es tut mir leid, dass ich dir keine Hilfe bin. Ich weiß, ich bin eine schlechte Mutter. Ich werde dir Morgen helfen etwas zu sammeln", sagte sie schuldbewusst und wand die Augen von mir ab. Ich wusste, dass es ihr Leid tut und ich wusste auch dass dies alles nur leere Versprechen sind, die sie mir wieder und wieder zumutete. Trotzdem keimte sich ein bisschen Hoffnung, wie eine neue Blume in mir auf und ich stellte mir uns beim sammeln vor. "Ist schon okay, ich mache das gerne, außerdem habe ich sowieso nichts anderes zu tun", ich lächelte sie aufmunternd an und stand auf. Ich tat dies alles nicht gerne, ich hasste das alles hier. Ich hasste es zu wissen, dass ich wahrscheinlich nicht mal in der Lage dazu bin meine Mutter zu ernähren und das wir hungern würden und zwar wegen mir. Aber das konnte ich  ihr nicht sagen, es würde in meinem Herzen weh tun ihr soetwas zu zumuten. Sie hatte das alles hier nicht verdient, erst das mit Vater, dann die ganzen Probleme mit der Nahrung. Sie war kaputt gegangen, an alle dem und ich machte es nicht besser.

"Wenn du willst dann koch ich uns ein paar Wurzeln weich und hole das Brot raus. Wir haben noch ein bisschen über von gestern", sagte ich motiviert und stand auf. Sie nickte bloß und setzte sich auf, ihre Haare fielen ihr ins Gesicht und erst jetzt bemerkte ich wie alt sie doch aussah.

Schnell drehte ich mich von ihr weg und ging Richtung Ofen. Unser Ofen war alt und klein, jedoch reichte er für uns beide. Ich nahm ein paar Holzblöke von einem kleinen Holzstuhl, den Vater mal gebaut hatte, runter und versuchte ein Feuer mit Schwefelstäbchen zu machen. Die hatten wir damals von einer MS-Soldatin bekommen, sie hatte Mitleid mit uns und stecke uns eine Packung zu. Soetwas passiert sehr selten, jedoch freuten wir uns und versprachen zu schweigen. Eigentlich kamen die MS-Soldaten nur ums uns Sachen weg zu nehmen und sich über uns lustig zu machen, deswegen ist es umso besonderer wenn man von einer MS-Soldatin etwas Geschenk bekommt. Man erkennt sie an einem grünen Band an der Hand, es ist so stechend grün, dass man es von weitem noch erkennen könnte und auf dem Band wurde ein M und ein S, mit schwarzen Fäden aufgestickt.

Das Holz war nass und faulig geworden, deswegen dampfte es die ganze Zeit nur und ich war schon halb am verzweifeln, als endlich ein kleiner Funken sprang und sich langsam das Feuer entfachte. Ich atmete erleichtert auf und pustet auf die Blöcke, sodass mir ja nicht das Feuer ausging. An der Seite von dem Ofen standen ein paar alte schäbige Töpfe, ich weiß nicht wann wir diese bekommen hatten und was wir dafür eintauschen mussten, diese Töpfe waren einfach schon immer da.

Ich nahm mir den kleinsten Topf und füllte ihm mit Regenwasser, davon hatte ich genug hier, da das Dach nicht mehr ganz neu war floss an manchen Stellen Wasser durch die Decke, sodass ich an diesen Stellen auch Töfpe hinstellen musste. Als das Wasser endlich anfing zu brodeln, warf ich die hellgrünen Wurzeln hinein und mischte sie mit einem Holzstab, den ich selber geschnitzt hatte. Als sie weich wurden, schüttete ich das Wasser so gut es ging in das Feuer und ging mit dem letzten Stück Brot und den Wurzeln wieder hinüber zu Mutter. Wir aßen schweigend und waren beide dauraf fokussiert die Wurzeln durch zu kauen. Heute war ein schlechter Tag, kein Fleisch und nur ein paar Wurzeln. Ich würde morgen wieder auf die Jagd gehen und hoffte und betete zu allen Göttern, dass es nicht regnete.

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1158 Wörter

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~jemand

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 16, 2019 ⏰

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Alma und GabrielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt